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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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ihm dabei beruhigend über die Hand. »Vertrau mir, okay?«
    Mit angespannter Miene nickte er ihr zu und dann begann er schweigend zu essen. Faye hingegen stocherte lustlos auf ihrem Teller herum und betrachtete dabei nachdenklich den duftenden Strauß frischer Wildblumen auf dem Esstisch. »Dad, kann ich dich etwas fragen?«
    »Natürlich, immer. Das weißt du doch.«
    »Also, wenn ihr bei den Ausgrabungen auf religiöse oder magische Artefakte gestoßen seid, hast du dann an die jeweiligen Legenden, die die Einheimischen darüber erzählen, geglaubt?«
    »Nein, niemals, wie kommst du darauf?«
    Faye rührte in ihrem Joghurt. »Und als ihr beide in Burma wart, dort glauben die Einheimischen doch an Geister: Hast du niemals darüber nachgedacht oder geglaubt, dass die Nat-Geister und ihre Bannsiegel wirklich existieren?«
    Mike stellte seine Kaffeetasse ab, griff nach der Morgenzeitung und blickte sie über den Tisch hinweg erstaunt an. Als alleinerziehender Vater hatte er sich daran gewöhnt, dass sie ihm die ungewöhnlichsten Fragen stellte. Nun aber war er doch etwas verblüfft. »Nein, Faye, an Legenden, ganz egal aus welchem Land, glaube ich grundsätzlich nicht.«
    »Verstehe.« Faye biss sich auf die Unterlippe und auf ihrem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck, als sie erneut ansetzte. »Aber, Dad, du bist doch Archäologe. Du gräbst doch nach alten Legenden, um sie der Menschheit zu präsentieren.«
    Mike schüttelte verneinend den Kopf. »Die meisten Archäologen nutzten nur ungern die mystischen Sagen oder religiöse Legenden, um die Geschichte eines Volkes oder die Fundstücke bei einer Ausgrabung zu erklären. Nein, Faye. Ich mache meine Arbeit nicht, weil ich an Geister und ihre Legenden glaube.«
    »Mom glaubt daran.«
    »Ja, und darum sind wir auch geschieden.« Ruhig faltete er die Zeitung zusammen, spielte mit seinem Wasserglas und fixierte einen imaginären Punkt an der Wand. »Also gut. Für deine Mutter waren nur diejenigen Ausgrabungen interessant, die auf geheimnisvolle und seltene Artefakte hindeuteten und um die sich angeblich spannende Legenden rankten. Wenn das nicht der Fall war, erfand sie kurzerhand selber eine Geschichte dazu. Sie liebte es, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen – auch heute noch. Weißt du, alle archäologischen Fundstätten – in Kreta, Pompeij und auch die Pagode in Burma – haben wir damals gemeinsam entdeckt und die Ausgrabungen zusammen geleitet. Auf den Büchern zu den Ausgrabungen, die deine Mutter später darüber geschrieben hat …«, er deutete mit einem Kopfnicken auf das noch immer am Boden liegende rote Tagebuch unter Fayes Stuhl, »… steht nur ihr Name – Violet Hamilton. Mir hat das nie was ausgemacht; ich habe ihr immer den Ruhm gegönnt.«
    Für eine Weile hörte man nur das Ticken der alten Küchenuhr über dem Spülbecken, die die Form einer Sonnenblume hatte.
    »Faye, deine Mutter ist kein schlechter Mensch. Hinter ihrer rauen Schale verbirgt sich ein guter Kern. Ich habe sie geliebt … und tue es wahrscheinlich immer noch.« Er seufzte tief und verschränkte die Arme in seinem Nacken.
    »Aber ihre Gefühle für mich und für unsere Arbeit waren niemals dieselben. Ich liebe die Archäologie, weil die Fundstücke ein realer Beweis von früherem Leben auf unserer Erde sind. Mich interessiert, welche Werkzeuge und was für tägliche Utensilien die Menschen damals benutzten – und nicht, welche Geister sie anbeteten, um damit eine tolle Publicity auszuschlachten, um berühmt zu werden. Und wenn du meinen Rat hören willst: Hör auf, in Moms Büchern zu lesen – es gibt keine Geister oder Dämonen.«
    Noch ehe Faye darüber nachdenken konnte, leerte er nach einem Blick auf die Wanduhr seinen Kaffeebecher und erhob sich hastig. »Ich muss ins Büro. Ruf mich an, wenn du Hilfe mit Luke brauchst, ja?«
    »Klar, kein Problem«, erwiderte Faye zögerlich.
    Sie wusste, dass sie sich seinen Rat besser zu Herzen nehmen sollte. Aber so sehr sie sich auch dagegen sträubte, mit ihrer Mutter einer Meinung zu sein; in diesem Fall hatte sie recht. Hier ging es nicht um Glauben oder Nichtglauben – Lukes Siegel war eine unabwendbare tödliche Tatsache. Und kein Arzt der Welt konnte ihn davon befreien. Nicht mal Onkel Mason.
     

     
    Nachdem sie geduscht und sich ein luftiges geblümtes Sommerkleid übergezogen hatte, kämmte Faye hastig ihre Haare und klopfte kurz danach an Lukes Zimmertür. Auf sein gemurmeltes »Herein« öffnete Faye die Tür zu

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