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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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warten?«
    »Falls Ihr zurückkehrt, werdet Ihr mich hier finden.«
    Der Boden der Insel bestand aus losen Kieseln, und der Krieger mußte aufpassen, nicht auszurutschen. Schwer und dick lag die Luft auf ihm, doch er konnte das Lichtgeviert oben auf dem Hügel deutlich erkennen. Das Leuchten pulsierte, und wenn man zu lange darauf sah, verspürte man seine hypnotisierende Kraft. Die Frau mit dem Säugling hatte das Rechteck vor ihm erreicht. Nach einem Moment des Zögerns betrat sie es. Das Licht pulsierte heftig und beruhigte sich kurz darauf wieder. Aber sein Verlangen schien noch nicht gestillt zu sein.
    Als Axis die Kuppe erreichte, erkannte er neben dem Tor eine schmale dunkle Gestalt, die hinter einem Tisch saß. Er trat auf sie zu, und sie hob träge den Kopf aus einer tiefen Versunkenheit. Zwei flache Schalen standen vor ihr, aus denen es matt glühte.
    »Ich höre Schritte«, sagte die Wächterin.
    Der Krieger näherte sich mit knirschenden Schritten dem Tisch und blieb ein gutes Stück davor stehen. Im Widerschein des leuchtenden Tores erkannte er eine hagere Frau mit bleicher, leuchtender Haut, tief in den Höhlen liegenden schwarzen Augen und langem dunklen Haar, das ihr bis auf den Rücken reichte. Sie hatte die weißen Hände vor sich auf den Tisch gelegt.
    Irgendwie erinnerte die Wächterin ihn an Veremund. »Ich …« begann Axis und mußte sich räuspern. Es fiel ihm schwer, an diesem Ort und zu diesem Wesen zu sprechen, das nicht allzu erfreut darüber zu sein schien, einen Lebenden vor sich zu haben. »Ich suche die Torwächterin«, stammelte er schließlich und fühlte sich erleichtert, daß seine Stimme trotz seiner Aufgewühltheit halbwegs klar klang.
    Die Frau betrachtete ihn aus ihren großen schwarzen Augen. Eine weitere Seele näherte sich, warf einen kurzen Blick auf die Frau und trat dann durch das Tor. Als das Viereck aufleuchtete, nahm die Wächterin ein kleines Metallkügelchen aus der linken Schale und ließ es in die rechte fallen. Ein leises Klingeln ertönte.
    »Ich bin die Torwächterin«, erklärte sie dann mit einer eigenartig tonlosen Stimme, »und führe hier Buch. Seid Ihr gekommen, um Euch mitzählen zu lassen? Das geht nicht, denn Ihr lebt noch.« Sie lächelte, und Axis wünschte sich, sie würde eine andere Miene aufsetzen. Ihr Lächeln wirkte ungefähr so anziehend wie das einer vier Tage alten Leiche, und ihm wohnte die Boshaftigkeit eines Alptraums inne.
    »Ich bin gekommen, um eine Bitte vorzutragen.«
    Die nächste Seele schwebte ins Tor, und die Frau legte wieder ein Kügelchen aus der einen Schale in die andere. Danach sah sie ihn wieder an. »Aha, eine Bitte. Wie ungewöhnlich. So etwas haben wir hier nur selten.«
    Bevor der Krieger weitersprechen konnte, rückte ein ganzer Schwarm Toter heran. Die Wächterin tauschte für jede Seele, die durch das Tor ging, Kügelchen für Kügelchen aus. Das fortwährende und immer gleiche Klingeln der Kugeln, wenn sie in die zweite Schale fielen, begann Axis unruhig zu machen. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht aus der Haut zu fahren.
    Endlich war auch der letzte aus der Schar hindurch, und die Wächterin wandte sich wieder ihm zu. »Ein Brand in einem Wirtshaus«, erklärte sie unbeteiligt. »Vierunddreißig Tote.«
    »Gehen alle, die hier erscheinen, durch das Tor?« wollte Axis wissen und fragte sich, was die Frau wohl täte, wenn eine Seele einfach nicht weiterginge.
    Die Wächterin schürzte die Lippen. »Nein«, antwortete sie und zeigte auf ein Häufchen von etwa fünfzig schwarzen Kügelchen am rechten Rand des Tisches. »Die hier haben sich geweigert.«
    Der Krieger warf einen Blick darauf und wollte schon fragen, ob sich auch Freierfall unter den Verweigerern befände, als sein Blick auf zwei weitere, kleinere Häufchen fiel. Das eine enthielt nur sieben Kugeln, die aber hell wie Sterne funkelten und in der Mitte des Tisches lagen. Ganz links hingegen befanden sich vielleicht drei Dutzend goldener Kugeln. Er deutete auf die beiden Haufen. »Und wofür stehen die?«
    »Die?« fragte sie und zog die Augenbrauen hoch. In diesem Moment erkannte Axis, daß es sich bei ihr um die schönste Frau handelte, die er je erblickt hatte. »Ihr könnt sie sehen?«
    »Ja. Beide unterscheiden sich von den anderen. Sie leuchten. Vielleicht ruft das unruhige Licht diesen Effekt hervor. Handelt es sich bei diesen auch um Seelen, die nicht hindurch wollten?«
    »Nein.« Sie zeigte auf die sieben strahlenden Kügelchen. »Das sind

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