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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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bis er ihn sich schnappte, um mit seinem Blut Liams Siegel zu löschen, bevor er den Magier sehr langsam und mit großen Genuss töten würde.
    Alles im allem verlief ihr Leben also halbwegs normal, für ihre Verhältnisse jedenfalls. Er litt auch nicht an Depressionen oder sonstigen Hitzewallungen. Aber was war es dann, was mit ihm geschah? Diese verwirrenden Gefühle, die ihn in Schüben überfielen. Die wie eine Achterbahn durch sein Innerstes rasten.
    Die er nicht wollte. Warum fühlte er plötzlich etwas – und warum, zum Teufel, hatte er heute Morgen Faye geküsst? Was, verdammt noch mal, war mit ihm los? Wütend drehte er sich um und stiefelte zum Herd rüber. Der war genauso verwaist wie der Rest des Hauses. Liam war in der Shaolin Academy und Faye hatte es nach dem Frühstück so eilig gehabt, mit Luke zusammen aus dem Haus zu stürmen, dass er sich für seinen Aussetzer mit dem Kuss noch nicht mal richtig hatte entschuldigen können. Missmutig holte er die Backbutter aus dem Kühlschrank und klatschte einen Klumpen davon in die Pfanne.
    Tock … Tock … Tock …
    Scheiße! Er war gerade im Begriff, zwei Spiegeleier in die Pfanne zu schlagen. Unmutig starrte er an die Küchendecke, dann schaltete er genervt den Herd aus und machte sich erneut am Kühlschrank zu schaffen, bevor sein Vater mit seinem Stock noch den ganzen Stuck von der Decke holte. Da Liam so schnell nicht nach Hause kommen würde, musste er sich notgedrungen um das Mittagessen für seinen alten Herrn kümmern.
    Stumm machte er sich an die Arbeit. Genervt richtete er das Tablett mit dem aufgewärmten Essen, Tellern und Besteck an. Ergeben stieg er wenig später mit dem Tablett beladen die schmale Treppe neben der Küche hinauf. »Dein Essen, Dad«, rief er, nachdem er mit dem Fuß die Holztür aufgeschoben hatte. Wie immer blickte sein Vater wie eine gläserne Kristallkugel durch ihn hindurch.
    Seufzend stellte Quin das Tablett auf den kunstvoll geschnitzten kleinen Nachtisch, der mit einer kupfernen Platte bedeckt war. Daneben befand sich ein breites Bett mit unzähligen Kopfkissen, die Quin jetzt in die richtig Lage schob, damit sein Vater halbaufgerichtet sitzen und essen konnte.
    Dann schnitt er das Thunfischsteak in mundgerechte Häppchen und begann seinen Vater schweigend zu füttern, während er sich zum wiederholten Male die Frage stellte, warum dieser sture alte Mann sich schon seit seiner Geburt weigerte, mit ihm zu reden. Vor seinem Schlaganfall – als er noch reden konnte. Er war nie gehässig zu ihm gewesen, nur gleichgültig, so als wenn Quin gar nicht existierte. Liam war immer sein erklärter Liebling gewesen, aber das hatte Quin nie gestört. Er fühlte auch nichts für seinen Vater.
    Nicht das geringste, so wie er auch für andere Menschen nichts fühlte, außer für Liam, in seiner begrenzten Welt der Gefühle. Seit seinem Schlaganfall wechselte er sich mit Liam ab, um ihm jede Mahlzeit hier nach oben ans Bett zu servieren. Er war zwar durch seine halbseitige Lähmung ans Bett gefesselt und konnte nicht mehr sprechen, aber die Augen von seinem Vater waren durchaus noch lebendig und er konnte lachen.
    Wenn Liam ihn fütterte, hörte Quin ihr Gelächter manchmal bis runter in die Küche. Das Telefon klingelte unten in der Diele. Genervt ließ Quin die Gabel fallen, griff nach dem Nebenapparat, der auf den Nachtschrank stand, und drückte die Durchwahltaste.
    »Hier bei Noyee«, blaffte er in den Hörer.
    »Liam, bist du es?«
    »Nein, der ist nicht zuhause«, knurrte Quin. »Wenn Sie mir Ihren Namen verraten, kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen.« In der Leitung trat ein kurzes Schweigen ein, dann sprach die Stimme weiter. »Quinton, das bist du doch, oder? Na gut, hier spricht U Thaala. Ich wollte Liam nur mitteilen, dass das Blutserum jetzt fertig ist –«
    »Welches Blutserum?«, wiederholte Quin verblüfft.
    Sein Blick wanderte dabei desinteressiert durchs Zimmer und blieb auf dem Gesicht seines Vaters hängen, der verstört seine Augen aufgerissen hatte. Wahrscheinlich plagten ihn wieder seine Blähungen, dachte Quin angewidert. Unterdessen fiel ihm wieder ein, was der Mann am Telefon meinte. Das Blut, das der Gründerrat ihnen allen abgenommen und mit irgendwelchen geheimen Substanzen mischen wollte, damit es die dämonischen Alpträume linderte.
    »Also«, fuhr U Thaala fort, »ich habe einen unserer Boten geschickt, ihr müsstet das Paket heute Nachmittag erhalten. Das Serum muss direkt oberhalb des Sterns in

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