Tanz ins große Glueck
und gleich darauf blass.
"Ein so gut aussehender Mann", fuhr Leah beiläufig fort und faltete die Zeitung sorgfältig wieder zusammen. "Natürlich wird es ganz gewiss einen Nachfolger geben."
"Hab ich dir nicht von dem Texaner erzählt?" Ruth war über sich selbst überrascht, aber der zuerst verdutzte, dann neugierige Ausdruck auf Leahs Gesicht spornte sie nur noch mehr an, der Rivalin etwas vorzumachen.
"Texaner? Welcher Texaner?"
"Oh, wir haben uns bedeckt gehalten", erzählte Ruth frisch drauflos. "Er kann es sich nicht leisen, dass sein Name in der Presse groß herauskommt, bis die Scheidung endgültig durch ist.
Hat 'ne Masse Geld, du weißt schon, und seine zweite Frau zeigt sich nicht gerade entgegenkommend." Ruth brachte ein breites Lächeln zu Stande. "Und die Abfindung! Es ist unglaublich. Er bot ihr eine Villa in Süditalien an, aber sie besteht auf seiner Kunstsammlung. Französische Impressionisten."
"Tatsächlich?" Leah zog die Augen zusammen. "Wer hätte das von dir gedacht?"
"Aber psst! Es muss ein Geheimnis bleiben."
"Ja, das sollte es wirklich. Wenn Nick das herausfindet, ..."
warnte Leah sie. "Das in der Presse, und er würde ausflippen. Er wird besonders jetzt vorsichtig sein müssen, wo seine Pläne für die große Sondersendung beim Kabelfernsehen kurz vor dem Abschluss stehen."
"Sondersendung?"
"Wusstest du nichts davon?" Leah blickte wieder erfreut drein. "Ein Dokumentarbericht von der Truppe natürlich, wobei die Solotänzer besonders ins Rampenlicht gestellt werden. Ich werde natürlich die Aurora tanzen, wahrscheinlich die Hochzeitsszene. Ich glaube, Nick hat vor, einen Pas de deux aus dem Le Corsaire zu bringen und, na klar, eins aus der Roten Rose. Für seine Partnerin hat er sich noch nicht entschieden."
Sie machte bewusst eine Pause und lächelte. "Wir haben zwei volle Sendestunden. Nick ist schon ganz aufgeregt." Sie warf Ruth einen Seitenblick zu. "Wie seltsam, dass er dir gegenüber noch nichts davon erwähnt hat."
Sie erhob sich. "Aber sorg dich nicht, Liebes, er wird es in wenigen Tagen bekannt machen. Ich bin sicher, dass er dich einsetzen wird." Damit verließ Leah die Garderobe und schloss die Tür hinter sich.
7. KAPITEL
Ruth saß noch einige Minuten da und starrte auf die
geschlossene Tür. Wie konnte Leah über ein solch enorm wichtiges Projekt unterrichtetet sein, während sie davon keine Ahnung hatte? Es sei denn Nick hatte es ihr absichtlich verschwiegen.
Würde Nick sie auf Grund persönlicher Gründe nicht daran teilhaben lassen? Immerhin hatte sie ihm gedroht. Ruth kämpfte gegen die plötzliche Übelkeit an.
Nick hatte seitdem kaum mit ihr gesprochen. Verhielt er sich so, um sie zu bestrafen, weil sie behauptet hatte, sie läge keinen großen Wert darauf, ihn als Partner zu haben? Würde er eine andere Carlotta wählen? Der Gedanke war mehr, als Ruth ertragen konnte. Sie schloss die Augen.
Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ihr Blick direkt auf die Ausgabe von "Keyhole". Leah hatte das Klatschblatt mit dem treffenden Namen "Schlüsselloch" auf dem Stuhl liegen lassen.
Zweifellos hatte sie es darauf abgesehen, Ruth vor der Vorstellung aus der Fassung zu bringen. Und sie hatte Erfolg damit. Die Nachricht von Leah und alles, was Donald gesagt hatte, verstärkten Ruths Selbstzweifel und ihren Argwohn nur noch. Jetzt fürchtete sie, dass Nick sie aus seinem Ensemble entlassen würde, sobald das Engagement für The Red Rose beendet war.
Ruth barg das Gesicht in den Händen und versuchte, alle bedrückenden Grübeleien zu verdrängen. Sie hatte eine Aufführung. Nichts durfte dazwischenkommen.
Eine knappe Stunde später trat Ruth aus ihrer Garderobe, um sich hinter der Bühne aufzuwärmen. Automatisch entspannte sie die Muskeln und versuchte, die Gedanken an Donalds und Leahs Worte beiseite zu schieben. Es gelang ihr nicht.
Das Stimmen der Instrumente im Orchestergraben holte sie aus dem Grübeln heraus. Auf einmal schien ihr alles falsch - das Kostüm, die Lichter, der Klang der Streichinstrumente. Ihr war kalt, und sie fühlte sich wie betäubt.
Nick kam aus seiner Garderobe. Als Erstes, wie immer, sah er sich nach Ruth um. Es war ihm zur Gewohnheit geworden, und das ärgerte ihn. Er hielt es für ein Zeichen der Schwäche.
Ruth Bannion war ihm zur Schwäche geworden. Hinter der Bühne war sie kühl wie der Herbst und auf der Bühne so heiß wie der Sommer. Dieser Wechsel wirkte sich verheerend auf seine Nerven aus. Er mochte die ganze
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