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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dem Front Green. Die Nacht war romantisch und Jane über alle Maßen verliebt. Sie war mit dem Mann beisammen, dem ihre ganze Liebe galt, an dem Ort, an dem sie sich kennengelernt hatten, an den sie gehörten.
    »Ich möchte dich entführen«, flüsterte Jeffrey und hielt sie in den Armen, als könnte er es nicht ertragen, sie auch nur für einen Moment nicht zu berühren.
    »Wohin denn?«
    »In unser Liebesnest. Nach unserer Graduierung werden sie es umbenennen.«
    Sie folgte ihm, hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Sie überquerten den imposanten Main Green, der sich durch Musik, Laternen, Tanz und Gelächter von einer akademischen in eine romantische Stätte verwandelt hatte. Ringsum ragten neoklassizistische Bauwerke und Backsteingebäude auf. Carrie Tower, schwärmerisch nach irgendjemandes Ehefrau – oder war es die Tochter? – benannt, glich einem italienischen Glockenturm. Die Van Winckle Gates in dem hohen und massiven schmiedeeisernen Zaun, der die gesamte Grünanlage umgab, wurden nur zweimal im Jahr geöffnet: um die frischgebackenen Studenten bei ihrem Einzug zu begrüßen und die Graduierten ins Leben zu entlassen.
    Sie liefen am Rock vorbei – der beeindruckenden, modernen John-D.-Rockefeller-Bibliothek, wo sie in den Lesenischen des Erdgeschosses genauso oft gebüffelt wie sich geküsst hatten – und überquerten die George Street; dann waren sie am Ziel. Jeffrey streckte die Arme zum Himmel empor, als wollte er ihn Jane schenken, sozusagen als krönender Abschluss des Abendprogramms.
    »Da wären wir. In der Englischen Abteilung von Jane und Jeffrey Porter-Hayden.«
    »Das ist ja die Horace Mann School.« Lächelnd blickte sie zu dem klotzigen Backsteingebäude empor.
    »Horace wer? War das nicht der Student, der für den Jahrgang von 1819 die Abschlussrede hielt? Nun, die Zeiten ändern sich. Trotz der erstklassigen Rede und Bildungskonzepte, die er der Welt hinterließ, womit er unsere Brown University stolz machte, sollte dieses Gebäude wegen etwas anderem bekannt sein.«
    »Weswegen?«, fragte Jane, als sie in Jeffreys goldgesprenkelte braune Augen sah und er mit beiden Händen ihr Gesicht umschloss und lächelte. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass er seine besorgte Miene abgelegt hatte. Sie war völlig verschwunden. »Weswegen sollte dieses Gebäude bekannt sein?«
    Die Musik vom Campus-Ball hallte zwischen den Gebäuden wider. Sie hörten, wie Duke von »Moon River« zu »Keep on Rocking in the Free World« überleitete. Jane schlug das Herz bis zum Hals.
    »Unseretwegen«, flüsterte Jeffrey, zog sie an sich und tanzte mit ihr nach der Musik. »Weil es uns zusammengeführt hat.«
    »Du hast recht: Horace wer?«
    Sie lachten.
    Er küsste ihre Lippen, berührte ihre Stirn. Sie konnte beinahe die Beule spüren, die sie sich damals geholt hatte. Sie streifte sacht seine Stirn, und sie lachten. Er führte sie die Treppe hinauf. Es gab zwei Eingangstüren an der Vorderseite, dies war eine Eigentümlichkeit: Bevor die Englische Abteilung darin untergebracht worden war, hatte das Gebäude Ruhm erworben, weil es das erste gemischte Studentenheim an der Elite-Universität war, mit separaten Eingängen für Männer und Frauen.
    Jane drückte die Klinke herunter, und die Tür ging auf. Erschrocken sahen sie sich an. Zuerst wollten sie gehen, doch dann lachten sie leise und traten ein. Arbeitete einer der Professoren bis spät in die Nacht, oder hatte jemand vergessen abzuschließen?
    Die Eingangshalle war dunkel. Einander an den Händen haltend, gingen sie weiter; ihre Schritte hallten laut wider, während die Klänge der Dukes herüberdrifteten. Schatten fielen durch die großen Fenster, surreal, wie aus einer anderen Welt.
    »Unfassbar!«, sagte Jeffrey und küsste sie auf den Hals.
    »Wer, wir?«
    »Alle anderen tanzen unter dem Sternenhimmel, und wir landen in der Englischabteilung.« Er nestelte an ihrem Reißverschluss. Sie zog sein Hemd aus der Hose. Er drückte sie gegen die Wand, küsste sie verlangend. Von Leidenschaft erfüllt, ging ihr Atem schwer.
    Sie hatten sich nie an einem Ort geliebt, der für jedermann zugänglich war. Es war unvorstellbar aufregend, ungeheuer erwachsen. Keiner ihrer Kommilitonen hatte das jemals gewagt, dessen war sich Jane sicher. Niemand in ihrer Familie wäre so kühn gewesen, so wagemutig vor lauter Liebe.
    Jeffrey ging voraus, in ein Büro im Erdgeschoss. Er breitete die Smokingjacke seines Vaters und das karierte Hemd auf dem chinesischen Teppich hinter

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