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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Harper’s
und
Atlantic.
Er hatte mehrere Bücher geschrieben, von denen eines die Grenzen der Universitätsbuchhandlungen sprengte und auf den überregionalen Bestseller-Listen landete:
Die Literatur des Herzens.
Das Werk war, laut Rezensionen, eine Kreuzung aus Postmoderne und Romantik; es analysierte, wie die Literatur den Autor veranlasste, in sein eigenes Herz zu schauen und sich unbarmherzig mit den eigenen Verlusten auseinanderzusetzen.
    Jane war nicht in der Lage gewesen, das Buch zu lesen. Und sie hatte aufgehört, Jeffreys Werdegang im Internet zu verfolgen. Bis zu diesem Sommer.
    Eines Tages Ende Juli, als einige Stadtteile von New York im Dunkel lagen – eine Folge der Überlastung des Stromnetzes durch die Klimaanlagen –, hatte sich Jane schweißgebadet das Gesicht mit schmelzenden Eiswürfeln abgerieben, um sich ein wenig Abkühlung zu verschaffen, sich auf der Brown-Website eingeloggt und die noch immer vorhandenen Informationen über Jeffrey gefunden.
    Sein Büro befand sich in Harvard. Er wohnte, laut Eintrag, in der Trapelo Road in Belmont. Jane wählte die Nummer seines Büros, obwohl keine Sprechzeit mehr war. Mit klopfendem Herzen lauschte sie seiner Stimme auf Band – derselbe Tonfall, derselbe leise Humor hinter seinen Worten. Sie war gerüstet. Sie rief bei ihm zu Hause an.
    Ein Kind war am Apparat.
    »Ist dein Daddy zu Hause?«, fragte Jane.
    »Daddy!«, rief das Kind.
    »Hallo?« Das war Jeffreys Stimme.
    Jane biss sich auf die Lippen, als der Eiswürfel aus ihren Fingern glitt. »Hallo, Jeffrey. Hier ist Jane.« Sie ließ ihren Familiennamen weg.
    Er wusste auch so Bescheid.
    »Jane!« Schnappte er nach Luft? Er schwieg einen Moment. Und dann: »Wie geht es dir?«
    »Ich habe sie gesehen. Ich habe Kontakt zu ihr aufgenommen.«
    Wieder herrschte Schweigen. Ein langes Schweigen.
    »Wo?«, fragte er schließlich.
    »In Rhode Island. Sie lebt dort. Am Rande einer Apfelplantage in Crofton. Sie ist bildhübsch, Jeffrey. Und klug und humorvoll … originell, ausgefallen, zauberhaft … leidenschaftlich … die intelligenteste …«
    »Jane«, unterbrach er sie.
    »Ich …« Warum hatte sie überhaupt angerufen? Sie hätte es gleich wissen müssen. Ihr Herz war gebrochen, Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie hatte den Verstand verloren, ohne Zweifel. Sie leckte die Tränen in ihren Mundwinkeln ab. Der Mann am anderen Ende der Leitung war Chloes Vater. Sie hatten sie gemeinsam gezeugt.
    »Ich bin inzwischen verheiratet«, sagte er. »Ich habe drei Kinder.«
    »Ich weiß.« Sie riss sich zusammen. »Ich habe es in der Ehemaligen-Zeitschrift gelesen.«
    »Man sollte die Vergangenheit ruhen lassen.«
    Als wäre sie eine Gruft – mit Wänden, die innen verbleit waren. Die Dinge hineinließen, aber nicht mehr hinaus. Jane umklammerte zitternd das Telefon. Es war heiß, ein Schweißfilm bedeckte ihre Haut, und sie trug nichts weiter als ihre Unterwäsche. Es war, als müsste sie nackt sein, um mit ihm reden zu können. Nackt und vor Liebe wie von Sinnen – nicht zu ihm, sondern zu ihrer Tochter.
    »Denkst du nie an sie?«, flüsterte Jane.
    »Ich gebe mir Mühe.«
    »Träumst du nicht auch von ihr?«
    Wieder trat ein langes Schweigen ein. »Doch«, flüsterte er. »Auch von dir. Deshalb habe ich das Buch geschrieben.« Er verstummte, dann hörte sie eine junge Stimme im Hintergrund, die ihm eine Frage stellte. Jane schluckte, wartete darauf, dass er weitersprach, aber nichts dergleichen geschah. Er legte einfach auf.
    An jenem Abend war sie zu Barnes and Noble an der Sixth Avenue Ecke 22nd Street gegangen, um das Buch zu besorgen. Sie hatte es gekauft und nach Hause getragen. Beim Lesen hatte sie versucht, nach Anhaltspunkten Ausschau zu halten: Irgendwie war Chloe verantwortlich für diesen dicken, von den Kritikern mit Lob überschütteten Wälzer. Als sie den Einband am Ende des Buches aufschlug, fiel ihr Blick auf Jeffreys Foto. Sie betrachtete ihn nicht wirklich, wie sie feststellte, sondern suchte vielmehr nach Ähnlichkeiten mit Chloe: die Form seiner Augenbrauen, die Angewohnheit, den linken Mundwinkel beim Lächeln hochzuziehen …
    Chloe sah ihm ähnlich.
    Sie war seine Tochter, so oder so, war ein Teil von ihm. Als Jane von der Schwangerschaft erfuhr, hatte sie gedacht, sie wären eine Familie. Die Liebe hatte wie der Blitz eingeschlagen, hatte sie zusammengeschweißt. Eine Trennung wäre für sie unvorstellbar gewesen.
    Mit dem Buch in der Hand, erinnerte sie sich an den Tag,

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