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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Sinn dabei. Bergenhem soll der Gefahr nahe kommen und sich dann herausziehen. Er kommt damit zurecht, und das wird ihn zu einem guten Polizisten machen.
    »Ich bin dankbar, daß du das im Blick behältst.« »Ich halte bloß die Ohren offen«, sagte Bölger. »Hörst du noch mehr, dann laß es mich wissen.« »Du verstehst doch den Ernst?« »Ich verstehe.«
    »Und was machst du heute abend?«
    Winter blickte auf seine Skizze. Sollte es sein Abend werden? Oder ein Fernsehabend? Er warf einen Blick in die Ecke, wo der Fernseher stand. Er hatte ihn noch nicht eingeschaltet, seit er hier war. Er schaute auf die Uhr. Die Nachrichten müßten jetzt beginnen, wenn er sich richtig erinnerte.
    Bölger schien die Stille allmählich satt zu haben.
    »Kümmern sich die Kollegen nicht um dich?«
    »Ich mußte heute abend allein sein.«
    »Und was machst du da?«
    »Ein bißchen später geh' ich aus und esse.«
    »Indisch?«
    »Es muß was hier in der Nähe sein. Chinesisch, glaube ich. Es gibt ein altes gutes Lokal hier in der Querstraße.«
    Winter sah die Nachrichten. Es waren die gleichen blanken Bilder wie zu Hause, schmutzig und angefressen, wie nachträglich und flüchtig gefärbt.
    Die Lokalnachrichten boten die gleichen geschwätzigen Reporter vor Ort, ein vom Wind gequältes Gesicht am Ort eines Verbrechens oder Unglücks oder Treffens, die
    Journalisten eine Art reproduzierender Künstler alltäglicher Ereignisse. Ein Großmarkt war Ziel eines Raubüberfalls gewesen; ein Auto lag verkehrt herum im Fluß; etwas war im Parlament passiert; ein Bild von Diana, wie sie den Kensington Palace verließ, nicht weit von dem Ort, wo Winter nun mit den Füßen auf dem Tisch saß, in einem Zimmer, das vom Fernsehbild beleuchtet wurde.
    Das Wetter sollte sich halten. Das Gesicht der Wetterfrau strahlte mit der Sonne auf dem Bild hinter ihr um die Wette.
    Nichts über irgendeinen Mord. Hatte ich ein Bild von Per Malmström erwartet, dachte Winter. Einen zerrissenen Anschlag wie den an dem Pfeiler, der an der Victoria Station das Dach stützt? Einen Durchbruch bei den Ermittlungen?
    Wieder läutete das Telefon. Er überlegte, ob er das Gespräch vom Anrufbeantworter aufnehmen lassen sollte, dachte aber an Macdonald.
    »Winter.«
    »Erik! Mit einer einzelnen Tulpe zum Gedenk...«
    »Hallo, Mutter.«
    »Ich gratuliere zum Geburtstag!«
    »Das ist nett von dir, daß du anrufst.«
    »Was wäre das für eine Mutter, die ihr Kind nicht zum Geburtstag anruft? Auch wenn die ganze Welt zwischen ihnen ist.«
    »Ja.«
    »Papa läßt grüßen.« »Grüß ihn wieder.«
    »Was für Wetter habt ihr in dieser gräßlichen Stadt?«
    »Strahlende Sonne.« »Das glaube ich nicht.«
    Winter kommentierte es nicht. Auf der Mattscheibe hatte eine Show begonnen. Zwei Personen verulkten sich gegenseitig auf einer Bühne. Die Menschen im Publikum lachten. Es war schwierig zu verstehen, was die beiden auf der Bühne redeten weil das Publikum so laut lachte. Winter hob die Fernbedienung hoch und stellte es leiser.
    »Hier ist es ein strahlender Tag gewesen.«
    »Natürlich.«
    »Habt ihr den Fall gelöst?« »Wir sind nahe daran.« :
    Winter hörte eine Stimme dicht neben seiner Mutter. »Papa wüßte gern, ob du Zigarren gekauft hast.« »Das habe ich getan.« »Du mußt Lotta anrufen.« »Ja.«
    »Sie hat wieder von sich hören lassen, Erik. Sie hat es nicht leicht.«
    »Nein.«
    »Und wie feierst du deinen großen Tag?«
    »Ich trinke Tee und schreibe ein bißchen auf meinem Laptop hier in meinem Zimmer.«
    »Das hört sich schrecklich langweilig an.«
    »Das ist das Leben, das ich mir ausgesucht habe.«
    »Wohnst du im selben Hotel?«
    »Ja.«
    »Da hast du wenigstens mehrere Zimmer.« »Ja.«
    »Aber der Verkehr auf der Straße draußen ist scheußlich.«
    »Ich erwarte jetzt noch ein anderes Gespräch von meinem Kollegen hier«, sagte Winter.
    »An deinem Geburtstagsabend?«
    »Ich bin zum Arbeiten hier, Mutter.«
    »Du mußt auch mal ein wenig ausspannen, Erik.«
    Er hörte das Wasser im Rohr hinter der Wand im Flur rauschen. Die Gäste im Appartement über ihm waren auf der Toilette gewesen. Es war, als hätten sie dem Gespräch heimlich gelauscht und nun genug davon, und nun spülen sie die Scheiße fort, dachte Winter.
    »Danke, daß du angerufen hast, Mutter.«
    »Mach was Schönes heute abend, Bub.«
    »Wiedersehen«, sagte Winter und drückte auf Aus.
    Er hob die Fernbedienung hoch und stellte lauter. Die Show ging weiter. Auf der Bühne waren nun

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