Tanz des Lebens
ich weiß, ist, dass du für mich immer mein richtiger Bruder warst. Du bist kein Bastard, Quin. Quin, bitte, komm her.« Bittend streckte er seinen Arm aus, doch Quin schlug ihn hart zur Seite.
»Ich werde noch so lange hierbleiben, bis wir dein Siegel gelöscht haben, dann hau ich von hier ab und du siehst mich nie wieder. Und bis es soweit ist, werde ich im Wohnzimmer schlafen. Jetzt weiß ich wenigstens, warum der alte Herr da oben mir nie ins Gesicht sehen konnte und niemals ein Wort mit mir gewechselt hat.« Krachend flog die Küchentür hinter ihm ins Schloss.
Der Sekundenzeiger tickte schleichend weiter, während Faye es wagte, wieder normal zu atmen und Liam lange Zeit unbeweglich auf die geschlossene Küchentür blickte, bis er nach einer Weile lautlos flüsterte: »Du weißt gar nichts …«
27
Flammende Botschaft
U nruhig wälzte sich Quin auf dem engen Sofa im Wohnzimmer. Aber lieber würde er die dritte Nacht in Folge kein Auge zu tun, als dass er sich zu Liam in sein gemütliches Bett legen würde. Zwischen ihnen herrschte Eiszeit, seit Liam ihm die Wahrheit über seine Mutter und seinen angeblich unbekannten Vater erzählt hatte, von dem Quin sich nicht sicher war, ob er ihn tatsächlich nicht kannte. Aber er war bereit, sein Versprechen zu halten.
Solange Liam das dämonische Siegel nicht los war, würde er bei ihm bleiben – aber nicht eine Sekunde länger. Seitdem er wusste, dass er ein Bastard war, konnte er die hasserfüllten Blicke seines Vaters verstehen, weigerte sich aber, Liam zu verzeihen, der ihn sein ganzes 17-jähriges Leben über belogen hatte. Erschöpft schloss Quin für einen kurzen Augenblick seine Augen. Seine größte Frage blieb immer noch unbeantwortet.
Welcher Schwarzmagier hatte Liam, den blinden Jungen und das sture Mondmädchen ausgewählt, um das versiegelte Portal zu öffnen? Alle Magier, die den schwarzen Mächten des Feuer-Zirkels angehörten, wurden von den Jägern ununterbrochen bewacht. Stündlich meldeten sich die Jäger bei dem Gründerrat und U Thaala, dem Vorsitzenden, um Bericht zu geben. Aber sie konnten bei keinem Einzigen von den dunklen Gestalten das Omega-Siegel erkennen. Warum zeigte sich diese gottverdammte Kreatur nicht endlich, gab sich zu erkennen und sagte, was sie von ihnen wollte?
Wütend boxte Quin in das Kissen, als er aus dem oberen Stock einen panischen Schrei hörte. Ohne zu überlegen, schwang er seine Beine vom Sofa und sprintete nach oben. Der Schrei war eindeutig aus seinem ehemaligen Zimmer gekommen.
»Nein … nein! Bitte!«
»Luke, wach auf, es ist nur ein Alptraum.«
Quin stand in der weit aufgerissenen Tür und sah wie Faye sich über ihren Bruder beugte und ihm beruhigend sein verschwitztes Haar aus der Stirn strich. »Luke, du hast nur geträumt. Es ist vorbei.«
»Nein, nein, das war kein normaler Alptraum. Ich glaube, es war eine Vision, aber ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat. Eine furchterregende Gestalt mit Kapuze hat mich angefasst und gesagt, dass sie eine Nachricht für uns hinterlassen hat. Danach habe ich zwei Feuerkreise mit Menschen darin gesehen. Überall war Feuer, versengte Erde … brennende Asche. Faye, oh Gott, es war furchtbar.«
Stumm und nachdenklich schaute Quin den blassen verängstigten Jungen in den weißen Lacken an. Aber auch er verstand den Sinn von Lukes Alptraum nicht, den der Ice Whisperer ihm schickte, der ihn mit seinem Siegel geprägt hatte. »Komm, versuche noch ein bisschen zu schlafen.«
Tröstend zog Faye Lukes Kopf an ihre Brust und tief beunruhigt blickte sie dabei Quin an. Die Zeit schien für eine kleine Ewigkeit stillzustehen. In der nächsten Minute erschien auch Liam. Sein Haar war noch von Schlaf verstrubbelt, als er umständlich seine Brille aufsetzte, während Quin seinen Groll gegen ihn für einen Augenblick vergaß und ihn über Lukes Vision in Kenntnis setzte. Liam versuchte wie immer mit seiner für Quin beunruhigenden, ruhigen Logik das Problem zu analysieren.
Seine Gedanken wurden jedoch abrupt unterbrochen, als Faye aufschrie und hektisch mit dem Finger in Richtung Fenster zeigte. Auf dem Fußboden unter dem Fenster, glomm auf den alten Holzdielen eine Feuerspur. Quin sprintete vor, riss Lukes Decke vom Bett und warf sie über die Flammen. Als der Rauch sich legte, nahm er die verkohlte Decke weg. Darunter erkannten sie die Nachricht.
Sie war wie mit einem Brenneisen in die Holzbohlen eingeprägt – und um die Zeichen wandte sich ein zuckendes
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