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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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inneren Gedanken seines Opfers, erscheint ihm anschließend in seinen Träumen und haucht dem Opfer dann nach und nach seinen Lebensatem aus. Danach beginnen die Alpträume. Es dauert nie mehr als vier Wochen, bis das Opfer wahnsinnig wird und stirbt, weil der Ice Whisperer seinem Wirt nach und nach den Lebensatem nimmt –« Mitten im Satz brach Liams Stimme ab, er zuckte zusammen, schrie auf und stürzte stöhnend zu Boden. Wie ein Blitz rannte Quin an die Seite seines Bruders.
    »Was zum Teufel ist passiert?«
    Faye zerrte an Quins Hand und zeigte mit panischer Miene auf die Vitrine. »Scheiße«, fluchte Quin. Lautlos zog er seinen Dolch aus der Scheide. Ein Zischen durchzog den Raum. Blut spritzte auf Fayes Bluse. Erstickt schrie sie auf und presste die Hand vor den Mund. Quin achtete nicht auf sie. Rücksichtslos stieß er Faye zur Seite, beugte sich über seinen am Boden liegenden Bruder und zog hektisch Liams Hemdärmel hoch.
    »Wo ist dein Jadeamulett?«, fragte Quin gefährlich leise. Ein Schweißfilm bildete sich auf Liams Stirn, als er zögernd gestand, es Faye umgelegt zu haben.
    »Du Idiot!« Entgeistert schüttelte Quin ihn am Kragen. »Weißt du, was dich gebissen hat? Da!« Zornig zog er ihn an den Haaren hoch. Als dieser auf dem Boden neben sich blickte, entdeckte er die scharlachrote, blutige Schattenzeichen-Schlange, die Botin der schwarzen Magier. Quins Dolch hatte sie in zwei Stücke zerteilt, aber es war zu spät.
    Keuchend sah Liam an sich hinunter. Ein Centralsiegel klaffte in blutigen Linien auf seinem Unterarm. Ihre Zähne hatten ihn schon mit dem Siegel geprägt. Mit schnellen Schritten stürzte Faye auf ihn zu und nahm seinen Kopf in ihre Hände. »Liam …«
    Zu mehr kam sie nicht, denn Quin fasste sie grob am Ellenbogen und zog sie auf die Füße. Als sie vor ihm stand, waren seine hasserfüllten Augen auf sie gerichtet. »Geht mir aus den Augen, oder und ich töte euch beide.«
    Sie wusste, dass jetzt jede Erwiderung nutzlos war. Zitternd umschloss sie Lukes Hand und zog ihn vorsichtig dirigierend aus dem Tempel.

6

    Kalte Emotionen
     
    S o ein verdammter Idiot. Warum hat er sein Amulett abgenommen? Diese Frage stellte sich Quin schon seit Stunden, während er immer wieder die Beine spreizte, in die Hocke ging und mit einer brachialen Wut seinen Dolch in den Akazienbaum warf, sodass das Holz in mehrere Splitter zerbarst. Er stand hinter dem Haus auf der mondbeschienenen Lichtung.
    Schwerer Orchideenduft tränkte die Nacht. Doch Quin nahm keine Notiz von der verheißungsvoll süßlichen Luft. Der Ärger über den Leichtsinn seines Bruders, der liebestrunken sein beschützendes Amulett verschenkt hatte, kochte immer noch in ihm. Dank dieser ach so gut gemeinten Geste war jetzt auch er mit einem Siegel gezeichnet.
    Gut, das war kein unlösbares Problem. Seit er sich erinnern konnte, hatte seine Familie mit diesen Parallelwelten zu tun. Was damals in Burma begann, verfolgte sie seit nunmehr acht Jahren auch hier auf der kalifornischen Halbinsel. Mit einem gezielten Karateschlag erledigte er den fiktiven Feind in Form eines Nachtschattens und fragte sich dabei zum tausendsten Mal, warum sämtliche schwarzen Magier des Granat-Circles hinter ihnen her waren. Laut Liam wollten sie alle den machtvollen magischen Ring ihres Vaters.
    Wenn es nach ihm ginge, könnten sie ihn auch gerne haben und seinen gefühlskalten Vater gleich mit. In der folgenden Moongadaw-Nacht würde Quin für seinen Bruder tanzen und den beschworenen Ice-Whisperer bitten, das Siegel von seinem Bruder zu löschen. Er hatte schon öfter für Besessene getanzt – manchmal für Geld – aber meistens bat er als Gegenleistung um einen Schutzzauber für Liam. Den Rest seiner Familie in Form seines alten Herren, der ihn zu hassen schien, rechnete Quin nicht mit.
    Seine Bewegungen waren völlig geräuschlos, als er sich kampfbereit vorbeugte. Die taunassen Grashalme schmiegten sich um seine nackten Knöchel, lautlos vollzog er eine halbe Drehung; sein Arm schoss nach vorne und streckte einen unsichtbaren Schattengegner zu Boden. Um diese nächtliche Zeit, wenn das silbrig glänzende Mondlicht sein einziger Zuschauer war, gefiel Quin der Garten am meisten. Mit seinen täglichen Formtraining und den Dolchübungen hielt er seinen Körper in Form und konnte so Liam jederzeit gegen angreifende Magier und Natdämonen verteidigen.
    Bei seinen nächtlichen Trainingsübungen verspürte er einen Hauch von Befriedigung. Das war, außer

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