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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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einem anderen Grund. Die Fackeln auf dem Felsenkliff beleuchteten die stille Szenerie. Ein junges Mädchen trat aus dem Schatten des einsamen Waldes.
    Nach und nach tauchten auch die anderen Tänzerinnen auf. Von Shivas Rücken verborgen ging Faye mit anmutigen Bewegungen auf das Kliff zu. Doch er brauchte ihr Gesicht nicht zu sehen. Er hätte ihre Aura unter Millionen von Menschen wiedererkannt. Im Dunkel der Nacht sah er die phosphorzierenden Amarulilien, deren Blüten sich nur im Mondschein öffneten und die jetzt in Fayes hochgesteckten Haaren wie grüne Jade glühten.
    Ihre Pupillen waren durch den Blütensaft erweitert, als sie scheu auf ihn zuschritt. Im Hintergrund erklangen die Trommeln und mischten sich mit den Geisterglocken zu einem bebenden Stakkato. Ihr Gesicht leuchtete im Schein der mannshohen Fackeln. Faye sah aus, als schwebte sie mit dem Klanghall. Ihre nackten Füße schienen den Boden kaum zu berühren.
    Zwei Meter vor Quin verharrte sie. Langsam kniete sie sich nieder und hob ihre Hand, um mit dem Dolch ins taunasse Gras zu stechen. Mit der Sorgfalt, die Quin sie gelehrt hatte, zog sie im Uhrzeigersinn den magischen Kreis, in dessen Schutz Nat-Charmer Dämonen beschwören können, ohne dabei sich selbst zu gefährden. Die äußere Linie hatte einen Durchmesser von zwei Metern und grenzte unmittelbar an Quins Zirkel.
    Zwischen den beiden Kreislinien stach sie die vorgeschriebenen gitterartigen Linien und komplizierten Dreiecke, legte an den Schnittpunkten je zwei azurschimmernde Amarukristalltropfen, um die Sperre gegen jegliche böse Kraft, die beschworen wird, zu verstärken. Dann schritt sie in den Kreis und schloss ihn sorgfältig. Auf ihr stummes Nicken durchstach Quin mit seinem Dolch die Trennungslinien ihrer beider Zirkel.
    Dieser winzige Schnitt war die Öffnung zwischen den beiden Welten – der irdischen Welt und dem Pandämonium. Ein vakuumleerer Ort, in dem der Ice Whisperer sich transformieren konnte. Als er wieder hochsah, hörte er Fayes Herz vor Anspannung laut in ihrer Brust hämmern. Mit angehaltenem Atem fragte er sich, ob sie dem dämonischen Ritual gewachsen war. Stumm trat Faye zurück. Dann drehte sie sich in Sonnenlaufrichtung.
    Und während Shiva hastig einen beschützenden Zauberspruch murmelte und Liam sich wie erstarrt an Luke klammerte, begann sie zu tanzen. Mit synchronen, fließenden Bewegungen passte sie sich Quins wildem Tempo an. Beide Körper wirbelten in schneller Schrittfolge auf dem magischen Liniengeflecht hin und her, drehten sich mit langgezogenen Schwüngen um die eigene Achse den vier Himmelsrichtungen entgegen und peitschten sich in immer schneller werdenden Tanzschritten gegenseitig in die magische Trance.
    Immer darauf bedacht, sich bei ihren blitzschnellen Drehungen nicht in ihren Schutzkreisen zu überschneiden oder sich mit den Armen oder ihren Körpern zu berühren, denn das würde ihren sofortigen Tod bedeuten. Begleitet wurden die Tänzer von den immer schneller werdenden Trommeln, die zu einer rhythmischen Ekstase anschwollen.
    Wie immer wurde der Moongadawtanz in der Gemeinschaft ihres geheimen Zirkels ausgeführt. Um jeden der acht Schutzkreise standen jeweils mehrere Personen, die selbst nicht tanzten, um den Nat-Charmern zu helfen, da diese manchmal ihre Trance nicht kontrollieren konnten und ohnmächtig wurden. Auf diesen Moment warteten die Ice Whisperer bei jedem Beschwörungstanz – dann drangen sie in einer einzigen Sekunde in den Tänzer ein und dieser war für immer besessen.
    In immer enger werdenden Kreisen drehten sich Faye und Quin entgegen dem Urzeigersinn, während die Umstehenden in einem bestimmten Rhythmus klatschten und die weißen Hexen unter ihnen mit ihren Beinen aufstampften, an denen ihren Fußrasseln hingen. Um Fayes magischen Schutzkreis herum standen Liam, Jhonfran, Shiva und Melissa. Immer wieder sah Quin, wie sie ihre Hände beschützend um Fayes Körper schlangen, um sie aufrecht zu halten.
    Als der Mond auf dem höchsten Punkt am schwarzen Himmel stand, war es soweit. Das Silberlicht schien auf ihren zitternden Körper herab und ließ die magischen Muster aus verschlungenen Linien in ihrem Kreis aufglänzen. Faye hielt inne. Sie schloss ihre Augen – und rief mit klarer Stimme den Dämon:
     
    »Ich beschwöre den, dessen Kreatur sie im Süden und im Westen Eheyt nennen.
    Dein Blut Elijon, das zwischen dem Westen und dem Norden fließt.
    Eloha, deiner Gedanken Finsternis, gebettet im Norden und im Osten.
    Ich

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