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Tanz ins große Glueck

Tanz ins große Glueck

Titel: Tanz ins große Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Gefühle.
    Etwas Erregenderes hatte sie bisher nicht gekannt. Nick brachte sie dazu, über sich selbst hinauszuwachsen. Sie war dann so gut, wie sie es sich niemals hätte erhoffen können. Seit der Zeit ihres Tanzstudiums, dann als Mitglied des Corps de Ballett bis zur Ernennung als Solotänzerin hatte Ruth mit vielen Partnern getanzt. Aber keiner von ihnen konnte an Nicks Brillanz und Präzision heranreichen. Und an seine Ausdauer, fügte sie kläglich im Stillen hinzu, als er sie anwies, den Pas de deux noch einmal von vorn zu beginnen.
    Ruth nutzte den Augenblick, den der Pianist brauchte, um die Seiten der Partitur umzuschlagen, zum Atemholen. Nick stellte sich wieder vor sie, hob die Hand und wartete, dass sie ihre dagegen legte. "Wo bleibt deine Leidenschaft, Kleines?" wollte er wissen.
    Ruth hasste es, so genannt zu werden, und Nick wusste das.
    Er grinste, als sie ihm einen bösen Blick zuwarf. Schweigend legte sie ihre Handfläche gegen seine.
    "Und jetzt, meine Zigeunerin, sag es mir mit deinem Körper wie auch mit den Augen, dass ich mich zum Teufel scheren soll.
    Repetition!"
    Sie fingen aufs Neue an. Dieses Mal dachte Ruth nicht darüber nach, welche Freude es ihr machte, mit ihm zu tanzen.
    Sie behauptete sich jetzt, Schritt für Schritt, Sprung für Sprung.
    Ihr Ärger gab Nick genau das, was er haben wollte. Sie forderte ihn heraus, sie zu übertreffen. Mit blitzenden Augen wirbelte sie in seine Arme, balancierte nur einen Moment auf den Spitzen, dann wirbelte sie wieder von ihm weg, setzte zu einem fliegenden Spagat an und provozierte Nick, ihr zu folgen.
    Sie endeten, wie sie begonnen hatten, Handfläche an
    Handfläche, ihre Köpfe nach hinten geworfen. Nick zog Ruth lachend an sich und küsste sie begeistert auf beide Wangen.
    "Na siehst du, du bist wunderbar gewesen! Du hast mich ganz schön angestachelt."
    Ruths Atem ging schnell nach der Anstrengung des Tanzes.
    In ihren Augen spiegelte sich noch immer der innere Aufruhr.
    Als sie Nick ansah, überrieselte es sie. Und sie bemerkte, dass es Nick ebenso erging. Sie erkannte es an seinen Blick, fühlte es in seinen Fingern, die er auf ihrem Rücken liegen hatte. Dann war dieses kurze erregende Gefühl weg, und Nick nahm sie bei der Hand.
    "Mittagspause", verkündete er und erntete einen Chor der Zustimmung. Der Probensaal leerte sich im Nu. "Ruth." Nick hielt sie bei der Hand fest, als sie sich den anderen anschließen wollte. "Ich habe etwas mit dir zu besprechen."
    "Gut, nach dem Essen."
    "Nein. Jetzt. Hier."
    Sie blickte ihn finster an. "Nick, ich bin noch nicht zum Frühstücken ..."
    "Eine Treppe tiefer im Kühlschrank findest du Joghurt und Mineralwasser." Er ließ ihre Hand los, ging hinüber zum Flügel, setzte sich und fing an zu improvisieren. "Bring mir auch etwas mit."
    Ruth rührte sich gar nicht. Wütend, die Hände auf den Hüften, beobachtete sie, wie er dasaß und spielte. Na klar, dachte sie aufgebracht, ein Nein würde er nicht einmal für möglich halten. Er würde nicht einmal auf die Idee kommen nachzufragen, ob ich vielleicht andere Pläne habe. Er geht einfach davon aus, dass ich wie ein folgsames kleines Mädchen sofort losrenne und, ohne mich zu beschweren, das tue, was er will.
    "Unausstehlich!" sagte sie laut.
    Nick blickte hoch, hörte aber nicht zu spielen auf. "Hast du was gesagt?" fragte er sanft.
    "Ja", antwortete sie entschieden. "Ich habe gesagt, dass du unausstehlich bist."
    "Ja." Nick lächelte gut gelaunt. "Das bin ich."
    Ruth musste lachen. "Welchen Geschmack?" erkundigte sie sich jetzt, und es bereitete ihr Genugtuung, als Nick sie verdutzt ansah. "Joghurt", erinnerte sie ihn. "Welchen Geschmack beim Joghurt, Dawidow."
    Wenig später kam Ruth beladen mit Joghurtbechern, Löffeln, Gläsern sowie einer großen Flasche Mineralwasser zurück.
    Während Ruth die Treppe hinaufging, hörte sie das Geplapper der Tänzer sowie das Klirren von Geschirr in der Kantine, vermischt mit Nicks Klavierspiel oben im Probensaal. Sie wechselte ein Paar Bemerkungen mit zwei Mitgliedern der Ballettgruppe und einem Solisten. Das Stück, das Nick spielte, klang schwermütig wie ein Blues. Am Stil erkannte Ruth, dass es seine eigene Komposition war. Nein, keine Komposition, verbesserte sie sich, während sie ihn von der geöffneten Tür her betrachtete. Eine Komposition, die man niederschreibt, bleibt erhalten. Dies hier jedoch ist Musik, die aus dem Herzen kommt.
    Die Sonnenstrahlen fielen golden auf sein Haar und auf seine Hände

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