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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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die Augen auf.
    »Planned Parenthood – die sind in Ordnung. Ich glaube, dort waren sie. Oder vielmehr, sie war dort. Er hat sich geweigert, sie zu begleiten. Ich werde dich natürlich nicht allein gehen lassen.«
    »Wohin gehen?«
    »Zum Schwangerschaftsabbruch.«
    Jane kniff die Augen zusammen. Sie war der Meinung, dass jede Frau das Recht hatte, über ihren Körper zu bestimmen. Sie berührte ihren Bauch. Sagte hallo. Und das Baby erwiderte den Gruß, mitten in der Penn Station. Sie schüttelte den Kopf.
    »Eine Abtreibung kommt nicht in Frage.«
    »Jane …«
    »Jeffrey …«
    »Wir haben noch zwei Jahre an der Brown vor uns! Und dann das Graduiertenstudium, die Dissertation …«
    »Ich weiß.«
    »Du denkst doch wohl nicht daran, das Kind zu behalten!«  
    »Genau das denke ich.«
    »Ich liebe dich, Jane. Ich weiß, dass wir eines Tages heiraten werden. Aber das können wir nicht machen.«
    »
Wir
können nicht? Oder du kannst nicht?«
    »Pssst. Jane.«
    »Ich werde keine Abtreibung vornehmen lassen. Ich will … ich will das Baby behalten. Oder vielleicht kann ich sie, oder ihn, zur Adoption freigeben. Wenn wir die richtige Familie finden. Ich sehe es realistisch! Ich weiß, dass wir jung sind. Ich verstehe deine Argumente, Jeffrey.« Ihre Stimme wurde lauter, weil andere Reisende sie anblickten. »Ich verstehe sie durchaus! Aber ich habe Gefühle! Sie wurde beim Campus-Ball gezeugt, wir lieben uns, sie ist ein Teil von uns …«
    »Pssst, Jane …«
    »Ich weiß, es tut mir leid. Ich werde das nächste Semester sausen lassen. Ich werde zu Hause wohnen. Ich werde zu Hause lernen! Oder wir mieten uns ein Apartment! Außerhalb des Campus …«
    Er schüttelte den Kopf, presste die Lippen zusammen, und mit einem Mal wurde ihr klar: Das Thema war für ihn erledigt. Er würde sich auf keine Diskussion mehr einlassen. Er würde bestenfalls zuhören und ihr Rede und Antwort stehen, aber er hatte nicht die gleichen Vorstellungen vom Leben wie sie. Das erkannte Jane in diesem Moment, und ihr Herz erhielt einen Schlag.
    »Das würde mich ablenken«, sagte er. »Die Brown ist eine Elite-Universität. Wir können uns nicht mit einem Mindestmaß an Anstrengung durchmogeln, wenn wir ein Baby haben …«
    »Ich schon.«
    »Nein. Das glaube ich nicht. Mit einem Kind kannst du das vorletzte Studienjahr abschreiben. Du verpasst ein ganzes Jahr.«
    »Na und?«
    »Das ist unsere Berufsausbildung!«
    »Und unser Leben.«
    Die Worte »unser Leben« hingen in der Luft, wehten davon, schienen die ganze Penn Station auszufüllen. Die Reisenden und Pendler, die zu den Zügen eilten, Gepäckträger, Fahrkartenverkäufer, Eltern, die ihre Kleinkinder fest an der Hand hielten, College-Studenten, die sich auf dem Heimweg oder auf dem Weg zu Freunden befanden, Halbwüchsige, die ins Sommerlager fuhren … sie alle lebten ihr Leben. Ein Leben, das sich von allen anderen unterschied: ihr ureigenes Leben.
    Jeffrey runzelte die Stirn, sein Blick war zornig. Seine Augen füllten sich mit Tränen, wie bei einem enttäuschten kleinen Jungen.
    In dem Augenblick wurde Jane klar: »Unser Leben« hatte für Jeffrey eine völlig andere Bedeutung als für sie.
    »Oh«, war alles, was sie über die Lippen brachte.
    »Dafür bist du zu gescheit«, sagte er.
    »Offenbar nicht.« Sie versuchte zu lächeln. »Sonst wäre das gar nicht erst passiert.«
    »Nein, ich meine, dafür. Was immer jetzt geschieht. Wofür du dich entscheidest …«
    Du,
hörte sie. Nicht
wir …
    »Was soll das heißen?«
    »Du bist schließlich kein Landei.«
    Jane schloss die Augen. Wie sah ein Landei nach seiner Ansicht aus? Nicht wie eine Kandidatin für Elite-Universitäten wie die Brown? Sie wusste, dass seine Familie gut situiert war. Sie lebten in einer adretten Vorstadt. Sein Vater war Radiologe. Seine Mutter arbeitete ehrenamtlich in der Klinik. Jane hatte sich gefreut, sie kennenzulernen, wenngleich sie ein wenig nervös gewesen war. Sie wusste, dass ihre eigene Familie einer anderen gesellschaftlichen Schicht angehörte.
    »Das ist kein Film«, meinte er.
    »Was du nicht sagst.«
    »Du tust so, als wäre das Ganze romantisch. Aber du solltest dich an der Literatur orientieren, nicht an billigen Dreigroschenromanen.«
    Jane entfuhr ein Ächzen. Ihre Mutter hatte Sylvie und ihr beigebracht, alle Bücher und Geschichten zu lieben, und sie war bestürzt, fühlte sich aufs Neue verletzt. In ihrem Kopf drehte sich alles. Hier ging es um ihre persönliche

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