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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Geschichte: nicht um einen Kinofilm, einen Roman von Thackeray oder Fielding oder
sonst einem
Schriftsteller. Er war derjenige, der in solchen Begriffen dachte, nicht Jane. Sie dachte an den Literaturunterricht, an den Aufbau einer Geschichte,
Anfang – Mitte – Ende.
Mit einem Mal erkannte sie, dass ihre gemeinsame Geschichte für Jeffrey zu Ende war.
    »Das darf nicht passieren, weil es unser Leben zerstören würde«, sagte er.
    »Du bist nicht derjenige, für den ich dich gehalten habe«, erwiderte sie langsam.
    »Jane …« Er trat einen Schritt auf sie zu, ohne sie zu berühren.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du tust mir leid, Jeffrey. Ich wünschte, du könntest spüren, was ich spüre – sie oder ihn in mir. Sie ist ein Kind der Liebe … was du dir offensichtlich nicht klargemacht hast, denn sonst wärst du nicht fähig, solche Dinge zu sagen.«
    »Darf ich mir keine Zukunft wünschen? Nicht nur für mich, Jane – sondern auch für dich?«
    »Unsere Zukunft währt
ewig.«
Tränen liefen über ihre Wangen. »Und darin gibt es ein Kind. Egal, ob sie bei uns aufwächst oder nicht, sie wird auf die Welt kommen. Wir haben sie gezeugt.«
    »Ohne mich.« Er hob abwehrend die Hände. »Ich kann nicht glauben, was ich da von dir höre. Ich wiederhole es noch einmal, Jane – ohne mich. Ich will es nicht.«
    »Dann will ich dich auch nicht.«
    Ihre Blicke trafen sich. Sie wurde von einer Welle der Gefühle erfasst, liebevoller Gefühle. Und dann erkalteten sie, wie ein Fluss im Winter, wie der geschmolzene Schnee auf dem Gipfel der Berge im Norden des Landes. Sie erstarrte zu Eis und hasste Jeffrey, weil er das Kind im Stich ließ, das Produkt ihrer Liebe.
    In diesem Moment löste sie sich von ihm. Sie starrte ihn an. Ihr Blick war klar, ihre Augen trocken. Sie trat einen weiteren Schritt zurück. Und noch einen. Seine Gestalt wurde zusehends kleiner. Sie küsste ihn nicht, winkte nicht zum Abschied.
    Er hatte seine Entscheidung getroffen und sie ihre. Jane kehrte noch am selben Abend nach Rhode Island zurück. Sie schlief im Zug, während der ganzen Fahrt. Die Schwangerschaft machte sie müde.
    Ihr war nach Weinen zumute. Jeffrey hatte die Erinnerung an ihren Vater geweckt, sie erlebte alles noch einmal. Sie hatte ihn geliebt, und er hatte sie enttäuscht. Zugegeben, es bestand die Möglichkeit, dass er es sich anders überlegte, aber das war unwahrscheinlich. Und es spielte auch keine Rolle mehr, wie sie während der Zugfahrt erkannte. Sie hatte ihre Tochter. Von Anfang an hatte sie das Gefühl gehabt, es würde ein Mädchen werden.
    In jener Nacht war sie sicher. Sie wiegte sich und das Baby, und der Zug wiegte sie beide in den Schlaf. Im Traum hatte Chloe ihr Dinge erzählt, die nur Mutter und Tochter wissen konnten … Jane hatte die ganze Zugfahrt mit ihrem Baby verbracht.
    Jane dachte an Jeffrey, der von »Berufsausbildung« gesprochen hatte. Sie bedauerte ihn, bemühte sich, ihn nicht zu hassen. Weil sie auch an ihre Mutter dachte. Die Bildung als das höchste Gut schätzte, aber nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie den Menschen Wissen vermittelte.
    Wissen über sich selbst, über die Welt.
    Und über die Liebe.
    Jeffrey musste noch viel über die Liebe lernen, und keine Universität der Welt, nicht einmal die Brown, konnte ihm dieses Wissen vermitteln.
     
    Jane verstaute das Buch auf der obersten Ablage des Regals und ließ es dort liegen.
    Der August verging. Die Tage wurden kühler, dann wieder heiß. Jane ertappte sich dabei, wie sie andere Namen in die Google-Suchmaschine eingab: den Namen ihres Vaters, beispielsweise. Thomas J. Porter.
    Sie verbrachte eine ganze Nacht damit, die Einträge zu lesen, auf der Suche nach einem Kandidaten, der in das Raster passte. Zuletzt hatte er sich, soweit bekannt war, in Glastonbury, Connecticut, aufgehalten, aber dort hatte er seine Zelte schon vor langer Zeit abgebrochen. Niemand wusste, wo er steckte, er konnte überall und nirgends sein. Sie erinnerte sich, wie oft Sylvie und sie »Ramblin’ Man« von den Allman Brothers gesungen hatten, ein Song, der ebenfalls von einem Vagabunden handelte.
    Sie hatten das Lied mit Wut und Verachtung gesungen. Was waren das für Lenden, denen sie entsprungen waren? Was war das für ein Mann, der seine Familie einfach so verließ?
    Vielleicht war das der schlimmste Aspekt dieses langen, heißen Sommers gewesen, dachte Jane, als die Hochzeitstorte im Ofen war: dass Chloe das Gleiche für sie

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