Tanz im Mondlicht
zurücklegten.
Jane zitterte, nachdem sie sich fast von Angesicht zu Angesicht der Frau gegenübergesehen hatte, bei der ihre Tochter aufgewachsen war. Sie versuchte, sich auf Dylans Frage zu konzentrieren, aber sie war zu aufgewühlt.
»Du willst ihr Vertrauen nicht missbrauchen?«, hakte er nach, als sie schwieg. »Du hast recht. Es ist besser, wenn sie es mir oder ihren Eltern selbst erzählt, sofern sie es für richtig hält.«
»Erinnerst du dich, wie ich zu Beginn des Abends sagte, dass ich dir etwas erzählen muss?«, fragte Jane, als er den Pick-up vor der roten Scheune parkte; ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
»Ja. Und ich habe darauf erwidert, dass ich dir auch etwas sagen muss.«
»Ich muss mit dir reden.« Sie blickte ihn an.
Er nickte, dann stieg er aus. Er ging um die Vorderseite des Wagens herum und öffnete Jane die Tür, wobei er sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Er legte den Arm um sie, zog sie an sich, Stirn an Stirn. Die Plantage ringsum war mit Leben erfüllt. Grillen zirpten, und eine Eule rief in der Ferne.
»Glaubst du mir, dass ich alles hören will, jedes Wort, aber erst, wenn ich dich geküsst habe?«
Sie runzelte die Stirn und lächelte, schweren Herzens. Wenn sie die Worte nur über die Lippen bringen könnte! »Ich glaube dir«, sagte sie. »Weil ich genauso empfinde.«
Dann küsste er sie. Und alle ihre Pläne und Vorsätze, das Richtige zu tun und ihm die Wahrheit zu gestehen, mussten warten.
Sie gingen nach oben. Sie fanden den Augenblick weder peinlich noch verfrüht, weil sie ihm den ganzen Abend entgegengefiebert hatten, vielleicht sogar seit ihrer ersten Begegnung. Jane versuchte, ihre Gedanken zum Schweigen zu bringen und die Worte zurückzuhalten, die ihr auf der Zunge lagen – weil ihr Körper den Sieg davontrug: Ihr war abwechselnd heiß und kalt. Sie musste mit ihm reden, daran führte kein Weg vorbei. Doch je mehr sie sich bemühte, abzuschalten, desto mehr Gedanken gingen ihr im Kopf herum. Sie fragte sich, wie oft er diese Stufen mit Amanda hinaufgestiegen sein mochte. Vielleicht waren solche Überlegungen nichts weiter als eine Verzögerungstaktik – weil sie Angst hatte, ihm die Wahrheit zu sagen.
Wie ein Automat registrierte sie alles, was sie sah: die alten sepiafarbenen Fotografien an der Wand, die neuen gerahmten Fotos auf der Spiegelkommode. Sie waren ausnahmslos von Isabel und Chloe, Eli und Sharon – von Amanda gab es keine. Sie musterte den Raum – bequem und altmodisch, sehr maskulin.
»Dylan?« Sie rang nach Worten.
»Ja?«
»Diese Sache, die ich dir erzählen muss. Sie ist wichtig.«
Er nickte. Und küsste sie abermals.
Ein großes Messingbett, schwere Ahornmöbel, ein Paar umgekippte schlammige Stiefel, ein Stapel Hemden auf einem Stuhl. Ein Erkerfenster mit Blick auf die Plantage; als Jane hinausblickte, sah sie, dass das Haus auf einer leichten Anhöhe errichtet worden war und die Obstbäume die Hänge säumten, sich bis zu einer sanften Talmulde erstreckten. Ein Bach floss durch das Anwesen; sie konnte das Plätschern des Wassers hören, sah es schwarz und silbern aufblitzen, die Sterne spiegelnd.
Dylan trat hinter sie, umschlang sie mit den Armen. Sie fühlten sich so stark an, und sie lehnte sich an seine Brust. Sie wiegte sich einen Augenblick in seinen Armen, spürte die Spannung ihrer Körper, die sich aneinanderpressten. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er ließ sie nicht los; sie lachten beide leise.
»Dylan?«
»Vergiss es«, murmelte er. »Was immer es auch sein mag. Vergiss es …«
Sie drehte sich um, küsste ihn auf die Lippen. Er schmeckte nach salziger Gischt und einem Hauch Tabak. Sie umspannte seinen Bizeps mit ihren Fingern. Er schob die dünnen Träger ihres schwarzen Tops nach unten. Die Bewegung fühlte sich erotisch an, und ihre Knie wurden weich. Sie standen am offenen Fenster, entkleideten sich gegenseitig.
Jane sehnte sich danach, seine Hände auf jedem Zentimeter ihrer Haut zu spüren. Sie hatten Schwielen von der harten Arbeit auf der Plantage, dem Heilmittel für sein gebrochenes Herz. Die Arbeit in ihrer Küche war für sie das Gleiche. Ihre Hände wiesen zahlreiche Narben und Brandverletzungen auf, die von dem Bemühen zeugten, ihre Sehnsucht nach Chloe durch das Backen zu vergessen.
Er beugte sich vor, küsste ihr Medaillon – und sie erschrak, weil er nicht ahnen konnte, was es enthielt, aber er wusste, dass es ihr viel bedeutete. Er küsste ihre Brüste. Sie war lange
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