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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Wal aussehen, der Wasser durch die Nasenlöcher schnaubt.«
    »Betty Lou würde ihre Seele verkaufen, um dorthin eingeladen zu werden«, sagte Mona. »Und sie wäre sicher ein Gewinn für den Saftladen.«
    Chloe hatte den Kopf weggedreht und sah nach hinten, bis der Strandclub ihrem Blick entschwand. Sie fuhren an Rough Point vorüber, dem imposanten, aus Stein errichteten Herrenhaus der großen Gönnerin Doris Duke, und mehreren anderen abgeschirmten Anwesen, und schließlich hielten sie vor einer trutzigen Mauer. Penibel gestutzte Büsche und Kletterpflanzen schmiegten sich an das Gestein. Ein Eisentor stand einen Spalt offen, enthüllte einen von Flutlicht erhellten Hof und ein prachtvolles Kalkstein-Chateau, das an die Schlösser im Loire-Tal erinnerte.
    »Das ist es«, sagte Chloe atemlos. »Maison du Soleil.«
    »Haus der Sonne«, übersetzte Mona und beugte sich vor, um es genauer in Augenschein nehmen zu können.
    »Wohnen sie noch dort?«, fragte Chloe.
    »Die Familie deiner Tante? Ja«, erwiderte Dylan.
    »Besuchst du sie manchmal?«
    »Nein.«
    »Aber du bist ihr Schwiegersohn«, sagte Chloe.
    »War«, verbesserte er sie, und Jane fragte sich, ob Chloe die subtile Betonung der Vergangenheitsform bemerkt hatte. Hier war der Wind, der vom Meer herüberwehte, weniger heftig, wurde durch das Haus, die Bäume und die Mauer abgeblockt. Aber Jane wusste, dass auf der anderen, meerwärts gelegenen Seite des Grundstücks der Cliff Walk vorbeiführte; früher war sie dort häufig mit Sylvie und ihrer Mutter spazieren gegangen. Bis jetzt war sie nicht sicher gewesen, welches der Herrenhäuser Amandas Familie gehörte; doch nun fiel ihr wieder ein, wie sie damals durch die Hecke gespäht und Frauen in weißen Kleidern gesehen hatte, die auf einer weitläufigen Terrasse saßen. War Dylans Frau darunter gewesen, als junges Mädchen?
    »Können wir hineingehen?«, fragte Chloe.
    »Ja!«, bettelte Mona. »Damit ich Betty Lou erzählen kann, dass ich auf vertrautem Fuß mit den oberen Zehntausend stehe.«
    Im Wagen war es still; das einzige Geräusch stammte vom Verkehr, der auf der Bellevue Avenue vorbeirauschte. Jane spürte, dass Chloe und Dylan durch unausgesprochene Worte miteinander verbunden waren, die mit der Liebe und Erinnerung an Isabel zu tun hatten. Jane schloss die Augen, dachte an das Bild auf Dylans Kühlschrank – an die beiden lächelnden Mädchen, ihre Töchter.
    »Besser nicht«, sagte Dylan nach einer Weile. »Wir würden sie nur an Dinge erinnern, über die sie lieber nicht nachdenken wollen.«
    »Daran, was mit Isabel und Tante Amanda passiert ist?«
    Dylan nickte, sah stumm durch das Tor. Obwohl es weit offen stand, wusste Jane, dass es Dylan wie eine unüberwindliche Barriere vorkam, die ihn ausschloss. Sie kannte dieses Gefühl zur Genüge, aus den Jahren in New York, die sie ohne das junge Mädchen auf dem Rücksitz verbracht hatte. Sie streckte die Hand aus und berührte seinen Oberschenkel.
    Er legte seine Hand auf ihre. Jane spürte die Anwesenheit beider Töchter im Pick-up. Denn Isabels Geist war genauso lebendig wie Chloes und Monas, obwohl sie seit vier Jahren tot war. Jane atmete tief ein und schloss das Mädchen in ihr Herz. Sie sah nach hinten, zu Chloe. Zu ihrer Verwunderung starrte Chloe auf ihren Hinterkopf, als hätte sie Jane auf telepathischem Weg veranlassen wollen, sich umzudrehen.
    Janes Herz klopfte wie verrückt. Sie wünschte, dieser Abend, dieser Augenblick möge niemals enden. Die Lüge, die sie Dylan und Chloe aufgetischt hatte, kam ihr mit einem Mal ungeheuerlich vor, eine schier unerträgliche Last. Wäre Mona nicht dabei gewesen, hätte sie auf der Stelle die Wahrheit gesagt. Doch unter den gegebenen Umständen musste sie diese noch eine Weile für sich behalten.
    Und deshalb schwieg sie.
     
    Mona übernachtete bei Chloe, deshalb setzten sie die Mädchen in der Einfahrt ab. Müde und glücklich suchten sie ihre Siebensachen zusammen und winkten ihnen zum Abschied zu, bevor sie ins Haus gingen. Eine Frau lehnte sich aus der Hintertür, winkte.
    »Sharon«, sagte Dylan, hupte leicht und winkte. »Die Frau meines Bruders.«
    »Chloes …« Jane brachte das Wort nicht über die Lippen:
Mutter.
Die Frau sah sympathisch aus, sanft, typisch Vorstadt. Was sollte das überhaupt heißen, fragte sich Jane. Dass sie nicht der Typ war, der ein hautenges schwarzes Tanktop trug?
    »Erzähl mir von diesem Mistkerl Zeke«, bat Dylan, als sie die Viertelmeile bis zu seinem Haus

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