Tanz im Feuer
kommst.« Er machte eine Kopfbewegung zu den Männern hin, die in einer lockeren Gruppe beisammenstanden und sich unterhielten. Ein paar sahen zu ihnen herüber, und Leigh spürte, wie sie rot wurde.
»In Ordnung«, willigte sie hastig ein. »Danke für die Einladung zum Essen. Wir sehen uns dann heute Abend.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon, als wollte sie den neugierigen Blicken ihrer Mitarbeiter entfliehen.
Es war schon nach zehn. Der Kuchen, den Leigh gleich nach dem Heimkommen gebacken hatte, war ausgekühlt. Sarah lag längst tief schlafend in ihrerWiege. Und Chad war immer noch nicht da.
Die Arbeit war ihr am Nachmittag ausgesprochen gut von der Hand gegangen. Gemeinsam mit den ihr zugeteilten Hilfskräften hatte sie dieWeihnachtsdekoration in allen Details besprochen, so dass sie am nächsten Sonntag gleich mit der Arbeit beginnen konnten. Leigh war zuversichtlich, dass es keine größeren Probleme geben würde.
Danach hatte sie noch eine Besprechung imVerwaltungszentrum der Saddle Club Estates gehabt, einem der wohlhabenderenWohnviertel Midlands. Leigh war von einem Komitee der Hausbesitzer angesprochen und darum gebeten worden, dieWeihnachtsdekoration aller Häuser imViertel aufeinander abzustimmen. Bislang hatten sich die Eigentümer allerdings noch auf keine Dekoration einigen können.
Leigh hatte, obwohl sie vor Ungeduld fast geplatzt wäre, ein unverwüstliches Lächeln aufgesetzt und die Mitglieder des Komitees wiederholt daran erinnert, dass die Zeit langsam knapp wurde.
»Wenn die Häuser Anfang der zweiten Dezemberwoche dekoriert sein sollen, muss ich bis Ende dieserWoche wissen, für welchen meinerVorschläge Sie sich entschieden haben«, hatte sie erklärt, bevor sie dieVersammlung beendeten.
Nachdem man ihr dasVersprechen mit auf denWeg gegeben hatte, dass sich das Komitee bis dahin bestimmt geeinigt hätte, eilte sie los, um Sarah abzuholen.
Nach einem kurzenWortwechsel mit derTagesmutter, der sie ihr Honorar dagelassen hatte, hatte sie ihreTochter in den Kindersitz geschnallt und war nach Hause gefahren.
Dort hatte sie, aufmerksam beobachtet von Sarah, Kuchenteig angerührt. Sobald der Kuchen im Ofen stand, hatte sie ihr Kind gefüttert und mit ihm gespielt, bis es müde und quengelig wurde, dann hatte sie es gebadet und zu Bett gebracht. Erschöpft war Sarah nach wenigen Minuten und zwei Schlafliedern eingeschlafen.
Leigh hatte den Kuchen aus dem R ohr geholt und in der verbleibenden Zeit ein heißes Schaumbad genommen und ihr Make-up erneuert.
Kichernd hatte sie ihr Spiegelbild begutachtet. Es tat gut, sich wieder für einen Mann schönzumachen. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal so aufgeregt gewesen war.Wie ein junges Mädchen drehte sie sich hin und her und betrachtete sich von allen Seiten. Doch plötzlich blieb sie stehen und wurde ernst. Leise, aber unüberhörbare Zweifel kamen in ihr auf.Würde Chad merken, wie wichtig ihr dieser Abend war?Würde er sich zurückhalten, weil er sie für eine einsameWitwe hielt, die sich mit mitleidserregendem Eifer dem ersten ledigen Mann an den Hals warf, der ihr über denWeg lief?Würde er ihr Bekenntnis, dass sie keine flüchtige Affäre wollte, nur für schüchternes Getue halten?
Bleib bloß cool, Leigh, ermahnte sie sich selbst. Aber es war nicht einfach, die Gleichmütige zu spielen, wenn sie jedes Mal, sobald sie an Chad dachte, aufgedreht und nervös wie ein frisch verliebterTeenager wurde. Und er »drängte« sie mit einer Entschlossenheit, die ihr schmeichelte und sie zugleich tief verunsicherte.
Aber als es immer später wurde und er sich nicht einmal telefonisch meldete, wuchsen ihre Zweifel.Vergeblich versuchte sie den beunruhigenden Gedanken zu verdrängen, dass sie sich sein Interesse für sie nur eingebildet hatte. Beim Mittagessen hätte ihr doch aufgehen müssen, wie umschwärmt er von den Frauen in der Stadt war. Er hatte es doch gar nicht nötig, sich mit einer trauerndenWitwe, die er in einer höchst unerotischen Lage kennengelernt hatte und die nun ein kleines Kind versorgen musste, abzugeben. Zweifellos brauchte er nur mit dem Finger zu schnippen, und schon kam jede Frau angelaufen, die er sich nur wünschte. Bestimmt hatte er es sich seit heute Nachmittag anders überlegt.Warum hatte sie ihm auch gleich eröffnen müssen, dass sie an einer reinen Bettgeschichte nicht interessiert war?
»Du hast alles vermasselt, Großmaul«, schalt sie sich mürrisch. Er hatte sie am
Weitere Kostenlose Bücher