Tanz des Lebens
große Sorgen um Luke machte, war es doch mehr als beruhigend, dass sich Freundinnen scheinbar niemals veränderten, auch wenn man ein ganzes Jahr lang abwesend war.
Als Holly zum drittenmal aus der Umkleide kam und wie ein Mannequin hin und her stolzierte, rollte Faye kopfschüttelnd mit den Augen und Zoe zeigte mit dem Daumen nach unten. Schmollend drehte Holly sich um und marschierte wieder auf die Kabine zu, als sie in ihren Bewegungen stockte. Hektisch strich sie sich die Haare aus der Stirn, setzte ein laszives Lächeln auf und begann geheimnisvolle Handzeichen in die Luft zu machen.
Überrascht folgte Faye ihrem Blick und beobachtete einen knackig gebauten blonden Jungen, der vor dem Schaufenster der Boutique stand und dessen Augen bei Hollys Gesten erfreut aufleuchteten. Belustigt wandte sich Faye ihrer Freundin zu. »Weiß er, das du mit Jhonfran zusammen bist«, fragte sie neugierig. »Du hast es ihm doch gesagt, oder nicht?«
Grinsend begab sich Holly hinter dem Vorhang und beschäftigte sich scheinbar hochkonzentriert mit dem nächsten Kleid. »Du weißt doch, Männer sind wie Diamantringe,« kicherte sie. »Davon kann man nie genug haben.«
»Wie kann man nur so jung und schon so verdorben sein?«, beschwerte sich Zoe vorwurfsvoll.
Ein spöttischer Blick streifte sie. »Ich habe nicht gesagt, dass wir zusammen im Bett waren, und auch nicht, dass ich verliebt bin. Und ja, ich habe Jonny, er ist ein ganz netter Zeitvertreib für den Sommer und sehr süß.«
Erbost rollte Faye erneut mit den Augen, als sie an Hollys Seite trat und ihr aus dem Kleid half. »Du spielst also nur mit den Gefühlen dieses armen Jungen und liebst gar nicht richtig?«
Unbeeindruckt quetschte Holly sich in das nächste Kleid, zog die Luft ein und rückte das Dekolleté zurecht, bevor sie lakonisch antwortete: »Liebe? Das ist nur was für Romantikerinnen wie dich. In meinem Leben existiert dieses Wort nicht.«
Ein paar Sekunden lang stand Faye bewegungslos da, dann schüttelte sie stumm den Kopf.
»Oh, komm schon, jetzt guck mich nicht so vorwurfsvoll an«, stöhnte sie auf. »Warum soll ich keine anderen Jungs treffen? Jonny ist Teil unserer Clique; wir kennen uns ja alle schon seit Ewigkeiten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum du Randys schmachtende Anmachversuche so konsequent ablehnst«, erwiderte sie nonchalant. Faye musste schmunzeln. Wie immer hatte Holly es geschickt geschafft, vom eigentlichen Thema abzuweichen.
Sie war neben Zoe ihre beste Freundin, obwohl sie in Sachen Liebe ganz eindeutig anderer Meinung waren. Im Gegensatz zu ihr glaubte Faye ganz fest an die eine große und einzigartige Liebe, die ihr Herz zum Glühen brachte, ihren Körper erbeben ließ und in der sie sich mit ihrer ganzen Seele verlor, für immer und ewig. Wahrscheinlich hatte Holly recht – sie war eine hoffnungslose Romantikerin.
Nach gefühlten stundenlangen Suchen hatte Holly endlich ihr Traumkleid gefunden. Begeistert stand sie vor der riesigen Spiegelwand und sah in ihrem himmelblauen Seidenkleid sehr süß und mädchenhaft aus. Ausgelassen begann sie, sich im Kreis zu drehen und dabei den Schwung des Stoffes zu beobachten, der sich wie flauschige Schäfchenwolken um ihre Beine bauschte.
Es passte perfekt zu ihren hellblauen Augen und den dunkelblonden Locken, die ihr locker über die Schulter fielen, fand Faye und gähnte verstohlen, als sie zu Zoe blickte. Diese hatte ein raffiniert geschnittenes, bodenlanges und feuerrotes Abendkleid gefunden, passend zu ihrem Haar. Faye selbst endschied sich für ein meergrünes halblanges Kleid, mit zarten, filigranen Muschel-Stickereien. Durch die elegante Form erinnerte das untere Teil an einen burmesischen, enganliegenden Longi.
Holly schlang ihr von hinten den dazugehörigen seidenen Schal um die Schultern. »Wow, du siehst wunderschön aus«, schwärmte sie bewundernd, »wie eine verzauberte Meerjungfrau.«
»Ach, Holly, du spinnst.« Ironisch boxte sie sie in die Rippen. »Aber du siehst selber hinreißend aus.«
»Ja«, trompetete Zoe hinter ihnen, »wir sehen alle drei einfach umwerfend aus – wie immer.«
Nachdem sie bezahlt hatten, verließen sie die Shopping Mall und gingen zu dritt untergehakt und kichernd zu ihrem Stammcafe.
»Bestellt schon mal, ich geh in der Zwischenzeit Randy holen.« Erleichtert ließ Faye ihre Einkaufstüten auf einen Stuhl der Café-Terrasse fallen, die direkt am Eingang von Fisherman’s Wharf lag und einen prächtigen Ausblick
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