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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Detail zu beschreiben, wiederzugeben, was er gesehen hatte, in unterschiedlicher Anordnung, aus verschiedenen Perspektiven.
    »Wir müssen alles richtig machen«, sagte Winter.
    »Du wiederholst dich«, meinte Ringmar.
    »Ich will sieben Statisten für die Gegenüberstellung haben«, sagte Winter.
    »Okay.«
    Das bedeutete, daß Beckman acht Personen vor Augen haben würde, den Verdächtigen und sieben Nebenpersonen, die sie aufstellen würden.
    Das gleiche würden sie mit Douglas Svensson machen, dem Barbesitzer, Jamie Robertsons Arbeitgeber. Svensson hatte ein Gesicht gesehen, das er vielleicht wiedererkennen würde.
    »Wir müssen uns bemühen, die richtigen zu finden«, sagte Winter.
    »Die Statisten? Die unschuldigen Mannequins?«
    »Ja.«
    »Selbstverständlich.«
    Sie würden Vikingsson nicht neben sieben Obdachlose stellen. Es war verdammt schwer, die richtige Zusammensetzung zu finden.
    »Gabriel verhört Vikingsson noch mal«, sagte Ringmar.
    »Ich weiß«, sagte Winter, »ich stoße gleich dazu.«
    »Über sein Umfeld oder Privatleben haben wir wenig herausbekommen.«
    »Er hat keine Familie, soweit ich sehe.«
    »Weder Frau noch Kind, wenn es das ist, was du unter Familie verstehst.«
    »Ja.«
    »Er ist nicht homosexuell.«
    »Das habe ich auch geglaubt«, sagte Winter, »wenigstens zuerst.«
    »Ach ja?«
    Winter verriet nichts von der Haussuchung, die er und Macdonald in London durchgeführt hatten. Das war nicht notwendig, zumindest noch nicht. Aber er hatte Zeichen gesehen, Details, die er wiederzuerkennen glaubte. Er dachte an Mats.
    »Das bedeutet ja an sich nichts«, sagte er.
    »Nicht mehr, als daß es Jungen sind, die ermordet wurden«, sagte Ringmar.
    »Und daß es vielleicht ein sexuelles Motiv gibt, das wir nicht erkennen können«, sagte Winter.
    Er glaubte, daß es ein solches gab oder zumindest eine indirekte Ursache. Der Mörder hatte die Verwirrung oder Suche der Jungen ausgenutzt. Es war manchmal eine unerhört einfache Sache, furchtbar einfach... selbst wenn manche in der jüngeren Generation sich als zynisch bezeichneten, oder wenn die Erwachsenen sie so nannten. selbst wenn sie an der Oberfläche cool waren, so gab es doch ein Suchen bei den Jungen, dachte Winter. Es gab immer einen Glauben an etwas. Das war eine Rettung und eine Lebensgefahr.
    »Bei jungen Menschen gibt es so viel, was einer ausnutzen kann«, sagte Winter.
    »Nur bei den jungen?«
    »Da ist es am leichtesten.«
    »Du bist auch noch jung«, meinte Ringmar.
    »Ich werde ausgenutzt, aber nicht auf diese Art.«
    »Der Fehler liegt also bei der Gesellschaft.«
    »Natürlich.«
    »Ist das immer so?«
    »Die Gesellschaft bekommt die erwachsenen Mitbürger, die sie verdient. Heute ist das deutlicher denn je.«
    »Dann gibt es also keine Hoffnung?«
    »Ich weiß nicht, Bertil.«
    »Was machst du zu Silvester 1999?«
    »Wenn du wissen möchtest, ob ich irgendwo einen Tisch bestellt habe, dann lautet die Antwort nein.«
    »Du sitzt zu Hause und legst für eine hübsche Frau Coltrane auf.«
    »Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus.«
    »Apropos. wir haben schon mit weiblichen Bekannten von Vikingsson in Göteborg gesprochen. Es kamen einige zusammen.«
    »Ich habe es im Protokoll gesehen. Ist er promiskuitiv?« »Die Zeiten sind vorbei.« »Wann waren diese Zeiten?«
    »Die waren, bevor ein homosexueller Steward das Aidsvirus von Afrika nach New York mitbrachte«, sagte Ringmar.
    »Hast du ihn an die Sage erinnert?« fragte Winter.
    Carl Vikingsson starrte Winter an, als er in den Vernehmungsraum kam. Vikingsson war ein großgewachsener Mann. Das kurze, glatte blonde Haar war länger als auf den Fotografien. Er sah aus, als könne er über sein Tun Rechenschaft ablegen. Er hat ein gutes Gedächtnis, dachte Winter.
    Der Verhörspezialist Gabriel Cohen pusselte mit seinen Papieren herum. Er war ein gründlicher Mann. Winter setzte sich mit einem Nicken hin. Vikingsson drehte und wendete sich auf seinem Stuhl, als suchte er eine gute Verteidigungsstellung.
    »Das ist Kriminalkommissar Erik Winter«, erklärte Cohen.
    »Er verfolgt das Verhör.«
    Winter nickte. Vikingsson hob einen Zeigefinger zum Gruß, als habe er beschlossen mitzuspielen.
    Cohen begann mit dem Verhör, einem von vielen. Winter hörte zu. Die Fragen drehten sich darum, was Vikingsson zur Tatzeit gemacht hatte. Bei mehreren Gelegenheiten bedauerte er, daß er kein Tagebuch dabeigehabt hatte, festgeschnallt an einem Pult auf der Brust. Das Verhör ging weiter.
    GC:

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