Tanz im Feuer
Schlüsselringen und Porzellanaschenbechern in Gürteltierform aufgebaut.
Als sie wieder beim Einkaufszentrum angekommen waren, parkte Chad so nahe wie möglich am Eingang. Er stellte den Motor ab, machte aber keine Anstalten auszusteigen, sondern drehte sich zu ihr um und fragte: »Ab wann sollen die R entiere eigentlich fliegen?«
»Ab Sonntag vorThanksgiving.«
Er stutzte. »Wieso davor?«
»Der Freitag und Samstag nachThanksgiving sind die umsatzstärksten Einkaufstage im ganzen Jahr«, erklärte sie. »Bis dahin muss dieWeihnachtsdekoration fertig sein, um die Kunden richtig einzustimmen. Da wir nur ungestört arbeiten können, wenn das Einkaufszentrum geschlossen ist, erledigen wir das meiste am Sonntag.«
Er grinste. »Wie die Heinzelmännchen, die mitten in der Nacht kamen und dem Schuster und seiner Frau alle Arbeit abnahmen?«
»Du kennst das Märchen?«
Er sah sie beleidigt an. »Meine Mutter hat mir genau wie jede andere Märchen erzählt.«
»Und du warst ja so ein lieber Junge«, äffte sie Mrs. Lomax nach. »So ein guter Junge.«
Chad verzog gequält das Gesicht. Er schob seine Hand über Leighs R ückenlehne und beugte sich vor. »Ich seh schon, es wird höchste Zeit, dass ich etwas unternehme, damit du dir kein falsches Bild von mir machst.«
Er lehnte sich zu ihr hinüber, drückte die Hand, die auf ihrer R ückenlehne lag, gegen ihren Hinterkopf und zog sie zu sich her. »Offenbar weißt du es nicht zu schätzen, dass ich mich den ganzenTag so beherrscht habe.« Seine Stimme wurde immer leiser. »Das ganze Essen über habe ich nur an eins denken können.« Jetzt flüsterte er nur noch. »Daran.«
Sie schloss die Augen, kurz bevor seine Lippen ihre berührten. Sie fühlten sich warm an, bittend, fordernd. Er erwartete, dass sie sich ihm fügte, und wurde nicht enttäuscht. Auf sein sanftes Drängen hin teilte Leigh ihre Lippen und ließ seine Zunge ein. All die so mühsam unterdrückten Empfindungen erwachten augenblicklich zu neuem Leben.Wie schon am Abend zuvor reagierte sie mit jeder Nervenfaser auf seinen Kuss. Seine heiße, kühne Zunge gab und nahm, ganz nach Lust und Laune, aber immer voller Hingabe und Gefühl. Seine freie Hand wanderte langsam über ihre Schulter, dann an ihrem Arm herab und von da aus über ihren Schenkel.
Eine Gänsehaut überlief sie von Kopf bis Fuß, als seine Lippen über ihreWangen strichen und an ihrem Ohr hauchten: »Hältst du mich immer noch für einen ›guten Jungen‹?« Sein Atem wehte heiß über ihre Ohrmuschel, dann suchten seine Lippen wieder nach ihren.
»Nein«, seufzte sie. »Nein.«
Seine Hand fing ihre ein und hob sie an seine Lippen. Er sah ihr in die Augen und küsste dann ihre Handfläche. Ihr Herz klopfte, als wollte es ihr in der Brust zerspringen.
»Ich wusste nicht, wie du meinen unerwarteten Besuch gestern Abend aufnehmen würdest«, sagte er. »Ich habe dich nicht vorher angerufen, da ich Angst hatte, du würdest mich abweisen.«
»Das hätte ich bestimmt nicht getan.« Als sie bemerkte, wie unsicher ihre Stimme klang, schloss sie die Augen und gab sich ganz dem Genuss hin, den ihr seine Lippen bescherten.
»Ich wollte kein Risiko eingehen«, hörte sie ihn sagen. »Ich musste dich einfach sehen.«
»Warum, Chad?« Sie öffnete die Augen und sah ihn erwartungsvoll an.
Schweigend erwiderte er ihren Blick. Sein Daumen zog Kreise über der pochendenVene ihres Handgelenks. Dann hob er ihre Hand wieder an seine Lippen und sagte durch ihre Finger hindurch: »Weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen bist, seit ich dich damals ins Krankenhaus gebracht habe.«
»Weil ich die Frau bin, deren Kind du entbunden hast?« Die Frage war ironisch gemeint, aber selbst in ihren Ohren klang sie ängstlich.
»Nein.« Er gab ihr einen kurzen Kuss auf die Fingerspitzen und ließ ihre Hand wieder sinken. »Weil du die Frau bist, die ich unbedingt kennenlernen wollte und die wahrscheinlich vor Scham im Boden versunken wäre, nachdem ihr so was passiert ist. Mein Gott, ich weiß noch genau, wie du mich damals angesehen hast. Ich muss dir höllische Angst eingejagt haben.«
Sie lächelte. Inzwischen erschien es ihr unvorstellbar, dass sie sich jemals vor ihm gefürchtet hatte. »Nur im ersten Moment. Du warst so freundlich.«
»Und du warst so schön.«
»Ich habe entsetzlich ausgesehen.«Verschwitzt, verklebt und kreidebleich, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Du hast ausgesehen wie das Bild einer Frau.«
»Klar – von Dalí
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