Tanz ins Glück
Weil er ihr unter die Haut ging. Auf St.
Hilaire musste sie als Erstes von ihm wegkommen und zumindest
versuchen, ihn zu vergessen.
Angespannt,
die Lippen zusammengepresst, ging Ash ins Steuerhaus.
Laurent
drehte sich um und sah ihn fragend an. " Ça va? "
"Nicht
so besonders." Ash warf sich in den anderen Ledersessel.
"Dann
tut es mir Leid, dass ich deine Sorgen noch vergrößern
muss. Ein weiteres Fax von Victor. Der Plan ist geändert worden.
Die junge Frau soll direkt nach England und dort übergeben
werden."
"Nicht
von mir", erwiderte Ash kurz angebunden. "Abgemacht war St.
Hilaire, und dabei bleibt es. Du lieber Himmel, ich hätte mich
niemals auf diese Sache einlassen sollen."
Laurent
lächelte boshaft. "Aber du warst ideal. Dein
unwiderstehlicher Charme war wichtig dafür, la petite Michelle
von ihrem Geliebten wegzulocken. Woher sollten wir wissen, dass die
Affäre schon zu Ende war?"
"Er
hat ihr erzählt, er besitze ein Landgut." Ash lachte.
"Zweifellos eine armselige Hütte auf einer Lichtung."
"Dann
ist es vielleicht nur gut, dass es zu Ende gegangen ist, solange sie
noch einige ihrer Illusionen hatte."
Ash
seufzte. "Ich glaube nicht, dass es noch viele waren. Und sie
wird noch weniger haben, wenn sie erkennt, dass sie nur einen Käfig
gegen einen anderen eingetauscht hat. Dass sie gekauft und verkauft
worden ist."
"Du
läufst Gefahr, deine eigenen Regeln zu verletzen, mein Freund",
warnte Laurent. "Den Auftrag erledigen, das Geld einstreichen,
keine Gefühle. Das hast du immer gesagt. So hast du überlebt."
"Ich
habe es nicht vergessen", erwiderte Ash scharf. "Und die
Regeln gelten noch. Jetzt faxe ich wohl besser Victor, er soll Clive
Greer ausrichten, dass ich seine Tochter auf St. Hilaire behalte, bis
er das Geld übergibt und sie persönlich abholen kommt. Wie
vereinbart."
"Das
wird ihm nicht gefallen."
Ash
zuckte die Schultern. "Victor und ich sind schon seit längerem
über viele Dinge nicht mehr einer Meinung. Auch deshalb habe ich
beschlossen, nach diesem Auftrag aufzuhören und weiterzuziehen."
"Das
weiß ich, mon ami . Aber ich habe Clive Greer gemeint.
Ein ganz anderer Gegner, glaube ich. Vielleicht solltest du
vorsichtig sein."
"Das
habe ich vor." Ash beugte sich vor und tat so, als würde er
die Instrumente prüfen. Ich muss es sein, dachte er. Aus allen
möglichen Gründen …
Chellie
trug noch mehr Sunblocker auf. Anstatt Ash zu viele Fragen zu
stellen, die er nicht beantworten wollte, hätte sie etwas über
St. Hilaire in Erfahrung bringen sollen. Vielleicht hätte sie
dann vermieden, selbst verhört zu werden. Und die Folgen.
Was
sie schon in Santo Martino vorgehabt hatte – im Konsulat um
Hilfe zu bitten –, schien ihr noch immer ein guter Plan zu
sein. Natürlich musste sie verheimlichen, wer ihr Vater war,
wenn sie wollte, dass sie ihr Geld liehen, damit sie aus der Karibik
wegkam. Sie würden es für das Nächstliegende halten,
dass sie sich an Sir Clive wandte. Und ihn wollte sie unter keinen
Umständen um Hilfe bitten. Sie würde psychologisch im
Nachteil sein, wenn sie sich ihm als Verlierer präsentierte.
Allerdings hielt er sie wohl sowieso schon dafür.
Aber
dass er es mir unter die Nase reibt, hat mir gerade noch gefehlt!
dachte Chellie. Sie würde ihre Freiheit nicht wieder aufs Spiel
setzen, so schwierig es auch werden mochte. Und kein Job, keine
Wohnung und keine Aussichten zu haben war schon ungefähr so
schwierig, wie es nur werden konnte. Wenn sie ihrem Vater wieder
gegenübertrat, musste sie gute Karten haben. Sie musste in der
Lage sein, ihre eigenen Bedingungen zu diktieren.
Erst
einmal brauchte sie jedoch ihren Reisepass. Chellie hatte angenommen,
dass Ash ihn ihr geben würde, sobald sie ausgelaufen waren, aber
er hatte ihn nicht wieder erwähnt, und das machte sie nervös.
Natürlich konnte er es einfach vergessen haben, aber irgendwie
glaubte sie das nicht. Mit seinen Denkprozessen schien alles in
Ordnung zu sein. Tatsächlich hatte sie den Eindruck, dass er ihr
immer mehrere Schritte voraus war, und vielleicht war es an der Zeit,
für ein bisschen Ausgleich zu sorgen.
Der
Konsul würde ihren Reisepass sehen wollen, deshalb hatte sie
jedes Recht, ihn sich zurückzuholen. Und wie schwer konnte das
schon sein? In Ashs Kabine zu suchen war das Nächstliegende. Und
allzu viele Kabinen konnte es nicht geben, so dass sie die richtige
schnell finden würde.
Chellie
ließ die Zeitschrift offen liegen, damit klar war, dass sie
bald
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