Tanz der Verführung
halb nack …, äh, fesselnden Auftritt?« Darwell beugte sich zu Fane, als hätte er Angst, die knisternden Flammen könnten ihn belauschen. »Ihr könnt Euch mir anvertrauen. Ich werde niemandem davon erzählen, das schwöre ich.«
Fane legte die Hand auf den Mund, als grüble er über eine wichtige Angelegenheit nach, und sagte dann: »Der König hat mir verboten, über Lady Rexanas Auftrag zu sprechen. Wie dem auch sei, niemand«, und dabei wurde sein Ton schärfer, »ich wiederhole,
niemand
darf erfahren, dass sie heute Abend hier aufgetreten ist.«
Gebannt riss Darwell die Augen auf. »Ein Staatsgeheimnis? Oh, ich werde ganz bestimmt nicht darüber sprechen.«
»Wenn Ihr es trotzdem tun solltet«, sagte Fane leise drohend, »muss ich die königlichen Minister von Eurer Indiskretion unterrichten. Das wäre für Euch und Eure Söhne zweifellos nicht von Vorteil.« Er machte eine Pause, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Es würde in jedem Fall Garmonns Chancen auf eine reiche Heirat zerstören.«
Darwell erblasste. »Ich schwöre bei meiner Ehre, dass Lady Rexanas Geheimnis sicher bei mir aufgehoben ist.«
»Gut«, seufzte Fane erleichtert und lächelte. »Möge dieser Abend der Beginn einer langen und nutzbringenden Freundschaft sein. Ich werde uns nun etwas Wein kommen lassen, auf dass wir unsere Übereinkunft begießen können.« Fane begab sich zur Tür seines Gemachs und sagte: »Da Ihr schon einmal hier seid, müsst Ihr mir alles über Lady Villeaux erzählen.«
Darwell schüttelte deutlich verwirrt den Kopf und tupfte sich den Schweiß von der Oberlippe. »Was immer Ihr wissen wollt, Mylord, ich werde es Euch gerne erzählen.«
5. Kapitel
M it den Schuhen in der Hand lief Rexana über die vom Morgennebel verhangene Wiese. Die Vögel zwitscherten und flogen von Ast zu Ast, während sie versuchte, Klarheit in ihren müden Kopf zu bringen und ihre wirren Gedanken zu ordnen. Mit der aufgehenden Sonne, hoffte sie, würden auch ihre Ängste verfliegen, wie die Nebelschwaden, die von dem tiefen, graugrünen Weiher aufstiegen.
Sie ließ ihre Schuhe in das Gras fallen, ging zum Wasser hinunter, hob ihre Röcke bis zu den Knien und ging in die Hocke. Nachdenklich betrachtete sie ihr Spiegelbild auf der Wasseroberfläche und fuhr mit dem Finger darüber, so dass es in einer Wolke aus braunem Schlamm verschwamm. War das ein Vorzeichen für ihre ungewisse Zukunft?
Eine leichte Brise kräuselte die Oberfläche des Weihers. Sie fröstelte. Ihr Körper schmerzte noch nach der unruhigen Nacht, die sie hinter sich hatte. Kurze Schlafphasen hatten sich mit Alpträumen abgewechselt, in denen ein schadenfroher Darwell Lord Linford erzählte, wer sie war, und Rudd immer wieder laut ihren Namen rief. Und sie hatte vom wutentbrannten Gesicht des Sheriffs geträumt, der ihr gegenüberstand.
Bei jedem Knarren des Bettes und jedem Windstoß, der an den Fensterläden rüttelte, war sie aufgewacht. Doch bis jetzt war Linford noch nicht auf der Suche nach ihr in Ickleton aufgetaucht. Bis zur Morgendämmerung hatte er die Tore von Ickleton noch nicht erreicht.
Vielleicht hatte Darwell doch nichts bemerkt.
Vielleicht hatte Rudd geschwiegen.
Sie zog ihre Finger aus dem trüben Wasser.
»O Rudd«, flüsterte sie.
Im Morgengrauen hatte sie sich mit Henry und ein paar getreuen Kriegern getroffen, aber außer der Idee, Tangstons Fallgitter niederzureißen und ihn aus dem Kerker zu entführen, war ihnen nichts eingefallen, um Rudd zu befreien. Bei dem Gedanken, dass bei solch einem Versuch Leben vergeudet würden, drehte sich ihr der Magen um. Ihr war nicht nach einer blutigen Schlacht zumute, vor allem nicht gegen einen erfahrenen Kreuzritter, wie Linford es war.
Zudem war Linford noch immer im Besitz des Schreibens mit der Liste der Verräter, und nichts konnte ihn daran hindern, Rudd gegebenenfalls auch ein zweites Mal nachzustellen, ihn festzunehmen und gefangen zu halten.
Wenn Linford jemals erfahren sollte, dass sie ihn in die Irre geführt hatte, dann konnte er auch sie verhaften und in den Kerker werfen lassen.
Rexana ballte ihre Hände zu Fäusten, vergrub sie in dem seidigen Stoff unter ihren Brüsten, legte den Kopf in den Nacken und hielt ihr Gesicht in den Wind. Sie durfte ihre Kräfte nicht mit Sorgen über sich selbst vergeuden. Wie ging es Rudd? Fragte er sich, ob sie ihn vermisste? Vertraute er darauf, dass sie ihm helfen würde?
Der Wind strich zart wie eine Liebkosung über ihr
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