Tanz ins Glück
zurückkommen würde. Sie zog die Bluse an, ging unter
Deck und öffnete die erste Tür. Es war die
Mannschaftsunterkunft, und nur eine Koje wurde benutzt. Nach den
Kleidungsstücken und persönlichen Gegenständen zu
urteilen, gehörte sie Laurent. Als Nächstes probierte sie
die Kabine neben ihrer, die jedoch eindeutig nicht belegt war.
Chellie öffnete die letzte Tür und warf einen Blick in die
Kabine. Das große Bett nahm die Mitte des Raums ein wie eine
Insel aus elfenbeinfarbenem Satin. Die Einbauschränke und
Kommoden waren aus einem kostbaren hellen Holz. Als Chellie
hineinging, versanken ihre Füße in dem dicken Teppich. Ich
hätte mir denken sollen, dass sich Ash als Chef beweist und die
Eignerkabine benutzt, dachte sie sarkastisch.
Die
Khakihose, die er am Vortag getragen hatte, lag auf dem Wäschekorb
in dem luxuriösen Bad, aber die Taschen waren leer. Chellie
wandte ihre Aufmerksamkeit den beiden Nachttischen zu. Auf dem linken
lagen nur ein sauberes Taschentuch und der neue John Grisham, auf dem
rechten stand das gerahmte Foto einer hübschen blonden jungen
Frau in Shorts und Top, die selbstbewusst in die Kamera lächelte.
Die Tochter des Eigners? Oder irgendeine andere? Und direkt neben dem
Bett? Das Foto war das Letzte, was Ash abends sah, und das Erste am
Morgen.
Ihr
war die Kehle wie zugeschnürt. Tja, und was hast du erwartet?
fragte sich Chellie selbstironisch. Ash war attraktiv und ungebunden.
Überhaupt nicht der Typ, der ein Leben ohne Sex führte. Das
hatte sie sofort gewusst. Vielleicht überraschte es sie nur,
dass er so eine Erinnerung anscheinend immer dabeihatte. Er musste
wirklich verliebt sein. Was viel erklärte.
Plötzlich
wollte Chellie nur noch raus aus diesem Raum und fest die Tür
hinter sich schließen – in mehr als einer Hinsicht.
Sie
stand vor ihrer Kabine, die Hand auf dem Türgriff, als Ash
hinter ihr sagte: "Hier bist du also."
Chellie
schrie auf und drehte sich um. Einen Moment früher, und er hätte
sie ertappt. Sie musste einen kühlen Kopf behalten. "Du
hast mich erschreckt", erwiderte sie einigermaßen
gelassen.
"Offensichtlich.
Ich muss lernen, taktvoll zu husten." Ash musterte sie und
runzelte die Stirn. "Was machst du hier unter Deck?"
Chellie
hob herausfordernd das Kinn. "Ich suche ein bisschen Ruhe. Dass
ich deine Erlaubnis brauche, wusste ich nicht."
"Tust
du nicht", erwiderte er verärgert. "Ich war nur …
besorgt. Ich dachte, du hast zu viel Sonne abbekommen." Er sah
sie wieder prüfend an. "Dein Gesicht ist gerötet."
Das
mag sein, aber es hat nichts mit der Sonne zu tun, dachte Chellie.
Sie zuckte die Schultern. "Ich merke nichts. Sonst noch etwas?"
"Mittagessen
wäre nett. Eine Suppe und Sandwiches vielleicht."
"In
Ordnung. Ich läute, wenn es fertig ist."
Ash
warf ihr einen weiteren prüfenden Blick zu. "Geht es dir
wirklich gut?"
"Mir
ist es noch nie besser gegangen." Chellie lächelte
ausdruckslos. "Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest,
kehre ich zu meinen Pflichten zurück."
Ash
lehnte sich mit der Schulter an die Wand und verhinderte so Chellies
Rückzug. "Allmählich verstehe ich, wie sich die
römischen Sklavenaufseher gefühlt haben müssen."
"Kümmere
dich nicht darum. Ich bin sicher, dass irgendwelche Gewissensbisse
schnell verschwinden, sobald wir nach St. Hilaire kommen. Wann genau
wird das sein?"
"Genauigkeit
ist in der Karibik keine Tugend", erwiderte Ash. "Aber
geplant ist morgen Nachmittag. Deshalb habe ich nicht mehr viele
Gelegenheiten, mit der Peitsche zu knallen."
"Du
meine Güte, das wird ja immer besser", rief Chellie.
"Freut
mich, dass du so denkst", sagte Ash höflich. "Soll das
heißen, dass dir die Reise keinen Spaß macht?"
"Sollte
sie das?" Chellie lachte gewollt affektiert. "Das hatte ich
nicht erkannt."
"Anscheinend
ist dir auch entgangen, dass ich mir große Mühe gebe, eine
schwierige Situation nicht noch zu verschlimmern."
"Wie
könnte man dies denn noch verschlimmern?" fragte Chellie
aufsässig.
"So."
Ash legte die Arme um sie, ließ die Hände unter die offene
Bluse gleiten und presste Chellie an sich, machte ihr bewusst, dass
sie beide fast nackt waren. Zeigte ihr, dass er schamlos erregt war.
Sie
wollte protestieren, ihn zurückweisen, aber im nächsten
Moment spürte sie seinen Mund auf ihrem, und die Chance war
vertan – falls sie jemals da gewesen war.
Ash
küsste sie sanft und dennoch fordernd, spielte mit ihrer Zunge
und brachte Chellie gefühlvoll dazu, zu reagieren.
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