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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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träumte. Sie sah die Plantage, die Sterne in den Bäumen, und ein offenes Fenster in Chloes Mansarde, weitere Sterne, die drinnen auf Regalen lagen … und die Sterne erwachten zum Leben … und es waren Mädchen, die tanzten … Chloe und Isabel … und Jane sah sie alle zusammen, eine Familie bei Tisch, Jane und Dylan und Chloe und Isabel … und sie spürte seine Küsse auf ihren Lippen und seine Berührung an ihrem Schlüsselbein … und sie träumte von dem Blick in seinen Augen, den sie aufgefangen hatte, als er glaubte, sie habe nichts bemerkt, vorhin im Wagen, als die Mädchen sie nach ihrem Medaillon fragten … ein Blick, der seine Besorgnis enthüllt hatte, dass sie das Bild eines anderen Mannes darin trug, der ihrem Herzen nahe war … aber es ist kein Mann … beileibe kein Mann: Das ist es, was ich dir sagen wollte … es ist meine Tochter … es ist …
    »Chloe!«, sagte er.
    Jane wachte auf, in Dylan Chadwicks Bett, fand ihn an ihrer Seite; die Kette hing noch um ihren Hals, aber er hielt das Medaillon in der Hand, das offen war, und starrte das Bild an, das sich seit beinahe sechzehn Jahren darin befand.

Kapitel 23
    D ylan«, sagte Jane und löste sich von ihm, umklammerte das geöffnete Medaillon.
    »Ich möchte wissen, wie du an Chloes Babyfoto kommst?«, fragte er brüsk.
    Jane brachte keinen Ton heraus. Sie war noch im Halbschlaf, benommen vom Liebemachen. Er hatte ihr ein T-Shirt geliehen, das nach ihnen beiden roch, nach ihren Körpern. O Gott, warum hatte sie sich darauf eingelassen, mit ihrem Geständnis zu warten? Er hatte sich auf seine Ellbogen gestützt und setzte sich nun auf, starrte sie an. Seine grünen Augen funkelten in der Dunkelheit; auf der Plantage schrie eine Eule, stieß offenbar auf ihre Beute herab.
    Sie wickelte das Laken um ihren Körper, rappelte sich hoch und wollte seine Hand ergreifen. Er lehnte sich zurück, entzog sie ihr.
    »Ich habe das gleiche Bild«, sagte er. »Oder ein ähnliches.« Er stand auf und ging zur Spiegelkommode. Er nahm eines der gerahmten Fotos aus der Bildergalerie und kehrte damit zum Bett zurück; es zeigte Chloe, als Säugling, nur wenige Tage alt. Mit einer Schleife im Haar: der kleinen gelben Schleife, die ihr die Kinderschwester gegeben hatte, die sie von allen anderen Babys unterschied.
    Jane gab einen bewundernden Laut von sich, nur um das Foto genauer betrachten zu können. Es war viel größer als ihr Bild im Medaillon. Chloes kleine Hände waren unter dem Kinn zu Fäusten geballt; sie hatte Apfelbäckchen und einen dichten schwarzen Haarschopf. Ihre Augen waren fest geschlossen, als wollte sie an einem Traum festhalten. Und die gelbe Schleife mutete wie ein Schmetterling an. Dieselbe Schleife auf beiden Bildern.
    »Chloe«, sagte Jane.
    »Das ist sie, in deinem Medaillon, Jane. Ihr Haar, ihre Schleife – unverkennbar. Wie kommst du an ihr Bild?«
    »Sie ist meine Tochter«, antwortete Jane.
    Endlich waren die Worte heraus. Die Fenster standen offen, und ein leichter Wind blähte die Vorhänge. Er griff Janes Worte auf, wirbelte sie umher. Sie hallten in ihren Ohren nach. Sie bewirkten auch, dass Dylan einen Schritt von ihr zurückwich und dass sein Gesicht sich mit Zornesröte überzog.
    »Deine
Tochter

    »Ich war zwanzig, als sie geboren wurde. Während ich auf der Uni war … ihretwegen habe ich das Studium abgebrochen.«
    Dylan schwieg. Er stand in der Mitte des Raumes, zur Salzsäule erstarrt, und starrte Jane an. Erkannte er die Ähnlichkeit, die blauen Augen seiner Nichte, das dunkle Haar? Die Grübchen beim Lächeln? Die Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen? Die zarten Wangenknochen? Oder sah er in ihr nur die Frau, die sein Vertrauen gebrochen hatte? Jane zitterte, wusste es nicht.
    »Ich habe sie geliebt«, sagte Jane. »Ich habe sie in den Armen gehalten. Auch auf diesem Bild.« Sie tippte an das Medaillon. »Die Kinderschwester gab mir die Schleife, und ich flehte sie an, ein Foto von Chloe zu machen, versprach ihr, es niemandem zu zeigen, das Medaillon niemals abzunehmen. Das habe ich auch nicht, kein einziges Mal.«
    »Aber was hat dich bewogen …« Dylan verstummte, als wäre die Frage unermesslich.
    »Meine Mutter überzeugte mich, dass es für alle das Beste sei. Dass ich zu jung sei. Dass ich meine Ausbildung beenden müsse. Dass es besser für das Kind sei, in einer richtigen Familie aufzuwachsen – mit Mutter und Vater.«
    »Mein Bruder und Sharon …«
    Jane nickte, umschlang ihre Knie.

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