Tanz ins Glück
hämmerte vor Aufregung.
"Wenn
ich dir Geld leihe, kannst du morgen hier weg sein", erklärte
er kurz angebunden. "Du kannst eine Maschine nach Barbados oder
Grenada nehmen und von dort aus weiterfliegen, wohin du willst."
Ein
Schweigen folgte. Chellie zitterten die Hände, und sie
verschränkte sie auf dem Schoß. "Warum sollte ich das
tun wollen?"
"Weil
du dein Leben weiterführen musst, wie du gesagt hast. Ich helfe
dir auf den Weg."
"Das
ist nett von dir. Aber du hast genug getan. Ich bin eine britische
Staatsangehörige in Schwierigkeiten, und der Konsul ist
verpflichtet, mich zu unterstützen."
"Willst
du ihm von Ramon und Mama Rita erzählen?" Ash schüttelte
den Kopf. "Ich glaube nicht, dass er allzu beeindruckt sein
wird. Während ich schon über dein Missgeschick Bescheid
weiß. Denk darüber nach. Überschlaf es. Ich komme am
Morgen wieder her, dann kannst du mir deine Antwort geben."
"Du
bleibst heute Nacht nicht hier?" Chellie wurde rot. Sie hatte zu
schnell, zu drängend gefragt.
"Ich
habe mich dagegen entschieden."
Sie
stand auf. "Ich verstehe. Bitte, lass dich nicht von mir
aufhalten." Als sie ins Wohnzimmer kam, spielte dort unerwartet
leise Musik mit einem langsamen, sinnlichen Rhythmus.
"Du
hast deinen Brandy stehen lassen." Ash war ihr gefolgt.
"Wahrscheinlich
sollte ich nicht noch mehr Alkohol trinken", erwiderte Chellie
kurz angebunden. "Sonst sage oder tue ich vielleicht etwas, was
ich bereuen könnte."
Ash
seufzte. "Ich habe das alles falsch angepackt. Völlig
verpfuscht."
"Im
Gegenteil. Die Sache ist sonnenklar. Du musst dein Leben auch
weiterführen, und das kannst du nicht, solange du dich noch für
mich verantwortlich fühlst. Deshalb wäre es bequemer, wenn
ich aus dem Weg wäre."
"Ich
versuche nicht, dich loszuwerden. Zumindest nicht so, wie du
glaubst."
"Wie
denn sonst? Nicht, dass es wichtig ist. Ich muss es nicht
überschlafen. Ich nehme dein freundliches Angebot an und bin
morgen hier weg. Und ich werde dir jeden Cent zurückzahlen",
sagte Chellie heftig. "Ganz gleich, wie lange es dauert."
"Dann
lass uns einen Trinkspruch ausbringen", erwiderte Ash
anscheinend ungerührt. "Auf die Zukunft."
Chellie
zuckte die Schultern und nahm das Glas. "Auf die Zukunft",
wiederholte sie und trank trotzig. Aber sie war todunglücklich.
In wenigen Minuten würde Ash nach St. Hilaire fahren, und am
nächsten Tag würde sie ihn wahrscheinlich auf dem Flughafen
ein letztes Mal sehen. Warum brachte er sie dazu, so schnell zu
verschwinden? Hatte er gehört, dass seine Freundin kam? Wenn dem
so war, konnte er nicht davon begeistert sein, ihr Chellies
Anwesenheit erklären zu müssen.
Und
ihr blieb nur noch wenig Zeit. Bitte, lass mich die eine Nacht haben,
dachte Chellie. Dafür würde sie den Kummer ertragen.
"Ist
es klug, zu trinken, wenn du noch fahren willst?" fragte sie.
"Nein",
erwiderte Ash. "Aber Corney wird mich in die Stadt bringen, wenn
ich ihn darum bitte."
"Ja.
Natürlich. Wie dumm von mir! Was für eine Musik ist das?"
"Das
ist der beguine. Den haben wir Rosalie zu verdanken. Sie wurde auf
Martinique geboren."
"Es
ist schöne Musik." Chellie tanzte langsam durchs Zimmer,
gab sich völlig dem Rhythmus hin, wiegte sich in den Hüften
und ließ ihrer natürlichen Anmut ohne Hemmungen freien
Lauf. Sie blickte Ash verstohlen an, und ihr Herz schlug schneller.
Er beobachtete sie wie hypnotisiert. Vielleicht war der Abend doch
noch nicht zu Ende …
"Hör
auf damit, Chellie", sagte er leise, aber eindringlich.
"Warum?"
Sie bewegte sich verführerisch zur Musik, während sie ihn
herausfordernd ansah. "Früher einmal wolltest du, dass ich
für dich tanze. Warum jetzt nicht?"
"Aus
allen möglichen Gründen", erwiderte er fast grimmig.
Er kam zu ihr, nahm ihre Hand und zog Chellie an sich, so dass sie in
seinen Armen war, aber ohne engen Körperkontakt. "Tanz mit
mir, nicht für mich", befahl er. "So ist es
ungefährlicher."
"Warum
muss es immer ungefährlich sein?" fragte sie heiser. "Du
kommst mir nahe, und dann weichst du zurück. Wieso?"
"Weil
mir immer gerade noch rechtzeitig einfällt, dass ich kein Recht
habe, dir so nahe zu sein", sagte er rau. "Weil du gewisse
Dinge über mich – über diese ganze Situation –
erfahren musst. Dinge, über die wir reden müssen, denn sie
könnten alles ändern, Chellie."
"Nein.
Du brauchst mir nichts zu sagen. Es ist nicht nötig. Ich weiß,
was du sagen willst."
Er
blieb stehen und blickte sie starr an. "Du weißt es schon?
War
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