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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Tisch hinter einem Schirm. Er stand mit Martina davor. Angel tanzte für sie, und sie lächelte etwas an, das sie an der Hand hielt.
    Jetzt spürte er die Bewegung im Schiffsrumpf stärker, als ob ein Orkan am Hausboot zerrte, es hochhob und wieder in den Fluß warf. Ihm wurde plötzlich übel. Es pulsierte in seinen Händen, hundert Liter Blut brausten im Sturm durch die Finger. Das waren nicht seine eigenen Hände. Der Kopf war nicht sein eigener.
    »Wie damals, als ich klein war«, fuhr sie fort. »Habe ich erzählt, wie lustig es war, als ich klein war?«
    Sie hatte von dem Kind erzählt, das sie gewesen war, und das war einer der Gründe gewesen, warum er geblieben war. Er hatte an die oben und die unten gedacht. Natürlich gab es keine Gerechtigkeit. Das würde nicht besser werden. Alle Signale, die ins dritte Jahrtausend hineinglühten. sie waren grell rot, mit dem gleichen Schimmer wie in den Pornoklubs, dachte er, ein falsches Licht für eine angenehme Reise der Menschen in die Unterwelt.
    »Was für ein Star ich auf den wilden Festen von Mama und Papa war«, fuhr sie fort, und Bergenhem sprang vom Bett auf und versuchte, auf Deck zu fliegen, und oben hängte er den Kopf über die Reling und übergab sich ins Wasser. Die Augen füllten sich mit Tränen, und er sah nur noch ein schwarzes Loch. Er spürte eine Hand am Rücken. Sie sagte etwas, das er nicht verstand.
    »Nicht weiter runter. Wenn du dich noch weiter vorbeugst, rutschst du ins Wasser.«
    Sein Atem wurde ruhiger. Er konnte sehen. Der Fluß war dunkel unter ihm zwischen dem Boot und den Steinen des Kais. Das Boot stieß gegen die Steine. Da unten gab es keinen Ausweg, das verstand er.
    Sie trocknete ihm die Stirn mit einem feuchten Handtuch ab. Jetzt spürte er den Regen auf dem Körper. Er war dicht und stark, das Hemd klebte auf der Haut, als hätte er im Wasser gelegen. Sie stützte ihn auf dem Weg unter Deck.
    Seine Füße rutschten auf den Planken nach allen Seiten weg.
    Winter goß das heiße Wasser aus dem Schnellkocher auf. Es war acht Uhr, und der Londoner Morgen war in vollem Gang. Vögel, deren Namen er nicht wußte, hatten sich auf dem Hinterhof durch sein offenes Fenster schon heiser gesungen.
    In einigen Stunden würde er mit Macdonald und unbekannten englischen Journalisten in einem Fernsehstudio sitzen. Der Programmchef von Crimewatch hatte wieder angerufen, und Macdonald hatte sofort zugesagt.
    Am Abend zuvor hatten sie in einem der größeren Räume in der Parchmore Road gesessen, vierzehn Fahnder einschließlich Winter. Auf dem Tisch hatte eine Flasche Whisky gestanden. Alle berichteten von ihren Gedanken. Macdonald versuchte, aus allen das Beste herauszuziehen.
    Konnten sie ein Destillat davon vor die britische Öffentlichkeit bringen? Winter war nicht nervös, und er hoffte auf einen Durchbruch nach der Fernsehsendung.
    »Wir haben das Angebot vor längerem bekommen, und jetzt ist es soweit«, hatte Macdonald am Abend gesagt, »wir hoffen, daß irgendwelche anonymen Mitbürger draußen etwas gesehen haben.«
    »Ja.«
    »Fernsehen ist ein paradoxes Medium«, hatte Macdonald gesagt.
    »Die anonyme Öffentlichkeit«, hatte Winter bemerkt.
    Aneta Djanali hatte eine schwarze Haut, aber eine helle Seele. Deshalb habe ich so ein flinkes Mundwerk, dachte sie. Wer das Licht sieht, kann daraus auch Selbstvertrauen schöpfen.
    Ich weiß, daß ich das hier besser als die Jungs hinkriege, dachte sie, als sie mit dem Zeugenprotokoll vor sich im Auto saß. Ich habe nichts zu verteidigen. Ich bin nicht weiß. Fredrik ist weiß aber das ist auch das einzige, was er ist. Obwohl er nett ist, wie so viele dumme Menschen. Also solche, die auf angenehme und harmlose Art dumm sind, die vielleicht sogar in manchen Situationen bauernschlau sind.
    Als Bulle hatte man den Vorteil, daß man im Team arbeitete. Aber das war auch der große Nachteil, wenn man bei denen landete, die nicht so anpassungsfähig waren. Sie und Fredrik hatten sich aneinander angepaßt, was durchaus zu Ergebnissen führen konnte. Er war dumm und manchmal pfiffig, auf eine etwas kleinliche Art, und sie war zu hundert Prozent intelligent. Das wußte er.
    Da war noch eine andere Sache. Sie besaß die Fähigkeit, sich bei der Arbeit auszuruhen. Nicht so, daß ich im Sitzen einschlafe, dachte sie. Aber manchmal kann ich das Böse ausblenden, kann ihm ausweichen, damit ich nicht durch und durch schwarz werde. Das ist eine notwendige Eigenschaft. Alle gräßlichen Berichte, denen wir

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