Tanz des Lebens
seinem Zimmer. Erstaunt bemerkte sie, dass er frisch geduscht, mit einen geöffneten Buch und seinem Handy auf dem gemachten Bett saß und ziemlich munter aussah – auf jeden Fall viel munterer, als sie sich fühlte. Einladend klopfte er aufs Bett. Nachdem sie neben ihn gekrabbelt war, klappte Luke sein Buch zu, legte das Telefon beiseite und atmete tief ein.
»Hör zu, Faye. Ich weiß, dass du mir helfen willst und mir ist sehr wohl klar, dass Liam …«, er stockte kurz, »… und irgendwie vielleicht auch Quinton meine letzte, oder besser gesagt: meine einzige Chance sind. Aber wenn sie mir nicht helfen wollen, werde ich sie nicht dazu zwingen – und du auch nicht!«
»Aber lass mich wenigstens …«
»Nein! Auch wenn du die Ältere bist – ich möchte, dass du meine Meinung respektierst. Bitte.«
Verdammt. Sie fasste ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Luke! Es geht hier nicht um ein blödes, verlorenes Computerspiel, sondern darum, dass dich jemand töten will. Ich liebe dich und ich werde es nicht zulassen das dir etwas passiert. Gib mir noch etwas Zeit, ich werde eine Lösung finden. Morgen gehe ich noch mal zu Shiva, sie wird eine Lösung finden, das weiß ich.«
»Das bin ich mir nicht so sicher.« Luke strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Faye. Trotz alledem habe ich nicht vor, mein gesamtes Leben zu ändern und mich ab jetzt nur noch im dunklen Keller zu vergraben, nur weil ein irrationaler, idiotischer Dämon oder ein Schwarzmagier meint, meinen Körper zu vereinnahmen«, informierte er sie mit ernster Stimme. »Und darum werden wir heute Abend auch gemeinsam auf den Sommerabschlussball gehen. Ich möchte mich amüsieren.«
»Ääh … was?«
»Zoe und die anderen übrigens auch«, ergänzte er, neigte sich zeitgleich zu ihr und umarmte sie fest. »Sie hat vorhin angerufen und mitgeteilt, dass ihr euch um elf in der Shopping Mall trefft. Also: Raff dich auf, triff dich mit Zoe und kauf dir ein schönes Kleid. Denn sollte das tatsächlich die letzte Schulparty sein, die ich erlebe, dann will ich dort zu mindestens mit dem schönsten Mädchen der kalifornischen Küste auftauchen.«
Verblüfft schwieg Faye und starrte ihren Bruder mit offenem Mund an.
Mittlerweile bereute Faye, dass sie nicht mit dem Wagen gekommen war. Aber das warme Wetter hatte sie dazu verleitet. Wenn sie nicht zu spät kommen wollte, musste sie sich jetzt sputen. Hastig überquerte sie die Lighthouse Avenue, bog rechts in die Hoffman Avenue ab und erreichte nach wenigen Metern mit hängender Zunge die Cannery Row. Zoe und Holly warteten schon ungeduldig auf sie. Zu dritt betraten sie die erste Boutique.
Faye versuchte ihre Sorgen vor den Freundinnen zu verbergen, da Luke ihr das Versprechen abgenommen hatte, zu niemandem, weder zu Dad, noch zu ihren Freundinnen, ein Wort über diese mysteriöse Sache zu verlieren. Lange konnte sie Luke sowieso nie böse sein, aber es fiel ihr schwer, nicht über ihren Kummer zu reden. Doch Hollys andauernden Begeisterungsschreie, vor allem beim Anblick eines neueröffneten Schuhladens, lenkten sie ein wenig ab. Holly liebte Klamotten, Schuhe jeglicher Art und vor allem eins – ausgiebiges Shopping.
»Holly, willst du die wirklich alle anprobieren?« Entsetzt blickte Faye auf den Stapel Kleider über dem Arm ihrer Freundin, der von dem Klappern grob geschätzter zwanzig herabhängender Bügel begleitet wurde. »Hat der Laden hier rund um die Uhr geöffnet?«, fragte sie Zoe, die sich gerade zwischen zwei Kleiderständern durchzwängte und sich zu ihnen gesellte.
»Nein, hat er nicht«, gab Zoe bereitwillig Auskunft. »Aber unsere Holly schafft das schon. Du weißt doch noch, wie das abläuft, Faye. Nach zwei Stunden ist ihre Umkleidekabine im Chaos versunken, die Verkäuferin ist am Rande eines Nervenzusammenbruchs und wir beide sitzen in der Eisbar gegenüber bei unserem dritten Milchshake.« Kichernd gab sie Holly einen Schubs in Richtung der Spiegelkabinen.
Diese stieß einen empört quiekenden Laut aus, den Zoe liebevoll kommentierte: »Sag, dass ich recht habe, Darling. Es gibt eben Dinge zwischen Himmel und Erde, die ändern sich nie.«
»Wir beschweren uns ja auch gar nicht«, lachte Faye.
»Nein – wir werden dich nur irgendwann erwürgen«, ergänzte Zoe den Satz und zog mit einem Augenzwinkern den Vorhang zu. Grinsend drehte sie sich um. »Gib zu, dass du uns vermisst hast.« Heftig nickend stimmte Faye ihr zu. Das stimmte. Auch wenn sie sich
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