Tanz mit dem Engel
ausgeliefert sind, müssen auch ein Licht und eine Hoffnung enthalten. Es gibt immer einen Epilog, und wenigstens der kann eine Hoffnung für die Zukunft enthalten.
Sie waren auf dem Weg zu einer Adresse im Westen. »Was ist der Sinn des Lebens?« fragte Aneta Djanali. »Was?«
Fredrik Halders kurvte durch den Verkehrskreisel im Industriegebiet Högsbo. Er drehte das Radio leiser, um zu verstehen, was die schwarze Königin jetzt auf dem Herzen hatte.
»Der Sinn des Lebens. Was ist der Sinn davon, daß es dich gibt, Fredrik?«
»Ich bin froh, daß du diese Frage gestellt hast.«
»Laß dir Zeit, über die Antwort nachzudenken.«
»Nicht nötig.«
»Du hast die Antwort?«
»Natürlich«, sagte Halders und fuhr am Flatäs entlang. Er bremste hinter einem Bus und ließ eine Frau mit einem Kinderwagen vorbei.
Städtische Arbeiter fällten Bäume längs der Straße. Oder sie schnitten nur die Äste zurück; es kommt trotzdem das gleiche dabei heraus, dachte Aneta Djanali.
»Und wie ist die Antwort?«
»Das erzähle ich heute abend.«
»Du weißt es nicht.«
»Heute abend, habe ich gesagt.«
»Du hast zwei Stunden Zeit«, sagte sie.
»Okay.«
Sie fuhren am Kiosk vorbei.
»Willst du ein Würstchen?« fragte Halders.
»Das nützt dir nichts.«
»Das habe ich nicht gefragt.«
»Ich bin nicht hungrig.«
»Ich will eins.«
Halders bremste, wendete und fuhr zum Kiosk zurück. »Die haben umgebaut«, sagte er. »Wir müssen hineingehen«, sagte sie. »Kommst du mit rein?«
»Ich habe Durst, und außerdem bin ich ein bißchen steif. Das sind keine guten Sitze.«
Sie parkten und gingen in den Kiosk, der in ein Restaurant verwandelt worden war. Eine Wand verdeckte die Sicht zur Straße. Es roch nach Fett und... Fett, dachte Aneta Djanali. Fredrik ist der Typ, der etwas bestellt, das in der Imbißbude Klops heißt und etwas Unbeschreibliches enthält.
Halders las die Tafel. Die Gerichte waren mit Tusche geschrieben, leicht wegzuwischen, gegen etwas anderes Gutes auszuwechseln, das ä la minute zubereitet wurde.
»Ich glaube, ich nehme einen Klops«, sagte er.
»Eine gute Wahl.«
»Was?«
»Das ist mehr Nahrung als in einem Würstchen. mehr von allem, könnte man sagen.«
»Ist es nicht fein genug für dich?«
»Ich habe nichts gesagt.«
»Das hier ist richtiges Essen für Menschen, die sich nicht so haben.«
»Vergiß nicht die Gurkenmayonnaise.«
»Was?«
»Gurkenmayonnaise. Dann wird es noch richtiger.«
Halders rümpfte die Nase, bestellte seine Zwischenmahlzeit.
»Ich nehme auch ein Pucko«, sagte er, und sie mußte laut lachen.
Sie gingen hinaus, und das Auto war verschwunden.
»Was zum Teu.« sagte Halders und ließ den Klops fallen.
Aneta Djanali brüllte vor Lachen.
»Lach du nur dein verda.«
Aneta Djanali versuchte, zwischen den Lachanfällen etwas zu sagen.
»Was sagst du?« sagte Halders und starrte mit irrem Blick.
Sie trocknete sich die Tränen.
»Jetzt glaub' ich dir«, sagte sie, »du wirst verfolgt.«
»Bitte? Was?«
»Du wirst verfolgt, Fredrik. Das ist ein Komplott. Alle Autos, die du fährst, werden geklaut.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, sagte Halders und rief bei der Polizei an.
Sie warteten und beobachteten die Baumschänder auf der anderen Straßenseite.
»Der Sinn des Lebens ist, Autodiebe zu schnappen«, sagte Halders und gönnte sich eine Portion Lutschtabak.
»Ist das alles?«
»Das ist alles.«
»Da kommen die Kollegen.«
»Das Leben geht weiter.«
Winter röstete zwei Scheiben Brot und bestrich sie mit Butter und Orangenmarmelade, die von den vielen Schalen bitter schmeckte. Früher am Morgen war er von der Hogarth Road zu einem Zeitungsstand an der Earl's Court Road gegangen und hatte den Guardian, den Independent, die Times und den Daily Telegraph gekauft.
Das Handy läutete. Bertil Ringmar war dran.
»Ich weiß, daß ihr eine Stunde früher habt, aber ich habe mir gedacht, daß du auf bist«, sagte Ringmar.
»Hier ist heller Tag.«
»Wir haben noch einen Brief von diesem Einbrecher bekommen.«
Winter brauchte ein paar Sekunden, um die Gedankenkette zurückzuverfolgen. Einbrecher. Wohnung. Blutige Kleider. Zeit, die stimmte. Weit hergeholt. Verdammt weit hergeholt.
»Erik?«
»Ich bin noch da«, sagte Winter und spülte das Marmeladenbrot mit einem Mundvoll Tee hinunter.
»Er war rechthaberisch«, sagte Ringmar, »wie wenn er seine Säumigkeit jetzt rechtfertigen oder etwas einrenken wollte.«
»Ja?«
»Also haben wir uns diese
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