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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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und krabbelte dann auf allen vieren aus dem Raum. Seine drei Brüder beeilten sich ihm zu folgen. Wer wußte schon, wie lange ihr Glück noch anhielt. Heute hatte ihr geliebter Herr darauf verzichtet, auch sie zu züchtigen.
    Gorgrael lief zwischen den schweren dunklen Möbeln in seinem Gemach hin und her – unheimlich geformten, fremdartigen Stücken, die in jede Ecke ihre Schatten warfen. Der Zerstörer liebte die düstere Atmosphäre dieses Raums mit ihrer unterschwelligen Boshaftigkeit. In dieser Umgebung hatte er seine besten Einfälle.
    Eine Ecke des Zimmers wurde von einer massiven Feuerstelle mit schweren gußeisernen Kaminplatten beherrscht. Obwohl der Zerstörer seine Kreaturen hauptsächlich aus Nebel und Eis erschuf, handelte es sich bei ihm selbst doch um ein Wesen aus Fleisch und Blut, das in regelmäßigen Abständen der Wärme und Behaglichkeit eines offenen Feuers bedurfte. Jetzt stapfte er auf den kalten Kamin zu und schnippte mit den Fingern. Sofort leckten Flammen über die Scheite, die im Hintergrund aufgetürmt waren. Gorgrael murmelte vor sich hin. Manchmal sah er im Feuer seltsame Gestalten, die ihm Unbehagen bereiteten.
    Danach drehte Gorgrael sich zu einer Kommode um, deren Oberflächen und Kanten so intensiv poliert waren, daß das Holz glänzte. Er öffnete sie und holte eine kristallene Karaffe hervor. Der Zerstörer lächelte. Dieses schöne Stück hatte er zusammen mit dazu passenden Gläsern aus der Feste Gorken mitgenommen. Die Vorstellung gefiel ihm ungemein, daß Bornheld und Faraday sie bei ihrer Flucht hatten zurücklassen müssen. Er summte eine gebrochene, düstere Melodie, nahm mit seiner schuppigen Klauenhand ein Glas und füllte es mit dem Wein aus der Karaffe.
    Oh ja, Gorgrael sah sich durchaus als Mann mit Geschmack und Manieren. Darin konnte er es mit jedem aufnehmen. Ganz gewiß mit Axis. Faraday würde vielleicht noch lernen, die Zeit zu genießen, die sie in seiner Burg verbrachte. Möglicherweise hielt sie ihn dann sogar für einen angenehmen Gesellschafter. Dann müßte er sie wohl doch nicht töten.
    Der Zerstörer trank einen Schluck und schlug dabei leicht mit dem Glas gegen einen seiner Hauer. Ein Tropfen lief ihm übers Kinn, als sein groteskes Maul und die lange Zunge versuchten, das zierliche Kristallgefäß zu erfassen, aber nicht zu Schaden kommen zu lassen. Dann griff Gorgrael wieder in die Kommode und zog ein großes Paket hervor. In der Festung hatte er mehr Beute gemacht als nur ein wenig Kristall.
    Zufrieden grunzend begab er sich damit zu seinem Lieblingssessel und schob ihn näher ans Feuer heran. Ein guter Sessel, beinahe ein Thron, mit einer hohen Lehne und daran befestigt ausgebreitete Schwingen, die fast bis an die Decke reichten. Der Zerstörer ließ sich darin nieder und riß mit der freien Hand das Paket auf. Lange saß er nur da und betrachtete den Inhalt. Dann zog Gorgrael die Krallen ein und strich so vorsichtig wie möglich über seinen neuesten Schatz. Aufgeregt trank er den restlichen Wein in einem Zug aus und schleuderte dann das störende Glas in den Kamin, wo es zwischen den Flammen zersprang.
    Auf dem Schoß des Zerstörers lag zerdrückt und zusammengeknüllt das smaragd- und elfenbeinfarbene Hochzeitskleid Faradays. Während er es bewunderte und den Geruch und die Erinnerung an die Frau, die es einmal getragen hatte, in sich aufnahm, überkamen ihn unbekannte, schmerzliche Gefühle, die ihn mit Anteilnahme erfüllten. Etwas, das Gorgrael überhaupt nicht behagte. Und schlimmer noch, er fühlte sich plötzlich verloren, und dieses Gefühl konnte er gar nicht ertragen.
    Plötzlich gab es eine Bewegung in der Luft, Wirbel fuhren durch den Raum, und die Flammen schlugen höher.
    »Sie ist eine sehr schöne Frau, Gorgrael«, sagte eine leise und sanfte Stimme hinter ihm. »Da wundert es mich nicht, wenn Ihr hier mit ihrer Seide sitzt, um Euch Trost zu spenden.«
    »Lieber Mann«, entfuhr es dem Zerstörer tonlos. Monate waren vergangen, seit der Dunkle Mann ihn zum letzten Mal besucht hatte.
    Eine vollkommen eingehüllte Gestalt kam um den Sessel herum, stellte sich für einen Moment ans Feuer und kehrte Gorgrael halb den Rücken zu. Der Mann hatte die Kapuze seines schweren schwarzen Umhangs tief ins Gesicht gezogen.
    »Seid Ihr der Dame schon einmal begegnet?« fragte der Zerstörer, der jetzt unbedingt mehr von Faraday erfahren wollte. »Habt Ihr gar mit Ihr gesprochen?«
    Die Gestalt ließ sich vor dem Feuer nieder. »Ja, ich kenne

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