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Tanz der Verführung

Tanz der Verführung

Titel: Tanz der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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drang in Fanes Gedanken. »Wie seid Ihr an ihre Brosche gekommen? Was habt Ihr mit Rexana gemacht?«
    Fane stieß ein schroffes Lachen aus. »Bis jetzt noch gar nichts.« Er wandte sich um und durchschritt den Kerker. Der dunkle Raum verschwamm vor ihm in einem roten Dunst.
    »Linford!«
    Fane ignorierte die eindringlichen Schreie des Jungen, das erstaunte Gemurmel der Wachen und den kalten Windzug, der ihn umwehte, als er die Treppe hinaufstürmte.
    Lady Rexana war ihm eine Erklärung schuldig.
    Sie schuldete ihm noch viel mehr als das.
    *
    »Seht Ihr, Mylady? Ich habe Euch doch gesagt, dass wir Tangston sicher verlassen würden.«
    Rexana saß in eine Ecke des ruckelnden Wagens gedrückt und blickte durch die neblige Nacht zu Henry nach vorn. Sie verdrängte ein aufkommendes Gefühl der Unruhe. Wie dumm von ihr, den Erfolg in Frage zu stellen. Jede knirschende Umdrehung der Wagenräder brachte sie weiter von Linfords Burg weg. Sie lächelte. »Du hast es geschafft. Danke für deine Begleitung und deinen Edelmut.«
    Henry saß vorne neben dem Trommler, der das Pferd lenkte, und grinste. »Ganz meinerseits, Mylady.« Stolz wie ein junger Hahn warf er sich in die Brust. »Es war gut, die Küchenmagd nach dem Weg zum Außenhof zu fragen. Sie war so vernarrt in mich, dass sie wahrscheinlich nichts von unserem Geschwätz behalten wird.« Er hob die Augenbrauen. »Außerdem hat sie gut geküsst.«
    Die Musiker lachten.
    Der Trommler schnaubte. »Bin ja froh, dass du nicht versucht hast, auch mit den Wachen im Pförtnerhaus zu schäkern. Die hätten uns sonst vielleicht gar nicht nicht rausgelassen.«
    Noch mehr Gelächter war zu hören. Rexana hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass eine Frau die beiden grimmigen Wachposten küssen mochte, die jeden beäugten, der durch die Tore von Tangston ritt – von einem grauhaarigen Krieger ganz zu schweigen!
    Eine sanfte Brise fuhr durch die Bäume am Wegesrand, deren Säuseln mit dem Lärm des Windes, der hinter Tangstons Mauern heulte, nicht zu vergleichen war. Noch einmal musste sie mit einem Schaudern an den quälenden Augenblick denken, als die Wachen sie zum Halten aufgefordert hatten. Als der Wagen ächzend stehen geblieben war, hatte sich alles vor Angst in ihrem Kopf gedreht. Hatte Linford ihr Verschwinden schon entdeckt? Wusste er nun, dass sie Rudds Schwester war? Hatte er ihre Verhaftung angeordnet? Sie hatte sich tiefer in Henrys wollenen Umhang gegraben und die Kapuze ins Gesicht gezogen. Doch nachdem Henry ein paar Worte mit ihnen gewechselt und der Trommler ein paar derbe Witze gemacht hatte, hatten die Wachen sie über die Zugbrücke auf die steinige Straße gewinkt, die sich nach Ickleton wand.
    Das Pferd fiel in einen gleichmäßigen Trab, und die Männer machten weiter ihre Scherze über das Küssen. Rexana kuschelte sich in die Kissen und Decken, die man für sie ausgelegt hatte. Die leichte Brise, die nach feuchtem Lehm roch, bahnte sich ihren Weg unter die Kapuze und strich über ihre Wangen. Sie glich der sanften Berührung von Linford.
    Ungewissheit bohrte sich wie eine Faust in ihren Magen.
    Waren sie dem Sheriff wirklich entkommen? Er und seine Männer konnten die Verfolgung aufgenommen haben. Sie konnten ganz plötzlich aus den schwarzen Schatten der Nacht auftauchen und sie erstaunt fragen, was sie in dem Glauben ließ, dass sie ihn betrügen konnte.
    Sie verkroch sich noch tiefer in den Decken. Würde Rudd begreifen, dass er ihre Identität schützen musste, wenn Linford ihn wegen der Brosche befragte, oder würde er antworten? Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf. Wenn er sie nicht verriet und sie in den kommenden Tagen einen Weg fand, ihn zu befreien, würde Linford vielleicht niemals erfahren, dass seine verschleierte Tänzerin in Wirklichkeit eine reiche junge Adelige war. Eine Jungfrau, die noch von keinem Mann geküsst worden war.
    Die Erinnerung an Linfords hungrige Blicke schwebte durch ihren Sinn. Die Haut über ihren Brüsten schien sich zu spannen. Wurde heiß. Ihre Lippen prickelten, als hätte sich die kühle Nachtluft gegen sie verschworen und ahmte seinen Kuss nach. Wie es wohl gewesen wäre, ihn zu küssen? Ob er so wunderbar exotisch schmeckte?
    Ein Nachtvogel flatterte über ihnen, kreischte aufgeregt und riss sie aus ihren Gedanken. Sie errötete. Sie musste sich schämen, sich ihrem Verlangen hinzugeben, während Rudd von Linford gefangen gehalten wurde.

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