Tanz des Lebens
ein, dass der Verankerungsring in der Betondecke bedenklich zu quietschen anfing.
19
Kochen & Küsse
F aye atmete noch einmal tief durch, bevor sie Treppe hinunterging. Sie hatte kaum geschlafen und war mit entsetzlich pochenden Kopfschmerzen aufgewacht. Nachdem sie Luke beim Anziehen geholfen hatte, bestand dieser darauf, schon runter in die Küche zu gehen. Seit er vermehrt mit Liam trainierte, kam sein Humor wieder zum Vorschein; er wirkte selbstsicherer und hatte, egal um welche Tageszeit es sich handelte, vor allem eins: riesigen Hunger.
Als sie die Tür öffnete und in die Küche kam, saßen Liam und Luke schon am Tisch und begrüßten sie freudig. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell Luke sich in dieser fremden Umgebung zurechtfand. Jetzt bemerkte sie, dass er etwas suchte. Seine Hand fuhr tastend über die Holzplatte des Tischs, aber bevor Faye ihm zur Hilfe eilen konnte, beugte sich Liam schon vor und schob die Packung Cornflakes dichter zu der suchenden Hand.
Die raumhohen Holzlamellen waren zur Seite geschoben und durch die großen offenen Fenster wehte eine angenehme Brise, die nach Blumen roch. Die aufgehende Sonne blinzelte schon munter über wolkenlose Bergkette hinweg und tauchte die Kücheninsel in der Mitte des Raums in ein goldschimmerndes Farbenmeer. In den honigfarbenen Strahlen glitzerten die Staubkörnchen wie Abermillionen winziger Kristalle und schienen auf die Person, die am Herd stand und lautstark mit zwei Tellern hantierte.
»Mein Gott«, flüsterte Faye. Es war, als hörte die Welt auf, sich zu drehen. Ein Sternenregen nie gekannter Gefühle durchströmte ihre Adern. Unwillkürlich umschlang sie mit der linken Hand ihren Körper und versuchte das Atmen nicht zu vergessen. Trotz all ihrer Streitereien ging eine seltsame Faszination von ihm aus, die Faye nicht wollte, aber leider fand sie auch nicht den richtigen Knopf, sich ihr zu entziehen.
Sein Körper wirkte kraftvoll gestählt, geschmeidig und muskulös zugleich. Sein blauschwarzes Haar hatte er leicht zurückgekämmt und es fiel ihm im Nacken noch feucht vom Duschen auf die Schulter. In seinem ausdrucksstarken Gesicht hoben sich die samtigen, dunklen Augen von seinem olivfarbigen Teint überdeutlich hervor. In dem honigfarbenen Schleier nahm Faye seine schwarzen Brauen wahr, die seine schönen Augen umgaben, seine gerade Nase und die vollen Lippen – die sich jetzt spöttisch verzogen, als er seinen Kopf hob und ihrem Blick begegnete. »Was ist los mit dir, Lunababe, noch nie einen Mann am Herd gesehen?«, zog er sie auf.
Schlagartig setzte Fayes Atmung wieder ein und sie kam unsanft wieder in die Realität zurück. Luke legte seinen Kopf schief und Liam betrachtete Faye auf eine merkwürdige Weise. Verlegen nestelte sie in den Falten ihrer weißen Bluse und setzte sich dicht neben Luke an den Tisch. Hilfsbereit schob Liam ihr den Brotkorb rüber und reichte ihr die Milchtüte.
Faye bedankte sich mit einem leisen Murmeln. Sie fühlte sich ungewohnt scheu. Als sie sich ein Brötchen mit Aprikosenmarmelade bestrich, legte Luke unter dem Tisch unauffällig seine Hand auf ihr Bein. Er murmelte es fast, so dass nur sie es hören konnte: »Lass es, Faye, wenn du dich an ihn verlierst, wird er dir deine Träume nehmen.« Ihr schoss die Röte ins Gesicht. Luke besaß schon von jeher die Gabe, in ihre Seele zu blicken.
Sie hatte es wissen müssen, als er den Kopf schief legte. Zum Glück schien Liam nichts gehört zu haben; ausführlich begann er über seine Vorbereitungen ihrer Reise zu berichtet, die sie in wenigen Tagen nach Los Angeles, dem Hauptquartier des Gründungsrates, führen würde. »Warum fahren wir dort eigentlich hin? Das ist mir immer noch nicht so ganz klar. Oder ist einer der Mitglieder des Rats in der Lage, uns von den dämonischen Siegeln zu befreien?« Jetzt richtete Faye ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Liam.
»Nein, auch sie werden die Siegel nicht entfernen können«, antwortete Liam zögernd. »Aber sie können uns etwas gegen unsere Alpträume geben. Darum müssen wir persönlich dorthin fahren. Und ich erhoffe mir neue Informationen. Vielleicht hat der Gründerrat mittlerweile herausgefunden, wie es passieren konnte, dass Monterey von der Existenz der Nat-Dämonen und Ice Whisperern quasi überschwemmt wurde.« Der Holzboden knarrte leise, als Quin plötzlich hinter ihrem Stuhl auftauchte und den Inhalt der Pfanne auf ihren Teller klatschte. Verblüfft starrte Faye auf die glibbrige
Weitere Kostenlose Bücher