Tanz ins Glück
Schiff nicht das Einzige, was er genommen
hat."
"Nein.
Müssen wir das alles durchgehen? Es gehört nicht zu meinen
schönsten Erinnerungen."
"Liebst
du ihn noch?"
Chellie
blickte Ash starr an. "Wie bitte?"
"Das
ist doch eine ganz einfache Frage. Wenn Ramon plötzlich hier auf
Deck erscheinen würde, würdest du ihm verzeihen … zu
ihm zurückgehen?"
"Nie
und nimmer."
"Aber
du hast ihn so geliebt, dass du ihm um die halbe Welt gefolgt bist."
"Ich
habe wirklich geglaubt, ich würde ihn lieben", erwiderte
Chellie angespannt. "Ich habe auch geglaubt, er würde mich
lieben. Ich habe mich in beiden Punkten geirrt."
"Wann
ist dir klar geworden, dass du ihn nicht liebst?"
Als
ich im Bett seine Hände gespürt habe, als er in mich
eingedrungen ist, mir wehgetan hat und nicht aufhören wollte,
dachte Chellie. "Ich finde, ich habe dir genug erzählt.
Alle anderen Informationen sind nicht unbedingt nötig."
Ash
bewegte sich blitzschnell. Er kam zu ihr, umfasste ihr Gesicht und
sah ihr in die Augen. "Und woher willst du wissen, was ich nötig
habe, Sängerin?"
Er
ließ sie ebenso plötzlich wieder los und ging davon.
Chellie blickte ihm nach, an der Reling lehnend, als wäre sie
ihr einziger Halt auf der Welt.
5.
Kapitel
Fast
hätte Chellie ihn zurückgerufen. Sie wollte, dass Ash ihr
erklärte, was er gesagt hatte und warum er verärgert
gewesen war. Aber weise Voraussicht – vielleicht war es auch
einfach ihr Selbsterhaltungstrieb – ließ sie schweigen.
Sie
streckte sich wieder auf der Liege aus und mühte sich, die
Fassung wiederzugewinnen. Ihr brannte das Gesicht, wo Ash sie berührt
hatte. "Oh nein, warum musste er mich anfassen?" flüsterte
sie. Und das war nicht einmal das Schlimmste. Er war ihr so nah
gewesen, dass sie seinen Duft eingeatmet hatte. Sie war sich bewusst
gewesen, dass ihre Brustspitzen hart wurden, hatte die erste heiße
Woge der Erregung gespürt.
Ihr
heftiges Verlangen hatte sie erschreckt und fast überwältigt.
Wenn Ash sie an sich gezogen hätte, hätte sie sich völlig
hingegeben. Und er musste ihre Reaktion bemerkt haben.
Er
war sich ihrer Nähe ebenso bewusst gewesen wie sie sich seiner,
oder? Aber er war weggegangen. Wahrscheinlich war er zu der
Überzeugung gekommen, dass sie die Mühe nicht wert war, und
wollte sich nicht weiter mit ihr einlassen. Sobald sie St. Hilaire
erreichten, würde er jeden Kontakt zwischen ihnen abbrechen. Sie
sollte ihm wohl dankbar sein, weil er ihre Verletzlichkeit nicht
ausnutzte, doch sie konnte es nicht sein. Noch nicht zumindest.
Chellie
schloss die Augen. Sie schämte sich ihrer Schwäche. Die
Erlebnisse in Santo Martino mussten sie mehr mitgenommen haben, als
sie geglaubt hatte. Das war die einzige Erklärung. Sie schien
nicht mehr derselbe Mensch zu sein. Sie dachte und fühlte
anders, kannte sich selbst nicht mehr. Es war lächerlich und
durfte so nicht weitergehen. Sie musste ihr Immunsystem wieder
aufbauen, besonders gegen Männer wie Ash Brennan.
Zweifellos
würde sie sich zusammenreißen müssen, bevor sie in
St. Hilaire ankamen. Sie konnte es sich nicht leisten, den Eindruck
zu erwecken, dass sie weiter Ashs Hilfe benötigte. Es war
wichtig, ihm zu zeigen, dass sie sich gefangen hatte und bereit war,
ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Und
das schaffe ich auch, sagte sich Chellie grimmig. Sie hatte nicht die
Absicht, ihren Vater um Hilfe zu bitten. Nicht, nachdem sie sich in
so schreckliche Gefahr gebracht und fast ihr ganzes Leben ruiniert
hatte, um seiner Kontrolle zu entkommen. Weil genau das passiert war.
Sie konnte jetzt klar erkennen, dass sie Ramon einfach als
Rettungsanker gesehen hatte, als eine Möglichkeit, ihr Leben zu
ändern. Er hatte ihr das Gegenteil von allem angeboten, was sie
jemals kennen gelernt hatte. Und die Chance, von ihrem Vater
wegzukommen. Deshalb hatte sie in Ramon verliebt sein wollen.
Zurückblickend erkannte sie, dass sie schon Bedenken gehabt
hatte, bevor sie England verlassen hatten. Ihr waren Einzelheiten
über seinen Hintergrund aufgefallen, die keine konkrete Form
angenommen hatten. Widersprüche in seinen Geschichten, die sie
hätten warnen sollen.
Wenn
sie sich die Zeit genommen hätte, nachzudenken, wäre sie
mit Ramon nicht einmal bis zum Ende der Straße gegangen. Und
ich hätte mir viel Kummer und Entsetzen erspart, dachte Chellie.
Vor allem hätte sie dann Ash nicht kennen gelernt, und das hätte
Sicherheit bedeutet. Eine innere Sicherheit, die sie jetzt für
immer verloren hatte.
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