Tanz ins große Glueck
Situation nicht. Er mochte sie kein bisschen.
An ihrer Haltung bemerkte er sofort, dass sie verspannt war, obwohl sie mit dem Gesicht von ihm abgewandt stand. Ihr Körper drückte alles aus. "Ruth."
Die bereits angespannten Schultern wurden steif beim Klang seiner Stimme. Langsam drehte sie sich zu ihm um.
"Was ist los?"
"Nichts." Ruth hoffte, dass ihre Stimme sie nicht verriet. Sie zuckte nicht zurück, als er mit dem Finger ihr Kinn anhob, um ihr prüfend ins Gesicht zu sehen. Unter dem Make-up war ihre Haut blass, ihre Augen waren dunkel und traurig.
"Bist du krank?"
"Nein."
Er musterte sie noch eine Weile, ehe er die Hand zurückzog.
"Dann reiß dich zusammen. Du musst gleich tanzen. Wenn du dich mit deinem Freund gestritten hast, müssen die Tränen warten."
Er hörte, wie sie scharf einatmete, sah an ihrem Blick, wie weh er ihr getan hatte.
"Ich werde tanzen, mach dir keine Sorgen. Du magst für diese Rolle bereits jemanden im Sinn haben, aber niemand wird darin besser sein als ich."
Nick kniff die Augen zusammen und ergriff ihren Arm.
"Wovon redest du?"
"Lass mich los!" Sie entzog ihm den Arm. "Ich habe genug einstecken müssen heute Abend." Ihre Stimme brach, und wütend auf sich selbst, ging sie zur Seitenkulisse, um auf ihren Einsatz zu warten.
Ihr Eröffnungstanz war nicht so gut wie sonst. Als sie wieder hinter den Kulissen wartete, tröstete sie sich jedoch damit, dass nur das schärfste Auge irgendwelche Mängel gesehen haben konnte. Technisch waren ihre Schritte perfekt gewesen, sie war allerdings nicht mit Herz und Seele dabei gewesen. Aber dass sie nicht ihr Bestes gegeben hatte, erschütterte sie nur noch mehr.
Ihr zweiter Soloauftritt kam, und wenig später tanzte sie mit Nick.
"Bring ein wenig Leben hinein", verlangte er mit leiser Stimme, als sie - seine Hände leicht an ihrer Taille - eine Pirouette ausführte. "Du tanzt wie ein Roboter."
"Das willst du doch, oder?" zischte sie gereizt zurück. Jete, jete, Arabesque, und sie war zurück in seinen Armen.
"Sei wütend", murmelte er und hob sie in die Luft. "Hasse mich, aber denk an mich. An mich!"
Es war nicht leicht, an irgendetwas anderes zu denken. Noch nie zuvor hatte Ruth das Ende einer Aufführung herbeigesehnt.
Der Kopf dröhnte ihr, aber sie hielt bis zum Schluss durch. Als der Vorhang fiel, sank sie gegen Nicks Schulter.
"Du hast behauptet, du seist nicht krank." Er nahm sie bei den Schultern. "Kannst du das Verbeugen durchstehen?"
"Ja. Ja, natürlich."
Der Applaus drang gedämpft durch den schweren Vorhang, aber auf ein Kopfnicken von Nick hob sich der Vorhang. Er nahm Ruth bei der Hand und verbeugte sich tief zum Publikum hin. Der Beifall war donnernd, und Ruth glaubte, ihr Kopf würde zerspringen. Immer wieder und immer wieder machte sie ihren Knicks und stand es nur durch, weil sie wusste, dass der lange Tag bald zu Ende ging.
"Genug", ordnete Nick knapp an, als der Beifall wieder hinter dem geschlossenen Vorhang aufrauschte. Er legte die Hand unter Ruths Ellbogen und führte sie von der Bühne.
"Nick", fing Ruth fragend an. Sie war verwirrt, weil ihre Garderobe auf der anderen Seite lag.
"Miss Bannion ist krank", teilte er dem Bühnenmeister mit, als sie an ihm vorbeikamen. "Sie geht nach Hause."
"Nick, das kann ich nicht", protestierte Ruth. "Ich muss mich noch umziehen."
"Später." Er schob sie in den Lift. "Wir gehen in mein Büro."
Er drückte auf den Knopf, und die Türen glitten zu. "Wir müssen miteinander reden."
"Das kann ich nicht", sagte Ruth in Panik. "Ich will es nicht."
"Du willst. Und jetzt sei still. Du zitterst."
Ruth wusste, dass Nick seinen Willen durchsetzen würde und, wenn es sein musste, sich nicht scheuen würde, sie in sein Büro zu tragen. Also gab sie nach. Die Lifttüren glitten auseinander, und sie traten in den dunklen, verlassenen Korridor. Auch ohne Licht fand Nick die Tür zu seinem Büro, stieß sie auf, ließ Ruth herein und knipste das Licht an.
"Setz dich", befahl er knapp, während er die Tür schloss und gleich darauf zu einem niedrigen antiken Schränkchen ging.
Ruth hatte kaum in einem der Besuchersessel Platz
genommen, als er zu ihr kam und ihr ein Glas mit Brandy in die Hand drückte.
"Trink", ordnete er an, und Ruth nahm gehorsam einen kleinen Schluck.
"Was war heute Abend los?" verlangte er zu wissen, nachdem er sie eine ganze Weile betrachtet hatte.
"Ich konnte mich nicht sammeln."
"Warum?"
"Ich hatte schlechte Laune." Ein Blick auf den ungläubigen
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