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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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als sie es ihm gesagt hatte. Sie war mit dem Zug nach New York City gefahren, hatte sich an der Penn Station mit ihm getroffen. Er hatte unter der Anzeigentafel mit den Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Züge auf sie gewartet. Als sie ihn sah, rannte sie auf ihn zu. Sie ließ ihre Tasche auf den Boden fallen und schlang die Arme um ihn; er hatte gespürt, wie sie zitterte.
    »Du hast es geschafft, das ist toll«, sagte er. »Die Long Island Railroad ist unten, und wir haben ungefähr vierzig Minuten Zeit bis zur Abfahrt des Zuges – meine Eltern freuen sich sehr, dass du kommst, und sie haben uns für heute Abend zum Essen eingeladen, aber morgen findet ein Konzert am Jones Beach statt und …«
    »O Jeffrey …«
    Sie presste ihr Gesicht an seine Brust, formulierte lautlos die Worte, bevor sie den Mut fand, sie auszusprechen. Sie kamen ihr so fremd vor, wenn sie daran dachte:
Ich bin schwanger
.
    College-Studentinnen sagten solche Worte nicht. Das galt auch für intelligente Mädchen, die Englisch im Hauptfach studierten. Oder für Mädchen aus einer katholischen Familie. Und für Mädchen, die von Rhode Island nach New York gereist waren, um sich mit ihrer großen Liebe aus der College-Zeit zu treffen … Sie errötete. Ihr Herz schlug schneller, und ihre Knie waren weich, als sie in Windeseile überlegte: Die Worte würden Jeffrey mit ziemlicher Sicherheit einen Schock versetzen, aber seine Liebe und Anständigkeit würden ihm helfen, zu ihr zu stehen, was auch immer geschah.
    »Was ist?«, hörte sie ihn fragen … Es kam selten vor, dass sie um eine Antwort verlegen war. Sie studierten beide Englisch als Hauptfach, liebten Sprache und Literatur, hatten Spaß daran, zu reden, zu argumentieren, zu diskutieren, zu interpretieren, und sie hatten sich drei Wochen nicht gesehen. Doch jetzt fühlte sie sich befangen, hatte ihr Gesicht in seinem Revers vergraben, unfähig, die richtigen Worte zu finden.
    »Ich …«, begann sie. Doch dann änderten sich die Worte, die sie sich zurechtgelegt hatte, und sie verbesserte sich: »Wir …«
    »Wir?«
    »Wir bekommen ein Kind.«
    Sie hatte nicht gewusst, wie er reagieren würde. Sie hatte Erschrecken, Schweigen – alles Mögliche erwartet, aber nicht das, was nun kam. »Guter Witz, Jay«, lachte er.
    »Das ist kein Witz.« Sie trat einen Schritt zurück, damit er sich überzeugen konnte, dass sie es ernst meinte.
    Ihre Blicke trafen sich. Er lächelte, erstaunlicherweise, weil sie eigentlich nicht zu den Menschen gehörten, die viel scherzten oder sich gegenseitig neckten. Doch als ihm klarwurde, dass sie keinen Scherz machte, wurde sein Blick eindringlich.
    »Jane«, sagte er, als würde ihn ihr Name beruhigen. »Bist du dir sicher?«
    »Bin ich. Ich war bei der Familienplanung, Planned Parenthood …«
    Er nahm sie in die Arme, wiegte sie. Seine Lippen streiften ihren Mund. Die Erleichterung, dass sie es ihm gesagt hatte, war so groß und er hielt sie so fest, dass sie mit einem Mal das Gefühl hatte, alles würde gut werden. Sie würden es durchstehen:
gemeinsam.
Sie beide …
    »Ich glaube … es wird … ein Mädchen«, sagte Jane. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich habe es einfach im Gespür …«
    »Tu dir das nicht an«, erwiderte er, sie noch immer wiegend.
    »Was?«
    »Mädchen, Junge … Lass das lieber, Jane. Du solltest keine Bindung entwickeln.«
    Jane sah ihm lachend in die Augen. »Aber ich habe nun mal eine Bindung zu ihm, und mehr! Das ungeborene Kind – gleich, ob Mädchen oder Junge – wächst in mir heran. In meinem Körper!«
    »Hör auf damit!« Seine Augen waren noch härter als seine Stimme.
    »Aufhören …«
    »Wir müssen überlegen, was jetzt zu tun ist.«
    »Tun?«
    »Jane! Du weißt, wovon ich rede. Hör zu. Ich werde meine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass wir mit einem späteren Zug kommen. Ich werde ihnen sagen … keine Ahnung – ach ja, ich sage ihnen, dass dein Zug Verspätung hat und wir den Anschluss nicht schaffen. Ich habe keine Lust, den ganzen Abend am Tisch zu sitzen und über Belanglosigkeiten zu plaudern, während du und ich …«
    Sie versuchte, tief durchzuatmen.
Während du und ich uns Gedanken über die Zukunft machen. Während du und ich uns umarmen. Während
 …
    »Während du und ich uns darüber klarwerden, wie zum Teufel es jetzt weitergehen soll. Auf meiner Etage im Studentenheim wohnte ein Kommilitone aus dem letzten Semester, der seine Freundin geschwängert hatte …«
    Jane riss

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