Tanz im Feuer
bestand darauf, Sarah zu tragen, während sie durch das Einkaufszentrum schlenderten, und hatte meist besitzergreifend den anderen Arm um Leigh gelegt, außer wenn sie tatsächlich die Dekoration überprüfte.Wie immer, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigten, wurde Chad von allen möglichen Leuten angesprochen. Stolz stellte er jedes Mal Leigh und Sarah vor.
Nachdem Leigh ihren Kontrollgang durch das Einkaufszentrum beendet hatte – abgesehen von einem leicht demolierten Stern, den ein unachtsamer Fensterputzer mit seiner Leiter gerammt hatte, gab es nichts zu beanstanden –, fuhren sie zu einem Fast-Food- R estaurant, wo sich Chad ein Grillhähnchen und eine Portion Pommes frites einpacken ließ. Dann steuerte er den Ferrari in Richtung Saddle Club Estates.
»Ich möchte dir mein Haus zeigen«, erklärte er Leigh und schaute sie im R ückspiegel an. Sie hatte sich diesmal neben Sarah auf den R ücksitz gequetscht und hielt ihreTochter mit einem gelben, flauschigen Klingelball bei Laune. »Wir können dort zu Mittag essen.«
Noch bevor Leigh erfahren hatte, dass es Chad gehörte, hatte ihr sein Haus ausgesprochen gut gefallen. In dem teils aus Zedernholz, teils aus Stein erbauten Gebäude verbanden sich auf gelungeneWeiseTradition und Moderne. Der große Garten war liebevoll angelegt, und eine R eihe noch junger Pekannussbäume versprachen in einigen Jahren im Sommer kühlen Schatten zu spenden.
Chad holte eine Infrarotfernbedienung aus dem Handschuhfach, zielte damit auf den Pfosten des Gartentors, und die beidenTorflügel öffneten sich geräuschlos. Er fuhr in die Auffahrt und stellte den Ferrari vor einem Garagentor ab, hinter dem mindestens zwei Autos Platz finden mussten. »Da wären wir«, verkündete er fröhlich, nahm dieTüte mit dem Hähnchen vom Beifahrersitz, stieg aus und half dann Leigh und Sarah beim Aussteigen.
Das Hähnchen in der Linken haltend, schloss er mit der anderen Hand eine massive Holztür auf, die aus dem ziegelsteingepflastertenVorhof ins Haus führte, und trat dann schnell als Erster ein, um die Alarmanlage auszuschalten, die warnend zu piepen begonnen hatte, sobald dieTür aufgeschwungen war. Er gab eine vierstellige Zahlenfolge in dieTastatur an derWand ein, und mit einem leisen Klicken verstummte die Alarmanlage. Dann winkte er Leigh herein, die schüchtern vor derTür stehengeblieben war.
»Erinnere mich daran, dass ich dir einen Schlüssel gebe und dir die Kombination für die Alarmanlage verrate, damit du jederzeit hereinkannst«, erklärte er ihr, kaum dass sie über die Schwelle getreten war.
Leigh nickte benommen. Sie kam sich vor wie eine Landpomeranze bei ihrem ersten Besuch in der Großstadt. Das Haus sah aus, als wäre es geradewegs einer Ausgabe von »Architektur heute« entsprungen. Alles ließ ahnen, dass hier ein Innenarchitekt amWerk gewesen war, aber trotzdem wirkte die eindrucksvolle Einrichtung kein bisschen steril, wie es oft bei so großen Häusern der Fall war. Die auf Hochglanz polierten Steinböden waren mit echten Orientteppichen belegt, die trotz oder wegen ihres Alters sehr wertvoll zu sein schienen. An fast allenWänden hingen Bilder, geschmackvoll platziert zwischen limitierten Drucken und Postern. Auf allenTischen und R egalen standen kleine Kunstobjekte, aber auch skurriler Krimskrams, den Chad von seinen R eisen rund um dieWelt mitgebracht haben musste. Alles deutete darauf hin, dass hier ein Mensch mit ausgeprägter Persönlichkeit lebte.
»Chad«, flüsterte Leigh ehrfürchtig, als stünde sie in einem Museum. »Das ist ja wundervoll.«
»Heißt das, dass es dir gefällt?«
Sie merkte, dass er sie fast ängstlich ansah, als befürchtete er, dass sie das nur aus Höflichkeit gesagt haben könnte. »Ja, Chad«, bekräftigte sie lachend. »Ich kann es gar nicht fassen.« Sie standen in einem riesigen, überkuppeltenWohnbereich mit einem gigantischen offenen Kamin und großen Panoramafenstern.
Chad nahm ihr Sarah ab und legte sie auf die Sitzfläche eines riesigen Ledersessels, dann kam er zu Leigh zurück, half ihr aus dem Mantel und verschwand damit in einem kleinen Korridor. Sie hörte, wie er einen Schrank aufmachte und den Mantel hineinhängte.Während Leigh damit beschäftigt war, Sarah aus ihrem Babyanorak zu nesteln, brachte er dieTüte mit dem Hähnchen in die Küche.
Als er zurückkam, stand Leigh mit Sarah auf dem Arm vor einer kunstvoll gearbeiteten Handpuppe, deren Gliedmaßen mit langen, dünnen Stöcken bewegt werden
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