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Tanz im Dunkel

Tanz im Dunkel

Titel: Tanz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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oben, während Sean sich langsam im Kreis drehte. Schließlich verlagerte er seinen Griff, und Rue neigte sich vor, sodass sie wie ein Vogel über ihm schwebte. Das Publikum, das von dieser akrobatischen und gleichzeitig höchst eleganten Figur sichtlich beeindruckt war, begann spontan zu applaudieren. Sean ließ sie so vorsichtig wieder herunter, dass ihre Füße ganz sanft den Boden berührten und sie sofort weitertanzen konnte. Schließlich legte er seinen Arm auf ihren Rücken, ließ sie für das große Finale tief nach unten sinken und berührte mit seinen Lippen ihren Hals. Sie spürte, wie ihr ganzer Körper lebendig wurde und wartete mit einem kaum wahrnehmbaren, sehnsüchtigen Lächeln auf seinen Biss.
    Im selben Augenblick merkte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Sean war so angespannt, wie er es noch nie am Schluss eines Tanzes gewesen war. Wie ein Tier, das eine drohende Gefahr wittert, beugte er sich mit dem ganzen Körper über sie, als wollte er sie vor etwas schützen. Dann sah sie, wie Haskell, der sich im Publikum befand, seinen Kopf ruckartig nach rechts drehte, seinen Mund öffnete, als wollte er schreien, und dabei seine Fangzähne aufblitzen ließ. Eine Frau kreischte.
    Carver trat im Smoking aus dem Publikum, das sich im Kreis um die improvisierte Tanzfläche aufgestellt hatte, griff in die Hosentasche und zog ein Messer. Er drückte auf einen Knopf am Griff des Messers, und eine scharfe, gebogene Klinge sprang auf. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er Haskell einen Stich versetzt. Der Vampir taumelte und sackte zusammen. Im nächsten Moment sah Rue, wie Megan versuchte, Carver am Arm zu packen. Fast wäre es ihr gelungen, wenn nicht Charles Brody ihr plötzlich einen genauso brutalen Stoß versetzt hätte, wie damals auf der Party. Megan stürzte zu Boden, und Carver trat auf die Tanzfläche.
    Rue wusste, was er tun würde. Sie war überzeugt, dass Sean glaubte, Carver würde versuchen, sie umzubringen. Und das war durchaus möglich, denn es gab sonst nichts mehr, was er ihr noch antun konnte. Doch zuerst würde er versuchen, Sean zu töten. Beim heutigen Auftritt war unübersehbar gewesen, dass sie den Vampir liebte, und Carver würde es genießen, jemanden umzubringen, den sie liebte. Da Sean nicht mit einem Angriff auf sich selbst rechnete, gelang es ihr, ihn genau in dem Augenblick von sich zu schieben, als das Messer auf ihn niedersauste.
    Die schwarzhaarige Abilene warf sich von hinten auf Carver, sodass er nicht mehr in der Lage war, Sean den tödlichen Stoß zu versetzen. Allerdings gelang es ihm, Rue das Messer in den Bauch zu rammen, es wieder herauszuziehen und ein zweites Mal zuzustechen. Haskell, blutend und völlig in Rage, stürzte sich auf ihn. Dann ertönte ein Kampfschrei wie auf einem Football-Feld, und Moose warf sich mit voller Wucht auf die beiden.
    Rue spürte keinen Schmerz. Unglücklicherweise wusste sie aber von Carvers erster Attacke auf sie nur allzu gut, dass es schon sehr, sehr bald höllisch wehtun würde. Ungläubig tastete sie nach ihrem Kleid, unter dem es sich ganz feucht anfühlte. Während die Leute um sie herum in Panik gerieten und losbrüllten, versuchte Sean Rue aufzuhelfen, damit er sie in Sicherheit bringen konnte. “Er hat vielleicht einen Helfer engagiert. Komm, du musst hier raus”, drängte er.
    Doch Rue sah zu, wie Karl erst Charles Brody durch einen gezielten Faustschlag außer Gefecht setzte, sich dann ebenfalls auf Carver warf und ihn gemeinsam mit den anderen Vampiren auf den Marmorboden drückte. Carver wehrte sich wie ein – ja, wie ein Verrückter, dachte Rue benommen. Nicht alle geladenen Gäste hatten das Messer gesehen und schrien nun wild durcheinander, weil sie nicht wussten, wer der Angreifer war.
    “Komm, Liebling”, wiederholte Sean nachdrücklich, während er sie stützte und mit ihr durch die Menge ging. “Wir müssen hier raus.” Er spürte ihre Angst und glaubte zu wissen, woher sie rührte. Immer wieder suchten seine Augen die umstehende Menge ab, um sich zu vergewissern, dass keiner der Anwesenden bewaffnet war. “Ich dachte, wenn wir zum Bolero tanzen, provozieren wir ihn, und er wird genau in dem Augenblick auf dich losgehen, wenn wir darauf gefasst sind. Aber so hatte ich es nicht geplant.” Er schnaubte bitter.
    Rue schob eine Hand unter ihr Kleid. Ihr Unterrock war nass, und das Blut begann bereits, ihr die Beine hinunterzurinnen. Sie taumelte und stützte sich kurz mit der Hand an einer Säule ab. Als sie die

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