Tanz der Verführung
keinen anderen Grund dafür vorstellen, als dass er sie gesammelt hat, um sie später dem König zu schicken.«
»Genau, Lll …Linford.« Rudd schlug mit der Faust auf den Tisch. Dann nahm er einen weiteren Schluck Bier und rülpste laut.
Nervös atmete Rexana ein. »Seid Ihr wirklich von seiner Unschuld überzeugt?«
Fane nickte.
»Oh!« Freude und unaussprechliche Liebe zu Fane ergriffen sie, drohten ihr Herz zu zersprengen. Sie warf sich in seine Arme, schmiegte sich an ihn und drückte ihn fest. Endlich konnten sie ungehindert zusammen sein und ihr Glück genießen.
Auch er drückte sie an sich, doch schien seine Umarmung etwas zurückhaltend und seine Haltung angespannt. Zweifel nagten an ihrer Hochstimmung.
Aber noch bevor sie ihn fragen konnte, sagte Fane: »Es gibt außerdem noch jemanden, der für seine Unschuld bürgen könnte, hat Rudd gesagt.«
Sie hob ihren Kopf, der auf Fanes Wams lang. »Wer?«
»Thomas.«
Sie schluckte und sah Rudd an. »Warum habt Ihr mir nichts davon gesagt?«
Er antwortete nicht. Seine Mundwinkel hingen herab und er schloss die Augen. Dann ließ er den Kopf auf die Brust fallen und fing an zu schnarchen. Celeste fuhr fort, seine Schulter zu nähen.
»Er ist bewusstlos«, murmelte Fane.
»Geht es ihm gut?« Rexana löste sich aus Fanes Umarmung und lief zum Tisch. Sie tippte ihrem Bruder auf die heile Schulter, doch er regte sich nicht.
»Morgen wird es ihm schon viel besser gehen, abgesehen von seinem Brummschädel. Er ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.« Fane lachte ironisch. »Rexana, er ist ein Mann, kein Junge mehr.«
Als sie liebevoll auf ihren Bruder herabblickte, röteten sich ihre Wangen. »Ihr habt recht.«
»Natürlich.«
Sie rollte die Augen und blickte zum schattigen Dachstuhl hinauf, dann richtete sie sich auf. Fane war zu seinem Tisch gegangen. In seinem Blick lag Fröhlichkeit, doch auch Vorsicht.
Irgendetwas verbarg er vor ihr.
Sie unterdrückte einen Anflug von Unsicherheit und bat: »Sagt mir doch, was er Euch erzählt hat. Ich kann nicht bis morgen warten, um ihn selbst danach zu fragen.«
Fane rieb sich mit der Hand den Nacken. »Na schön. Wie Ihr wisst, hat Rudd Thomas dafür bezahlt, damit er seine Scheune nutzen durfte. Rudd wollte dort ein wichtiges Treffen arrangieren und alle Verräter dazu einladen. Er hatte außerdem vor, dem königlichen Minister ein Schreiben zu schicken. Hätten die königlichen Streitkräfte während des Treffens angegriffen, hätten sie die meisten Verräter gefangen. Der Aufstand hätte verhindert werden können.«
»Doch noch bevor das Treffen stattfinden konnte, hatten Eure Männer schon Rudd in der Taverne gefasst.«
»Richtig.«
Mit gerunzelter Stirn entgegnete sie: »Das verstehe ich nicht ganz. An dem Tag, als Ihr mir zu Thomas’ Haus nachgekommen seid, hat Thomas doch gesagt, dass Rudd ein Verräter sei.«
»Rudd hatte Thomas schwören lassen, niemandem die Wahrheit zu sagen, nicht einmal Euch, denn er hatte Angst, entdeckt zu werden, und fürchtete Garmonn, den Kopf der Verräter. Euer Bruder machte sich aber nicht nur um sich selbst Sorgen, sondern auch um Euch. Der mutige Thomas hielt eine Zeitlang sogar ein paar Dokumente für Rudd versteckt.«
»Bis Rudd in den Besitz des Kästchens kam und die Brosche anfertigen ließ«, vermutete sie.
Fane nickte. »Trotzdem ist Thomas loyal. Als Kester zu ihm nach Hause kam und ihm Fragen stellte, log Thomas die Männer seines Herren nicht an, sondern gab zu, Rudd die Scheune vermietet und von seiner Verstrickung mit den Verrätern gehört zu haben. Und das war genau das, was Rudd wollte. Euer Bruder wollte schuldig erscheinen.«
»Ich verstehe«, sagte sie blinzelnd, »glaube ich zumindest.«
Ein Schatten legte sich auf Fanes Gesicht. »Ich gebe zu, das ist eine recht verworrene Geschichte. Thomas wird zweifellos bestätigen, was Rudd erzählt hat. Ich werde ihn morgen früh aufsuchen.«
Rexana sah zu ihrem Bruder, dessen Brust sich nun im Tiefschlaf langsam hob und senkte. Noch vor ein paar Tagen war er in Ketten im Kerker gefangen und als Verbrecher verurteilt gewesen. Hätten sich die Ereignisse der letzten Tage anders entwickelt, hätte er vielleicht nicht mehr die Möglichkeit gehabt, seinen guten Ruf zu retten und zu beweisen, dass er unschuldig war. Doch daran wollte sie gar nicht denken. »Wenn Rudd heimlich für den König gearbeitet hat, warum hat er Euch dann nichts gesagt, als Ihr ihn verhört habt?«
»Er hatte Angst, die
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