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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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küsste sie. »Wir sollten uns über alle Maßen freuen, dass Mom wieder gesund wird.«
    Sylvie lächelte zurück, sah ihre Schwester an. Jane schien neuerdings vor Lebensfreude zu strotzen. Genauer gesagt, seit dem Tag im Krankenhaus, als Dr. Becker ihnen mit der Möglichkeit einer bösartigen Lymphknotengeschwulst einen Schrecken eingejagt hatte. Jane war danach verschwunden – stundenlang –, ohne Erklärung.
    Und nach ihrer Rückkehr schien sie … glücklich zu sein, beschwingt, als wollte sie es mit der ganzen Welt aufnehmen.
    Selbst jetzt sprühten ihre Augen, als sie Abby Goodheart beobachtete, die Sozialarbeiterin der Klinik, die sich ihnen näherte. Hochgewachsen und leutselig, mit rundem Gesicht und einem langen graublonden Zopf, begrüßte sie die Schwestern mit einem Lächeln.
    »Wie geht es Ihnen beiden?«, erkundigte sie sich.
    »Gut, Abby«, sagte Sylvie.
    »Feiern Sie die gute Neuigkeit, die Ihre Mutter erhalten hat?«
    »Ja. Wir sind ungemein erleichtert«, sagte Jane. »Vielen Dank für alles.«
    »Keine Ursache.« Abbys Funkrufempfänger piepte; sie warf einen prüfenden Blick auf die Nummer, dann wandte sie sich wieder an Sylvie und Jane. »Ich dachte, wir könnten uns kurz unterhalten, wie es mit Ihrer Mutter nach der Entlassung aus der Klinik weitergehen soll.«
    »Entlassung? Aber sie hat eine gebrochene Hüfte«, warf Jane ein. »Sie kann sich doch kaum bewegen …«
    »Und die Ärzte bekommen gerade erst ihren Diabetes unter Kontrolle«, fügte Sylvie hinzu, einer Panik nahe. Sie genoss die Befreiung von der häuslichen Pflege, auch wenn sie es nie zugegeben hätte. Das Wissen, dass sich Margaret in guten Händen befand, hatte Sylvie ein paar Nächte geschenkt, in denen sie ungestört durchschlafen konnte.
    »Die Klinik kann sie nicht mehr lange behalten«, klärte Abby sie auf. »Da es für solche Fälle professionelle Pflegeheime gibt, sind uns die Hände gebunden. Wenn die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchungen über ihren mentalen Zustand vorliegen, muss eine Entscheidung über die weitere Unterbringung getroffen werden.«
    Schweigen trat ein, und Sylvie traute sich kaum, Jane anzublicken. Sie hatte Angst, dass ihre Schwester ihr an den Augen ablesen konnte, dass sie in ihrem Entschluss wankend wurde. Sylvie war die Hüterin des Feuers gewesen. Während Jane in New York lebte, geflüchtet war vor der Vergangenheit und ihren Problemen, hatte sie in Rhode Island ausgeharrt, bei ihrer Mutter. Doch im Moment konnte Sylvie nur an eine kalte sternenklare Nacht, an ein Lagerfeuer und an John denken.
    »Das ist hart«, sagte Abby. »Ich weiß. Viele Familien haben mit der Entscheidung gerungen, welche Lösung die beste ist … Sie könnten in Erwägung ziehen, Ihre Mutter zeitweilig in einem Pflegeheim unterzubringen. Nur damit sie fürs Erste eine zusätzliche medizinische Betreuung erhält und alle die Gelegenheit haben, sich über den nächsten Schritt klarzuwerden.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit einer zeitweiligen Unterbringung einverstanden wäre«, sagte Sylvie. »Sie wird Angst haben, dass sie nie wieder herauskommt.«
    »Sie werden feststellen, dass es in solchen Heimen gar nicht so übel ist«, gab Abby zu bedenken. »Ich arbeite mit einigen zusammen und kann für alle meine Hand ins Feuer legen. Die Räume sind hell, tipptopp, modern, das Personal ist freundlich und jung, und es werden zahlreiche Aktivitäten geboten.«
    »Wie in der Schule«, sagte Jane gedankenverloren.
    »Die Ähnlichkeit ist groß. Es würde mich überraschen, wenn es Ihrer Mutter dort nicht gefällt. Sie ist gesellig, hilfsbereit – vielleicht haben Sie bemerkt, dass die Schwestern gerne auf einen Sprung bei ihr vorbeischauen, um mit ihr zu plaudern. Sie hat für alle ein offenes Ohr und hilft ihnen, Probleme zu erkennen und zu lösen.«
    »Davon versteht sie etwas«, sagte Jane mit einem leisen Hauch Ironie. Doch als Sylvie sie anblickte, lächelte Jane, als sei der alte Groll vergessen oder vergeben, zumindest während dieser Krise.
    »Ich würde Ihnen Cherry Vale oder Marsh Glen empfehlen«, sagte Abby und schrieb die Namen auf eine Karte.
    »Unsere Großmutter war im Marsh Glen«, sagte Jane.
    »Wie fanden Sie es?«
    »Es war … sehr anstaltsmäßig. Und sie war viel älter als unsere Mutter, als sie ins Heim kam.«
    »Sie werden feststellen, dass dort in der Zwischenzeit einiges verbessert wurde«, erklärte Abby. »Unsere Generation kommt selbst in die Jahre, und wir legen

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