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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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treffe.
    »Ja?«
    Winter sah, wie Macdonalds Stirn sich vor Konzentration in Falten legte. Der Kollege griff zu einem Stift und schrieb auf seinen Block. Winter hörte ihn ein paar kurze Fragen stellen.
    Er erkannte alles wieder in diesem Kreislauf des Bösen, von dem er und Macdonald und alle anderen Mordermittler rund um die Welt ein Teil waren. Er hätte selbst da sitzen können, das Telefon an ein schmerzendes Ohr gepreßt, Macdonald hätte sitzen können, wo Winter saß, oder sie hätten zwei andere Bullen in einem engen Zimmer in Singapur oder Los Angeles oder Stockholm sein können. Oder in Göteborg. Es war alles gleich, und alles war austauschbar im Kreislauf des Bösen. Es war überlebensgroß: Es war da, bevor wir kamen, es ist noch da, wenn wir fort sind.
    Winter sah Macdonald mit dem Stift in der Hand erstarren.
    »Das war Kennington«, erklärte Macdonald. »Labor des Yard.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Die gleiche Vorgehensweise«, sagte Macdonald. »Genau?«
    »Nach allem, was sie bisher sehen können.«
    »Abdrücke auf dem Boden?«
    »Ja.«
    »Mein Gott«, sagte Winter. »Er hatte es eilig.«
    Winter wartete auf die Fortsetzung. Die Dämmerung war vorbei, und Macdonalds Gesicht war eine Silhouette.
    »Unser armer Zeuge hat an die Tür gehämmert und ein verrücktes Lied geheult, und das hat der Sache ein Ende gemacht«, sagte Macdonald. »Es hat keine Panik ausgelöst, aber ein Ende gemacht.«
    »Auch keine Unvorsichtigkeit?«
    »Was meinst du?«
    »Hat es dazu geführt, daß er unvorsichtig wurde oder dazu gezwungen wurde?«
    »Ja.«
    »Inwiefern?«
    »Sie haben eine lose Metallhülse von einem Stativbein gefunden.«
    Winter erstarrte zu Eis, übergangslos, als säße er in einem Tiefkühlcontainer. Sein Haar sträubte sich. Die Finger wurden zu Gummi.
    »Gott ist doch auf unserer Seite.«
    »Du glaubst an den großen Vater?« fragte Macdonald.
    »Ja.«
    »Es gibt ihn vielleicht gerade jetzt.«
    »Diese Hülse, das kann nichts sein, was im Zimmer liegengeblieben ist?«
    »Du unterschätzt einige der besten Kriminaltechniker der Welt.«
    »Entschuldigung.«
    »Das Ganze hat einen Zug von Arroganz, daß ich mich frage, ob es wirklich Nachlässigkeit war.«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht.«
    »Die Arroganz?«
    »Ja. Und daß es eine Mitteilung oder ein Gruß sein kann.«
    »Oder ein Hilferuf«, sagte Macdonald, »aber dafür müssen wir uns an die Gerichtspsychologie wenden.«
    »Nicht Hilfe«, sagte Winter, »es ist etwas anderes. Das liegt nahe. Ich komme nicht auf das Wort.«
    »Es reicht, wenn du es in dir hast, also das schwedische Wort.«
    »Ich komme nicht darauf, in keiner Sprache.«
    Der Wind kam von Norden, und Bergenhem spürte zum erstenmal, wie das Boot hin und her schaukelte. Es pfiff durch die Lüftung wie durch eine Flöte.
    »Die Lüftungsklappe ist undicht«, sagte er.
    »Das Geräusch stört mich nicht«, sagte sie.
    »Ich kann das in Ordnung bringen.«
    »Es wäre komisch, es nicht mehr zu hören«, sagte sie.
    »Wenn du Angel bist...«, begann er nach einer Weile
    Stille.
    »Was?«
    »Wenn du. arbeitest.« »Ja?«
    »Wenn du von den Tischen mit einem weggehst.«
    »Verdammt, was soll das? Was willst du?«
    »Was macht ihr. wenn einer von einem Tisch mitkommt und hinter die Bar oder wo das ist.«
    »Was willst du eigentlich?«
    »Ich möchte nur wissen. was passiert.«
    »Ob ich mit denen ficke?«
    »Nee. ich dachte, sie sagen das eine oder.«
    »Du willst wissen, ob ich eine richtige Hure bin?« »Nein!«
    »Du glaubst, ich bin eine Hure.« »Nein, verdammt.«
    »Ich bin keine Hure. Ich habe es nie für Geld gemacht, nicht das, wovon du redest.«
    Bergenhem sagte nichts, er dachte nichts mehr, außer daß er nun ein anderer war. Seine Hände waren verknotet, und sie gehörten einem andern.
    »Hallo!? Ist jemand zu Hause?« fragte sie und kam näher.
    »Bleib dort«, sagte er.
    »Bitte?«
    »Komm nicht so nah.«
    »Du glaubst, daß ich so was bin.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was ist es dann, wovon du redest?«
    Er antwortete nicht. Er trank wieder vom Wein. Es war die zweite Flasche. Diesen Abend hatte er offiziell frei, aber für Martina war er im Dienst. Ich wünschte, du wärst heute abend zu Hause, hatte sie gesagt. Ich habe so ein Gefühl, als wäre es jeden Augenblick soweit mit dem Wasser.
    »Ich tanze für die Kerle«, sagte die Frau vor ihm jetzt. »Ich tanze.«
    Bergenhem hatte das Interesse an seiner Frage verloren. Er schloß die Augen. Er sah ein Kind auf einem

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