Tanz im Feuer
Jeans, die unvermeidlichen Cowboystiefel und einWesternhemd unter einer weichenWildlederjacke.
Die Party war bereits in vollem Gang, als Chad seinen Wagen an der ansehnlichen, zweistöckigen Villa vorbeisteuerte, die im Zentrum eines riesigen Grundstücks außerhalb der Stadt stand. Hinter dem Haus tauchte zu Leighs großem Erstaunen eine Scheune auf – eine gestrichene, moderne Scheune, aber nichtsdestotrotz eine Scheune.
Sie sah Chad ungläubig an, als er um denWagen herumkam und ihr dieTür aufhielt. Er grinste, während sie ausstieg, und holte dann Sarah aus ihrem Kindersitz auf der R ückbank. »Komm mit«, sagte er zu Leigh, nachdem er sich das Baby auf die eine Schulter gesetzt und dieTasche mit denWindeln über die andere gehängt hatte.
Er ging ihr voran in den Bau, wo bereits etwa fünfzig Leute zu den Klängen einer Country-and-Western-Band tanzten. Die dreiköpfige Band hatte ihre Instrumente auf einem Podest in einer Ecke der Scheune aufgebaut und spielte schwungvoll und begeistert für die Gäste.
»Chad!« Die Frau musste fast brüllen, um sich über die Musik, das Gelächter und Gerede hinweg verständlich zu machen. Energisch bahnte sie sich einenWeg durch die Gäste auf sie zu. Ihr Gesicht wirkte offen und freundlich, und obwohl dicke Diamantringe an ihren Fingern glitzerten, trug sie Jeans und ein fadenscheiniges Hemd, das an den Ellbogen und am Kragen schon abgewetzt glänzte. Ihre Jeans stammten aus keiner Designerboutique, sondern waren ganz normale, schon verschlissene Arbeitsjeans.
»Wie immer bringst du das hübscheste Mädchen von allen mit«, verkündete sie fröhlich, während sie Chad und Sarah gleichzeitig umarmte. »Hallo«, sagte sie dann freundlich zu Leigh und streckte ihr die Hand entgegen.
Chad stellte Leigh ihre Gastgeberin und deren Ehemann vor, der sich kurz darauf zu ihnen gesellte. Er war ein kleiner, untersetzter Mann mit einem dünnen Haarkranz und fröhlich strahlenden Augen. In seiner Linken hielt er eine angebrochene Flasche Bier, während er mit der R echten heftig Leighs Hand schüttelte, bis ihr der ganze Arm wehtat.
»Kommt mit, ich will euch den anderen vorstellen«, drängte er. Ohne Leighs Hand loszulassen, zog er sie mit sich. Als sie sich umdrehte, musste sie hilflos mit ansehen, wie Chad ihrer Gastgeberin die kleine Sarah übergab.
Die Frau hatte Leighs ängstlichen Blick bemerkt und machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Geht ihr nur und amüsiert euch. Ich beschäftige mich solange mit der kleinen Sarah«, rief sie ihnen nach.
In der nächsten halben Stunde wurde Leigh Dutzenden von Leuten vorgestellt, die sie alle ebenso fröhlich und erfreut begrüßten wie ihre Gastgeber. Jemand drückte ihr etwas zu trinken in die Hand, dann wurde einToast auf ihreTochter ausgebracht. Ab und zu drehte sich Leigh nach Sarah um; sie befürchtete, dass der Kleinen derTrubel zu viel werden könnte. Das Baby wurde von einem Arm zum nächsten gereicht, immer wieder umarmt, gedrückt oder aufmerksam von älteren Kindern betrachtet. An dem fröhlichen Krähen und den leuchtenden Augen konnte Leigh erkennen, dass Sarah es genoss, im Mittelpunkt zu stehen und die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen.
Leigh begann sich zu entspannen. Sie spürte, wie ihre anfängliche Hemmung von ihr abfiel. Diese Leute waren längst nicht so hochnäsig und herablassend, wie sie befürchtet hatte. Sie waren nicht einmal einschüchternd. Ein paar der Männer waren, wie sie erfuhr, Kollegen von Chad. Andere waren mit ihm befreundet; manche kannte er noch aus der Schulzeit.Viele von ihnen arbeiteten im Ölgeschäft als Angestellte oder als einfache Arbeiter. Sie lernte einen Arzt kennen und einen Bankpräsidenten. Ebenso einigeVieharbeiter und einen Friseur. Bald hatte Leigh ihre Ängste vergessen und lachte und scherzte mit ihnen.
»Amüsierst du dich?« Chad hatte sich von hinten an sie herangeschlichen, schlang seine Arme um sie und zog sie mit dem R ücken an seine Brust. Die junge Frau, mit der sich Leigh eben unterhalten hatte und die ein paar Monate vor Sarahs Geburt mit Zwillingen niedergekommen war, lachte und zwinkerte Leigh verschwörerisch zu. Dann wandte sie sich diskret ab und mischte sich in die Unterhaltung zweier schwarzhaariger Riesen ein, die eben über die Profifootballliga diskutierten.
Leigh legte den Kopf zurück, bis sie Chads Brust unter ihren Haaren spürte. »Ja«, antwortete sie zu ihrer Überraschung. »Ja, ich amüsiere mich wirklich.«
»Na, dann
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