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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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über den Pazifischen Ozean bot. Sie versuchte ihre freudige Aufregung zu unterdrücken und zwang sich bewusst dazu, langsam zu gehen.
    Gemütlich schlenderte sie auf dem Pier an den unzähligen Souvenirshops und Seafood-Restaurants vorbei. Zwischendurch blieb sie an der Reling stehen und beobachtete einige Seemöwen, die ihre Kreise am strahlendblauen Himmel zogen und dann im Sturzflug nach unten segelten, um den unzähligen Seeottern Gesellschaft zu leisten.
    Die Tiere ließen sich von dem neugierigen Besucherstrom in keinster Weise stören und aalten sich faul auf einem kleinen Felsen, direkt neben dem Pier. Und wieder war es dieses einfache Naturschauspiel, das Faye für einige Sekunden eine trügerische Normalität vorgaukelte. Monterey, benannt nach dem Vize-König Neuspaniens, dem Grafen von Monte Rey, war nach der Stadtgründung ab 1776 sowohl Hauptstadt von Alta, dem heutigen Kalifornien, und Baja California, der mexikanischen Halbinsel. Die Stadt und die Menschen hier lebten lange Zeit von dem sehr produktiven Wirtschaftszweig der Sardinenproduktion.
    Früher standen in der Cannery Row unzählige Fabriken, die die Sardinen fangfrisch von den Fischkuttern der Wharf holten, sie verarbeiteten und in Dosen abfüllten. Gedankenverloren betrachtete Faye die Umgebung um sich herum und strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, mit denen der warme Meereswind spielte. Heute lebte das kleine Fischerstädtchen überwiegend vom Tourismus. Auf dem Pier wimmelte es von bunten Ständen, Souvenirshops, Schmuckgeschäften und fantastisch guten Fischrestaurants.
    Doch der größte Anziehungspunkt am Pier blieben die vielen Seeotter, die sich das ganze Jahr über hier aufhielten und mittlerweile zum Aushängeschild der Stadt geworden waren. Die meisten befanden sich allerdings etwas weiter östlich, an der Industrial Wharf, da dort noch immer ein Fishhouse war. Nachdem die Touristen genug von den lustigen Meeresbewohnern gesehen hatten, liefen sie meistens weiter zum Eingang des Piers, der leicht zu Fuß zu erreichen war.
    Dort befand sich die Custom House Plaza, das historische Zentrum von Monterey, das Maritime Museum und das bekannte, spektakuläre Aquarium. Heutzutage roch es auf dem Pier weniger nach Fisch. Stattdessen wehte vom Meer her eine frische Brise, die sich mit dem Geruch frischer Waffeln in Ahornsirup und dem herrlich süßem Karamellaroma vom pinkfarbenen Candyshop gegenüber vermischte und Faye ein leichtes Lächeln ins Gesicht zauberte.
    Nachdenklich schob sie die Hände in die Taschen ihres blauen Wickelrocks. Der Vormittag mit den Mädeln hatte sie ein bisschen von dem schrecklichen Mysterium, welches Luke umgab, abgelenkt. Fast war es ihr wie ein ganz normaler Tag vorgekommen. Solange sie sich erinnern konnte, eigentlich schon seit dem Kindergarten, waren sie alle miteinander befreundet. Sie waren eine eingeschworene Clique, in der jeder die Macken des anderen kannte und respektierte. Wie jedes Jahr verbrachten sie ihre Sommerferien gemeinsam – zumindest die Abende und die Wochenenden.
    Dann trafen sie sich hier in ihrem Stammcafé auf der Fisherman’s Wharf und erzählten sich die neuesten Klatschstorys von ihren Ferienaushilfsjobs. Um Punkt acht versammelten sie sich zum Sunset auf der Terrasse des Blue Fin Billard Pubs, bestellten ihre Sandwiches, und da sie immer dieselbe Bestellung aufgaben, mussten sie der Kellnerin nur noch zuwinken. Anschließend ließen sie die Abende bei einer Runde Billard ausklingen.
    Ihr Vater hatte einmal lachend festgestellt, dass ihre Clique wie ein altes Liebespaar wirkte, wie eine eingeschworene Gemeinschaft mit festen Ritualen. Auch jetzt würden sie gleich, wie jedes Jahr an ihren ersten Ferientag, im Coffee House mit einer Runde Mango Smoothie auf den besten Sommer ihres Lebens anstoßen. Nur dass diesmal der Tod mit an ihrem Tisch saß und sie von Nat-Dämonen umgeben waren, die wie Krebse aus irgendeinem verdammten, dunklen Loch gekrochen waren und es anscheinend auf ihren Luke abgesehen hatten. Trotz der warmen Temperaturen fror Faye plötzlich.
    Sie lief schneller, bis sie das meeresblau gestrichene Büro am Ende des Piers erkannte. R & R Whale Watching Trips stand auf dem ovalen Aushängeschild. Das eine R stand für Randy, den sie jetzt im Begriff war abzuholen. Randy, der in seiner Freizeit und die gesamten Sommerferien über im Shop seines Vaters Robert, dem zweitem R, jobbte.
    Zusammen boten sie Tagestouren für Walbeobachtungen an. Zusätzlich machten

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