Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Ringmar zu.
    »Wir haben neue Fragen zu stellen«, erklärte Winter.
    »Er ist nicht zu Hause«, sagte Möllerström.
    »Schafft ihn her, er ist nicht aus der Ermittlung gestrichen, auch wenn er das glaubt. Im schlimmsten Fall müssen wir es mit einer Fotokonfrontation probieren, um ihn vielleicht zu verhaften, und wir müssen sein Privatleben durchleuchten. Freunde, Bekannte. Abendbeschäftigungen. Klubs. Bars. Kinos.«
    Er dachte an die Fotos an Vikingssons Küchenwand.
    Er warf einen Blick auf Bergenhem. Der junge Inspektor machte einen kranken Eindruck. Er konnte sich nicht erinnern, daß Bergenhem so dünn war. Hatte er ihn auf eine unmögliche Spur angesetzt? Oder war er ein Nervenbündel. wegen des Kindes, das bald kommen sollte? Davon hatte Winter keine Ahnung. Er hatte viel erlebt, aber Vater war er nicht geworden.
    »Lars?«
    Bergenhem sah ihn an, aber irgendwie an ihm vorbei. »Ja?«
    »Was meinst du?«
    »Ja. ich habe einen Kontakt, und der könnte was ergeben«, sagte Bergenhem.
    Winter wartete auf die Fortsetzung. Bergenhem sprach weiter, mit Mühe. Als ob er einen Kater hätte, dachte Winter. Oder nur wie ein Nervenbündel.
    »Es scheint, daß etwas läuft. oder gelaufen ist in dieser Branche. also etwas Neues.«
    »Etwas Neues?«
    »So eine Unruhe oder wie man sagen soll. Ich glaube, nicht nur, weil ich einige Fragen gestellt habe. Als ob jemand wüßte, wonach ich frage.«
    »Hat dir das jemand gesagt?«
    »Ich kann vielleicht einen Namen bekommen.«
    Alle warteten. Es war, als würde Bergenhem den Namen hier und jetzt sagen. Nur einen Namen, und sie könnten Kaffee trinken gehen und eine letzte Seite in Ringmars Ordner und Möllerströms Computer einfügen.
    »Einen, der Bescheid weiß«, sagte Bergenhem. Das war alles.
    Er fuhr über die Brücke und überraschte Martina. Sie stand in der Küche und blickte auf den Boden hinunter, als wartete sie darauf, daß das Wasser aus ihrem Körper hinabplätschern würde und es Zeit wäre. Es war jederzeit soweit.
    Er küßte sie, hielt sie fest. Sie roch nach Äpfeln und Baumwolle. Er legte die Hand auf den Murkel.
    »Bist du nicht im Dienst?«
    »Du zeigst mich doch nicht an?«
    Sie lachte.
    »Willst du was zu essen haben?« »Gibt es Bauchfleisch?« »Bauchfleisch?«
    »Ich möchte gebratenes Bauchfleisch. Mir ist, als hätte ich ein ganzes Jahr lang keinen Appetit gehabt.«
    »Du hast keinen Appetit gehabt.«
    »Gebratenes Bauchfleisch mit Zwiebelsauce und Salzkartoffeln und auf keinen Fall Gemüse.«
    »Das ist nicht politisch korrekt.«
    »Was denn?«
    »Das Gemüse wegzulassen.«
    »Ich kann zum Supermarkt runtergehen.«
    »Wenn du Bauchfleisch haben willst, mußt du auch hingehen. Wir haben keines.«
    Er ging, bog an der wohlbekannten Ecke ab. Drei Kinder von zehn Jahren sausten auf Skateboards vorbei. Die schwänzen auch, dachte er.
    Der Himmel war erschreckend blau. Es gab keine Wolken. Er ging an den Schulgebäuden vorbei und hörte ein scharfes Klingelzeichen. Das klingt genauso wie früher, dachte er, die Schulreformen kommen und gehen, aber keiner macht sich über die Schulklingel her. All die Stunden, die ich damit verbracht habe, auf das Klingelzeichen zu warten. Wenn ich dort in der Bank saß und nur wartete.
    Es war, als hätte seine Verwirrung nachgelassen, als wäre er aus einem Traum aufgewacht. Dieser neue Kälteeinbruch zerstreute sich dunkel in ihm.
    Lag es an Winter? Daß er wieder da war? Bin ich so verdammt abhängig? Wer bin ich? Es ist nicht mehr so undeutlich, aber es sind die gleichen Fragen. Mir ist, als müßte ich mir und andern etwas beweisen. Ich werde es ihnen zeigen und. ich werde es ihnen zeigen.
    Wer bist du, Junge, dachte er und sah das Geschäft oben auf der rechten Seite. Die Aushänge hatten die gleiche Farbe wie Huflattich. Zwei oder drei Jahre, und der Murkel würde mit der ersten Handvoll kommen, die sie in eine Vase stellen und dann zwischen dem A- und B-Teil der Enzyklopädie pressen würden.
    Was bist du mehr als ein Bulle, der leicht gesalzenes Bauchfleisch kaufen wird und ein furchtbar schlechtes Gewissen wegen etwas hat, das du eigentlich nicht getan hast.
    Er dachte an sie als Angel, als Marianne, wieder als Angel. Er wußte nicht mehr, ob er oder sie zog, wer wen zu sich zog. Entzug, dachte er nun. Das ist eine Droge. Ist es vorbei? Was ist vorbei?
    Ich weiß, was ich gerade tu' sagte er zu sich. Niemand kann etwas anderes sagen, als daß ich meine Arbeit mache. Ich habe einen Bericht geschrieben.
    Hanne

Weitere Kostenlose Bücher