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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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spiegelten sich in ihren hellbraunen Augen und die langen Schatten umschmeichelten die Konturen ihres Körpers in dem langen Kleid. Noch niemals war dieses eigenartige Mädchen ihm schöner erschienen als in diesem Moment. Auf seiner unbeweglichen Mine spürte er ihren Blick ruhen. »Wir kommen gleich. Und bis dahin verlass meine Grotte, Quinton!«
    Shiva kam aus dem Hintergrund und ihre Stimme hatte einen drohenden Unterton. Ohne eine Antwort wendete er sich ab und ging zum Ausgang. Dort wartete schon Luke. »Wird der Tanz für meine Schwester gefährlich sein?«, fragte er ängstlich.
    »So gefährlich wie das Leben selbst«, antwortete Quin sarkastisch und ließ ihn stehen.
     

     
    Gerade wollte Faye Shiva um Erklärungen bitten, als diese den Finger auf die Lippen legte und sie sanft zu einem Nebeneingang zog, von dem aus sie in wenigen Schritten das Seeufer erreichten. Trotz des Alptraums, in dem sie gefangen war, betrachtete Faye den See, der in ein atemberaubendes Lichtermeer getaucht war. Überall schwammen unzählige phosphoreszierende Wasserlilien.
    In den Blattachseln befanden sich sichelförmig gekrümmte Blüten, die an die Form eines Katzenauges erinnerten. Im mystischen Schein des Mondes öffnete sich Minute um Minute eine andere Blüte. Wie smaragdgrüne Tautropfen glitzerten sie über den stillen See und tauchten das dunkle Wasser in eine erleuchtete Zauberwelt. Shiva kniete sich mit fließenden Bewegungen nieder und pflückte zwei Leuchtkelche aus den schwimmenden Blättern.
    Langsam hob sie den Kopf, lächelte Faye an und reichte ihr eine Blume. Dann ließ sie die leuchtende Blüte in ihren Mund gleiten. Faye tat es ihr nach. Leise begann Shiva zu sprechen.
    »Das sind magische Amaru-Lilien, die von der Jadegöttin geschickt wurden. Sie blühen nur viermal im Jahr, in den Moongadawnächten, und entfalten ihre magischen Kräfte. Der Saft in den Blütenkelchen hilft den Nat-Charmern vor dem Tanz als Mittel zum Eintritt in die Trance. Wenn du drei Amarus gegessen hast, verfügst du danach über eine mentale Kraft, mittels derer du die Dämonen positiv beeinflussen und anlocken kannst.«
    Andächtig hatte Faye ihr zugehört. Doch plötzlich stutzte die Freundin und sah sie lange an. »Ich hoffe, dass die Wassergöttin dich begleiten wird und dir gnädig gestimmt ist. Normalerweise hat ein Nat-Charmer eine Lehrzeit von einigen Jahren bei einem erfahrenen Tänzer, bis er mit dieser gefährlichen Kraft umgehen kann.« Mit einem nachdenklichen Seufzen brach sie drei weitere Blüten ab und steckte sie in Fayes Haare.
    Unterdessen kamen immer mehr Tänzerinnen an das Seeufer, um von den Amaru-Lilien zu essen und sie sich gegenseitig in die Haare zu flechten. Der nächste Schritt betraf die magische Aufladung mit dem Amaruwasser. Alle Tänzerinnen setzten sich Richtung Norden an das seichte Seeufer, da diese Himmelsrichtung im Hexentum nach dem uralten Wiccaglauben die heiligste Richtung war, wie Shiva ihr leise flüsternd erklärte.
    Sodann versetzten sie sich mit der beginnenden Wirkung der Blüten in einen Trancezustand und aktivierten das Sonnengeflecht. Durch gedankliche Konzentration lenkten sie die entstandenen Energien in die Hände. Faye merkte den Energiestau in Form einer Erwärmung ihrer Hände und Arme. Als sie diesen Zustand erreicht hatte, tauchte Shiva ihre beiden Hände in das warme Seewasser. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Fayes Arme zu kribbeln anfingen, und eine unbekannte Kraft ihren gesamten Körper durchflutete.

12

    Tanz des Lebens
     
    D ie Tänzerinnen erreichten die Zeremonienstätte, als der Mond am höchsten stand und die Hügelkuppe schon in den Rauch des großen Feuers gehüllt war. Tief unter ihnen toste der Pazifik an das Kliff, während sich im Norden die großen Kiefern dunkel in Richtung der Bergkette hinzogen.
    Am Fuß des Hügels standen riesige Mammutbäume, aus denen zwei kupferrote Wildvögel aufstiegen, während das Mondlicht seinen silbrig schimmernden Schleier über die Szenerie ausbreitete. Mit angespannter Miene überlegte Quin, ob es eine gutes, oder ein schlechtes Vorzeichen war, dass die beiden Vögel weggeflogen waren. Er stand in seinem markierten Schutzkreis.
    Langsam hob er seine Hand und wischte sich den grünen Amarusaft vom Kinn. Die Männer hatten jeweils fünf der trancespendenden Blüten zu sich genommen. Jetzt warteten sie auf ihre Partnerinnen. Insgesamt waren es acht Paare, die in dieser Nacht die Ice Whisperer beschwören wollten. Jeder aus

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