Tanz der Verführung
in ihrer Seele brannte. »Bitte, glaubt mir. Ich liebe Euch. Ich liebe Euch!«
Etwas, das sich wie ein Seufzer anhörte, brach aus ihm heraus.
Er ließ sie los und wandte sich ab.
Rexana wischte sich die Tränen aus den Augen und blickte auf die steifen Umrisse seines Rückens. Ihr Leib pulsierte auf eine ihr inzwischen vertraute Weise vor Verlangen. Sie sehnte sich danach, ihn zu küssen und ihm zu beweisen, wie sehr sie ihn die letzten Tage vermisst hatte. Doch diese Nähe schien nun unmöglich.
»Ich gehöre Euch mit Leib und Seele. Solange ich lebe«, schluchzte sie. »Sagt mir, was ich tun soll, um Euch meine Liebe zu beweisen, und ich werde es tun.«
Er stemmte die Hände in die Hüften und neigte den Kopf. Sein Wams öffnete sich leicht, und schmerzvolle Erinnerungen überkamen sie. Das langsame, feuchte Verschmelzen ihrer Lippen und Zungen. Der Druck seiner harten, erfahrenen Lenden. Der Sturm der Leidenschaft, der nun heftiger in ihren Adern zu wüten schien als jemals zuvor. Wenn sie ihm schmeichelte und ihn an all das Wunderbare erinnerte, das sie zusammen geteilt hatten, und die ungestörte Zukunft, die vor ihnen lag, würde er dann mit ihr ins Gemach kommen? Konnten sie die Qualen der letzten Tage besiegen und ihren Tanz von neuem beginnen?
Zitternd streckte sie ihre Finger aus und berührte seine Schulter. Als er gequält aufsah, hörte sie Schritte und dann den Ruf eines Dieners, der vor ihnen stehen geblieben war. »Mylord.«
Fane fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Ist es wichtig, Winton?«
»Lord Darwell ist hier.«
Schlurfende Schritte waren in der Halle zu hören. Rexana unterdrückte einen Fluch, drehte sich um und sah Darwell mit rotem, schweißnassem Gesicht auf sie zueilen.
»Sheriff, ich habe wichtige Neuigkeiten. Ich …« Darwell blieb stehen, starrte erst Rudd an, der auf dem Tisch zusammengesunken war, und dann sie und den grimmig dreinblickenden Fane. »Oh, äh, störe ich?«
Als Fane auf Darwell zuging, ließ Rexana ihre Hand wieder an ihre Seite sinken. Traurigkeit überwältigte sie. Wie gefasst Fane nach ihrer Unterredung wirkte, während ihr die Augen brannten und ihre Seele in tausend Stücke zu bersten schien.
»Ich bin froh, dass Ihr hier seid«, sagte Fane knapp. »Ich hatte vor, morgen früh nach Euch zu schicken. Wir haben etwas zu besprechen.«
Darwell grinste wie ein entzücktes Kind, und ein Schauder durchfuhr Rexana. Scheinbar hatte er noch nichts von Garmonns Verhaftung erfahren.
Warum war er bloß so freudig erregt?
»Mylord«, flüsterte er, »dieses Staatsgeheimnis, dass Ihr, äh, dass ich versprochen habe zu …« Er keuchte und legte sich die Hand auf den Mund. »Ich weiß, dass ich geschworen habe, nicht darüber zu sprechen, aber heute Abend ritt ein Bote des königlichen Ministers durch meine Tore.«
Rexana erstarrte, während Fane fragte: »Bote?«
Darwell nickte. »Er sagte mir, ich solle Euch die Nachricht überbringen, dass der königliche Minister Euer Schreiben erhalten hat und morgen mit seinem Gefolge Tangston erreichen wird.« Darwell zupfte an seinem Bart und strahlte. »Der arme Bote wirkte völlig erschöpft von seinem langen Ritt, also habe ich ihm versprochen, Euch die Nachricht selbst zu überbringen.«
»Ich verstehe«, meinte Fane.
Darwell knetete seine Finger. »Mylord, ich muss es jetzt wissen. Der Besuch betrifft das Staatsgeheimnis, nicht wahr?«
Eine leichte Röte überzog Fanes Wangen. »Ich fürchte, mein Freund, es gibt gar kein Staatsgeheimnis. Und es hat auch nie eines gegeben. Der Minister des Königs kommt wegen der Verräter. Und wegen Garmonn.«
»Kein Geh … Garmonn?« Die Fröhlichkeit wich aus Darwells Gesicht. »Ist mein Sohn in Schwierigkeiten?«
Rexana bekämpfte einen Anflug von Mitleid.
»Ja.« Fane klopfte ihm auf die Schulter. »Ich werde Euch alles erzählen, aber ich befürchte, dass ich auch prüfen muss, inwieweit Ihr selbst in die Sache verwickelt seid. Doch zunächst möchte ich wissen, ob der Bote noch andere Nachrichten überbracht hat?«
Darwells verblüffter Blick fiel auf Rexana. Er schloss die Augen, schüttelte den Kopf, und ihr gebrochenes Herz krampfte sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen.
»Tut mir leid, Mylady«, sagte er. »Ich denke, der Minister des Königs wird Euren Bruder des Verrats beschuldigen.«
22. Kapitel
R exana lehnte sich aus dem Fenster des Gemachs und blickte zum nächtlichen Himmel empor. Die Sterne glitzerten wie helle Tränen am schwarzen
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