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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Blumen, die sie in ihrem Garten gepflückt hatten. Eine Flasche zuckerfreier Apfelwein stand geöffnet auf dem Serviertisch neben drei Sektgläsern, die Jane von zu Hause mitgebracht hatte, um zu feiern, dass die geschwollenen Lymphknoten von einer Infektion verursacht worden waren, die mit dem Diabetes in Zusammenhang stand.
    »Ich bin dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen«, sagte Margaret.
    »Du bist unverwüstlich.« Jane schenkte ihr ein Glas Apfelwein ein.
    »Zart, aber oho.« Sylvie lächelte.
    Die drei Frauen hoben ihre Gläser und stießen miteinander an. »Zum Wohl«, sagte Jane. »Auf Moms Gesundheit.«
    »Auf unser aller Gesundheit«, fügte Margaret hinzu und nippte. »Schmeckt köstlich. Wenn es nur richtiger wäre …«
    »Richtiger Champagner?«, meinte Sylvie.
    »Ja. Dein Vater hatte zu eurer Geburt jedes Mal eine Flasche Piper-Heidsieck in die Klinik geschmuggelt.«
    Sylvie ließ das Glas sinken. Sie blickte Jane an, die eine Spur blasser geworden war.
    »Was hat er sich denn dabei gedacht?«, fragte Jane.
    Ihre Mutter lachte. Sie sah besser aus als seit Wochen: Die Ärzte hatten die Medikamente neu eingestellt, und die Physiotherapeutin war gekommen, um mit ihr zu arbeiten. Sie erhielt zusätzlich Elektrolyte und Vitamine, und durch das Interesse, das sie am Personal bezeugte – typisch Rektorin –, zog sie die jungen Krankenschwestern und Pfleger an wie ein Magnet. Sie widmeten ihr besonders viel Aufmerksamkeit.
    »Du meinst, weil er damit gegen die Regeln der Klinik verstoßen hat?«, fragte sie.
    »Nein. Ich meine, wieso er zuerst unsere Geburt gefeiert hat und dann wie vom Erdboden verschwunden war.«
    »Jane«, sagte Sylvie warnend.
    Margarets Lächeln verblasste. »Ach, Kind … ich wünschte, ich wüsste darauf eine Antwort. Ich habe mir diese Frage Millionen Mal gestellt.«
    »Er muss doch glücklich gewesen sein, uns zu haben«, ließ sich Jane vernehmen. »Zumindest ein bisschen – schließlich hat er Champagner gekauft. Was ist geschehen?«
    »Kind«, sagte ihre Mutter und nippte an ihrem Apfelwein. »Du weißt, dass manche Menschen keine Kinder haben sollten. Der Zeitpunkt ist nicht der richtige, oder sie sind damit überfordert. Dein Vater …«
    Sylvie beobachtete Jane. Ihre Miene konnte nur als »bedrohlich« beschrieben werden. Ihr Blick war finster, die Augen verdunkelten sich, ein Sturm braute sich in ihrem Inneren zusammen, als ihr bewusst wurde, dass ihre Mutter sie mit ihrem Vater auf eine Stufe stellte. Doch dann runzelte sie lediglich die Stirn und schüttelte die Bedeutung der Worte ab, als fielen sie nicht länger ins Gewicht. Sie hatten schon so viele Gespräche über ihren Vater geführt, ohne dass etwas dabei herausgekommen war. Und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern.
    In ebendiesem Augenblick betrat eine Gruppe von Ärzten den Raum. Dr. Becker machte Visite, mit Assistenzärzten und Praktikanten von der Brown Medical School im Schlepptau, die sich um das Bett herum verteilten. Sie lächelten beim Anblick der kleinen Familienfeier, dann vertieften sie sich in eine Fachsimpelei über Diabetes und Hüftfrakturen und welche Glanzleistungen sie bei Margaret Porter vollbracht hatten.
    Sylvie und Jane gingen auf den Flur hinaus. In der letzten Woche war so viel geschehen, dass Sylvie nahe daran war, den Überblick zu verlieren. Sie hatte in Zusammenarbeit mit der Reha-Abteilung versucht, einen vernünftigen Pflegeplan für die Zeit nach Margarets Entlassung aufzustellen. In der Zwischenzeit hatte sie das Schlafzimmer ihrer Mutter vom Fußboden bis zur Decke geputzt, das Bettzeug gelüftet und sämtliche Bücher abgestaubt.
    John hatte ihr dabei geholfen. Er verbot Sylvie, schwer zu heben, und hatte allein die Sprungfedermatratze hochgehievt und umgedreht. Er war ihr auch beim Bohnern des Fußbodens zur Hand gegangen. Immer wieder hatte er die Sprache auf die Sommerferien gebracht. Er ging gerne zum Kajakfahren und Zelten, und er hatte Sylvie gefragt, ob sie ihn nicht nach Maine begleiten wollte. Er dachte, es würde ihr Spaß machen – dort kannte er ein entlegenes Fleckchen Erde, wo oft Elche und Weißkopf-Seeadler gesichtet wurden.
    Sylvie hatte Anstalten gemacht, ihm zu erklären, dass sie nicht wegkonnte, dass sie bei ihrer Mutter bleiben musste. Aber sie hatte es sein lassen und einfach geantwortet: »Vielleicht.«
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte sie Jane, als sie nun im Gang warteten.
    »Uns freuen.« Jane lächelte und

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