Tanz ins große Glueck
gesprochen."
Er schüttete einen gehäuften Löffel voll Zucker in seinen schwarzen Kaffee. "Ich weiß auch, dass du eine zweite Besetzung hast. Es wird doch wohl kaum etwas ausmachen, eine Vorstellung auszusetzen."
"Eine zweite Besetzung ist vorgesehen für den Fall, dass ernsthafte Probleme auftreten."
"Ich habe dich bei der Premiere nicht im Stich gelassen."
"Das ist nicht fair." Ruth setzte ihre Tasse ab, noch bevor sie einen Schluck genommen hatte. "Wenn du eine Modenschau festgelegt hättest, die sich mit der Premiere überkreuzte, hättest du sie auch nicht fallen lassen, und ich hätte das auch gar nicht erwartet."
"Du bist nicht bereit, dich auf mich oder meine Arbeit einzustellen."
Ruth dachte an die Partys und die Veranstaltungen, auf die Donald bestanden hatte und die sie mit ihm besucht hatte. "Ich gebe dir, was ich kann, Donald. Du kanntest meine Prioritäten bereits, als wir anfingen, uns öfters zu sehen."
Donald hörte auf, seinen Kaffee umzurühren, und legte den Löffel auf die Untertasse. "Mir ist es nicht genug", erklärte er kühl. "Ich möchte dich heute Abend dabei haben."
Sie zog die Augenbraue hoch. "Ein Ultimatum?"
"Ja."
"Tut mir Leid, Donald." Sie sagte es leise, aber mit klarem, festem Ton in der Stimme. "Ich kann nicht."
"Du willst nicht", warf er ihr vor.
"Es spielt wohl kaum eine Rolle, wie du es formulierst", entgegnete sie verdrossen.
"Ich werde Germaine zu der Modenschau heute Abend mitnehmen."
Ruth sah ihn an. Seine Wahl bewies eine gewisse Schläue.
Seine größte Konkurrenz würde ihm wahrscheinlich mehr nutzen als eine Tänzerin.
"Ich habe sie in letzter Zeit ein paar Mal ausgeführt", erklärte er. "Du bist zu beschäftigt gewesen."
"Ach so." Ruths Worte klangen gleichmütig, obwohl er sie gekränkt hatte.
"Du bist seit kurzem zu sehr mit dir selbst beschäftigt. Es gibt nichts anderes in deinem Leben als Ballett. Und du lässt mich nicht an dich heran. Du hast eine selbstsüchtige Ader, Ruth.
Einstudierung nach Einstudierung nach Einstudierung, mit Proben und Vorstellungen dazwischen. Tanzen ist alles, was du hast, alles, was du willst."
Seine Worte trafen Ruth zutiefst. Sie tastete hinter sich nach dem Lederriemen ihrer Tasche, aber Donald legte eine Hand auf ihren Arm.
"Ich bin noch nicht fertig." Er hielt sie fest auf ihrem Stuhl.
"Du stehst stundenlang vor diesen Spiegeln in den Probensälen, und was siehst du? Einen Körper, der darauf wartet, vom Ballettmeister angewiesen zu werden, was er tun soll. Wie oft bewegst du dich nach deinem eigenen Willen, Ruth? Wie oft fühlst du etwas, das nicht in dich hineinprogrammiert ist? Was wirst du haben, wenn es mit dem Tanzen vorbei ist?"
"Bitte!" Ruth biss sich auf die Lippen. Verzweifelt versuchte sie, die Tränen zurückzuhalten. "Jetzt reicht's."
In diesem Augenblick schien Donald klar zu werden, was er da gesagt hatte, und abrupt ließ er ihren Arm los. "Oh Ruth, es tut mir Leid."
"Nein." Sie schüttelte heftig den Kopf, schob ihren Stuhl zurück und stand auf. "Sag besser nichts mehr." Sie floh förmlich aus dem Lokal.
Bis Ruth die Tür zu ihrer Garderobe erreicht hatte, waren die Tränen versiegt.
"Ruth!"
Sie blickte über die Schulter, während sie die Tür öffnete.
"Hallo, Leah." Ruth versuchte, ein wenig Begeisterung aufzubringen.
"Die Kritiken über dich sind fantastisch", sagte die elegante Tänzerin und folgte Ruth in die Garderobe.
Das war Ruth absolut nicht recht, denn sie kannte Leahs Neigung, Unruhe zu stiften, nur zu gut. Und für heute hatte sie ihren Teil bereits weg.
'Rosen für das gesamte Ballett', las Ruth auf der Titelseite der Zeitung, die Leah ihr vor die Nase hielt. Sie setzte sich vor ihren Garderobentisch, während Leah auf dem Stuhl daneben Platz nahm. "In diesem Blatt hast du Kritiken über das Ballett gefunden?" wunderte Ruth sich.
"Du wirst erstaunt sein, wessen Name hier auftaucht." Leah lächelte Ruth an, dann schlug sie eine Seite auf. "Oh, ja, hier ist es. Donald Keyser", las sie vor. "Der Topdesigner wurde neulich in der Begleitung seiner rothaarigen Konkurrentin, Germaine Jones, gesehen. Offensichtlich hat sein Interesse für das Ballett nachgelassen." Leah hob den Blick, und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. "Männer sind solche Schweine, nicht wahr?"
Ruth schluckte ihren Ärger herunter. "Das sind sie wohl."
"Und es ist auch ziemlich erniedrigend, es durch die Presse zu erfahren, dass man abgeschoben wurde."
Ruth straffte sich. Sie wurde rot
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