Tanz der Verführung
und starrte auf den Staub, der auf der Straße unterhalb der Ziehbrücke aufgewirbelt wurde, dann sah er in die Richtung, in welche die Wachen Rexana gebracht hatten. Sie war ihm jetzt eine Antwort schuldig.
Die Wächter hielten sie nicht mehr fest, sie stand mit zerzaustem Haar ein Stück weit entfernt. Wie ungemein bezaubernd sie aussah. Er verfluchte den lüsternen Seufzer, der ihm selbst in diesem Augenblick zu entfahren drohte.
Mit einem Kopfnicken entließ Fane die Wachen, die diskret Abstand hielten.
Er sah Rexana durchdringend an.
»Rudd hätte dem Kind nichts zuleide getan«, sagte sie leise.
»Das könnt Ihr nicht mit Sicherheit sagen.«
»Doch.«
Fane schnaubte. »Ich wette, den Bruder, den Ihr einst kanntet, gibt es nicht mehr.«
Angst legte sich auf ihr Gesicht. Sie sah fort, als faszinierten sie die Geräusche und der Tumult bei den Ställen. Sein ganzer Körper verspannte sich. So leicht kam sie ihm diesmal nicht davon.
»Ihr habt Rudd den Essdolch gegeben, nicht wahr?«
Sie hob ihr Kinn und begann, an ihrer Unterlippe zu nagen. Das hatte sie zum letzten Mal getan, als sie sich geliebt hatten, kurz bevor sie ihren Höhepunkt erreicht und damit seine Lust noch gesteigert hatte.
Gemischte Gefühle tobten in ihm. Einerseits hatte er das Bedürfnis, sie an sich zu ziehen und zu küssen, andererseits hätte er sie am liebsten geschüttelt. Stattdessen hob er ihr Kinn noch höher und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich möchte eine Antwort.«
Unter seinen Fingern konnte er spüren, wie sie schluckte. »Warum fragt Ihr mich? Vielleicht hat ihm ein Diener den Dolch mit dem Essen überbracht.«
»Ich habe alle vor solchen Dummheiten gewarnt, und niemand würde meine Befehle missachten.« Er fuhr mit seinem Daumen über ihre zarte Wange. »Nur Ihr würdet mich herausfordern.«
Sie schwieg einen Augenblick, dann sagte sie ruhig: »Ich habe ihm das Messer gegeben.«
»Habt Ihr es in den Kleidern versteckt?«
Sie nickte heftig.
Fane fluchte und ließ seine Hand sinken. »Törichtes Weib.«
»Ich weiß, was Ihr glaubt und was Eure Beweise bedeuten.« Sie zitterte. »Aber ich habe Euch schon gesagt, dass Rudd kein Verräter ist. Er kann seine Vergehen nicht gestehen, weil er nichts Schlimmes getan hat.«
Fane seufzte. »Er ist ein Verbrecher, und wenn Ihr die Beweise nicht akzeptieren wollt, die ich Euch gegeben habe, dann beweist es zumindest sein Verhalten heute.« Seine Stimme verwandelte sich in ein gefährliches Knurren. »Eure Tat macht Euch ebenfalls verdächtig. Ich habe Euch vertraut und Euch zuvorkommend behandelt, indem ich Eurem Bruder frische Kleider schicken ließ, doch Ihr habt mich betrogen.«
Sie schüttelte den Kopf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und schimmerten so grün wie das frische Gras einer Waldwiese. Trotz seiner Wut und dem, was sie ihm angetan hatte, konnte er sie nicht weinen sehen. Seine Stimme schwankte. »Wir haben solch eine Leidenschaft genossen, Rexana, und wir haben begonnen, einander zu vertrauen. Warum habt Ihr mich so hintergangen?
Warum?
«
Obwohl sie kein Wort sagte, blitzte eine Antwort in ihren feuchten Augen auf. Sie hatte ihn betrogen, um ihren Bruder zu retten, doch sie hatte auch aus Selbstinteresse gehandelt. Sein Herz schrie auf, als hätte sie es ihm aus der Brust gerissen. Tief in ihrem Innersten vertraute sie ihm nicht. Wie so viele andere auch sah sie ihn nur als den Barbaren, der es mit einer sarazenischen Kurtisane getrieben hatte.
Egal, wie sehr er sich auch bemühte, er würde sie niemals ganz für sich gewinnen können.
Ich liebe Euch nicht. Ich werde Euch niemals lieben
. Das hatte sie an dem Tag gesagt, als er um ihre Hand angehalten hatte.
Es war die Wahrheit gewesen.
Bitter kam es ihm über die Lippen: »Ich sollte Euch für das, was Ihr getan habt, in den Kerker werfen lassen.«
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich bin keine Verräterin. Doch wenn ich für meine Taten in den Kerker muss, so soll es geschehen.«
Fane blickte über die Schulter und rief: »Wachen.«
Als die Männer näher kamen, versteifte sie sich. Ihren Kopf hielt sie dennoch stolz erhoben.
»Bringt Lady Linford in mein Gemach und sorgt dafür, dass sie es nicht verlässt. Ich möchte zudem Wachen unter dem Fenster postiert sehen. Von jetzt an verlässt und betritt niemand den Raum ohne meine Erlaubnis.«
Ihr Blick wurde eiskalt. »Warum werft Ihr mich nicht in den Kerker und kettet mich an die Wand, so wie Ihr es auch mit meinem Bruder
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