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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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heftete ihre geheimnisvollen Augen fest auf Quin, der etwas abseits der Gruppe stand und in dessen Gesicht sich ein seltsamer Ausdruck spiegelte.
    Nun hob Shiva ihren Kopf und antwortete auf Lukes stumme Frage: »Die Male an Faye sind die ersten Anzeichen gewesen, dass sich die phosphorzierende Mächte der Amarulilien in ihrem Körper gebündelt haben und ihre Kraft erwacht ist.« Verwirrt runzelte Jhonfran die Stirn. »Ich verstehe nur Bahnhof – welche Kraft meinst du Shiva?«
    »Das werden wir erfahren, wenn das Schicksal dazu bereit ist«, erklärte Melissa kurz angebunden, ehe sie sich zu Luke umdrehte. Er stand verloren und schwerfällig da, als wäre er gerade aus einem Alptraum erwacht. »Es wird alles wieder in Ordnung werden. Das verspreche ich«, flüsterte Melissa.
    Bevor er antworten konnte, strich sie ihm zart übers Gesicht und drückte ihn, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
     

     
    Der jetzt aufkommende, heftige Wind spielte mit seinen halblangen Haaren und jetzt spürte er das Pochen in seiner Handfläche immer mehr. Er sah zum Himmel hinauf, an dem sich mittlerweile der erste mauvefarbene, zarte Schleier der beginnenden Morgenröte abzeichnete. Die Fackeln waren alle heruntergebrannt und die Umgebung des Seal Rock Cliffs wurde nur noch leicht von den einzelnen phosphorzierenden Lichtern der Amarulilien auf dem See beleuchtet.
    Ein seltsames, fremdes Gefühl bemächtigte sich immer heftiger seines gesamten Körpers und wurde stärker. Es war etwas, das er noch niemals zuvor in seinem Leben gefühlt hatte. Wütend versuchte er dagegen anzukämpfen. Er hasste es, gegen seinen Willen etwas zu fühlen – überhaupt etwas zu fühlen. In seinen Überlegungen hatte er sich weit von der Gruppe entfernt.
    Ein dumpfes Donnergrollen erklang. Kurz darauf durchzuckte ein heller Blitz den aufkommenden Morgenhimmel. In der nächsten Sekunde legte sich ein wabernder Nebel über die Umgebung und tiefschwarze Wolkenberge senkten sich über die Ebene. Stirnrunzelnd versuchte Quin einzuschätzen, wie weit das Gewitter noch entfernt war. Im Stillen zählte er die Sekunden und beobachtete dabei das elektrostatische Wetterleuchten über dem Pazifik.
    In diesem Augenblick fiel sein Blick auf sie und er zog scharf den Atem ein. Faye stand mit ihrem meergrünen Kleid, an dem der Wind unbarmherzig zerrte, auf einem Felsenvorsprung. Sie hatte die Arme um ihre Brust verschränkt und blickte einsam auf die aufschäumenden Wellen am Horizont. Regungslos verharrte Quin auf der Stelle; seine Wunde pulsierte heftig. »Hallo«, murmelte er, als er lautlos an ihre Seite trat.
    Doch das Tosen der aufschäumenden Wellen verschluckte seine Worte. Auch war sie so in ihre Trance versunken, dass sie nichts um sich herum wahrnahm. »Verdammt. Lunababe, warum konntest du nicht ein einziges Mal auf mich hören«, fauchte er sie an. »Ich habe dich gewarnt, dass du für den Beschwörungstanz noch nicht bereit warst. Und jetzt bist du auch mit einem Natsiegel geprägt.«
    Als ob sie seine Anwesenheit spüren würde, drehte Faye sich zu ihm um. Schweigend sah sie ihn an - ein langer, flehender Blick, der um Verständnis bat. In diesem Moment, nur dieses eine Mal wünschte sie, dass er etwas fühlte und verstand. »Auf das Warum kommt es nicht an, Quinton. Es kommt darauf an, dass ich es getan habe. Ich habe meinem Bruder Zeit geschenkt – Zeit, die er sonst nicht hätte.« Er starrte sie bei ihren Worten wie versteinert an.
    Sein Blick streifte ihren Körper im aufkommenden Sturm. Ihre Finger waren blau vor Kälte, auch ihre Arme. Sie zitterte. Am ganzen Körper bildete sich eine Gänsehaut und ihre Zähne schlugen aufeinander. Ihr seidenes Kleid klebte durch die Feuchtigkeit des Meersalzes an ihrem Körper und verbarg keinen Zentimeter von ihren verführerischen Rundungen.
    Wie von einer unsichtbaren Macht geleitet, hob er seine Hand und strich ihr sanft eine nasse, dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Mit großen Augen sah Faye ihn an. Stumm trat sie näher, beugte sich zu ihm und presste wortlos ihren zitternden Körper gegen den seinen. Mit einer unbeholfenen Geste streichelte Quin über ihren bebenden Rücken. Er wusste, dass ihr Bewusstseinszustand durch die enthemmenden Amarulilien noch immer verändert war.
    Die berauschende Wirkung würde erst nach 24 Stunden nachlassen. Bei ihm zeigten die betäubenden Blumen normalerweise nie eine große Wirkung; er konnte sich immer alleine in den Rausch der Trance tanzen. Aber heute war es

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