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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Hase, Waldvögel. GC: Ihr betreibt Wilderei? CV: Ja.
    GC: Verstehe ich Ihre Antwort richtig als Bejahung der Frage, ob Sie Wilderer sind?
    CV: Die Antwort ist ja.
    GC: Wann findet diese Jagd statt?
    CV: Immer wenn ich zu Hause bin. Deshalb habe ich keine. Alibis. GC: Wo findet diese Jagd statt?
    CV: In den Wäldern im Norden. Dalsland, Värmland. Es ist nicht wegen.
    GC: Ich habe die Antwort nicht verstanden.
    CV: Es ist nicht wegen des Geldes. Auch wenn es.
    GC: Ich habe die Antwort nicht verstanden.
    CV: Auch wenn es ganz schön was dafür gibt.
    GC: Was ist der Grund, daß Sie, wie Sie sagen, Wilderei betreiben?
    CV: Die Spannung.
    GC: Sie jagen wegen der Spannung?
    CV: Wissen Sie, wie das ist, ein verdammter lächelnder Kellner für all die nörgligen Touristen zu sein?
    GC: Nein.
    CV: Sie sollten es mal ausprobieren.
    GC: Sie gehen also auf die Jagd, wenn Sie in Schweden sind.
    CV: Ja.
    GC: Sie benutzen das Auto, von dem wir vorhin gesprochen haben?
    CV: Ja.
    GC: Einen weißen Opel Kadett Caravan, Jahrgang 88, amtliches Kennzeichen ANG 999?
    CV: Ja.
    GC: Woher stammen die Blutflecken? CV: Von der Jagd natürlich.
    GC: Von der Jagd?
    CV: Wenn wir schlachten, Teufel auch.
    GC: Es gibt Blut von Menschen im Auto und in Ihrer Wohnung.
    CV: Dann hat sich wohl einer geschnitten. GC: Wer hat sich geschnitten? CV: Mein Kumpel, das weiß ich.
    GC: Wie heißt er? CV: Muß ich das sagen?
    GC: Ja.
    CV: Peter Möller.
    GC: Dieselbe Person, von der Sie den Parkplatz mieten?
    CV: Ja.
    GC: Haben Sie jemanden geschnitten, Carl?
    CV: Was?
    GC: Haben Sie diese Jungen getötet, Carl?
    CV: Nein, verdammt. Das wissen Sie genau.
    Sie warteten, bis Carl Vikingsson zurück in die Zelle geführt wurde.
    Gabriel Cohen schaltete das Tonbandgerät aus, suchte die Papiere zusammen. Das Zimmer wirkte größer, nachdem Vikingsson hinausgegangen war, als wäre seine Stimme ein Teil der Einrichtung gewesen.
    »Was sagst du?« fragte Cohen.
    »Ich bin sprachlos«, sagte Winter, »das ist ein besonderer Mensch.«
    »Unbedingt«, sagte Cohen.

43
    Vikingsson wurde nach drei Tagen verhaftet. Es war ein widerwilliger Haftbefehl, aber es war einer. Als Wällde aus dem Saal kam, sah er aus, als ob er ein Gefäß suchte, um darin seine Hände zu waschen. Sie hatten einen Monat gewünscht. Bekommen hatten sie vierzehn Tage U-Haft.
    Vikingsson hatte den Kopf geschüttelt, ein mieser kleiner Gauner, der plötzlich in der Premier League gelandet ist. Sein Kopfschütteln war eine Botschaft: Ich gehöre nicht hierher.
    Sie stellten ihn neben sieben andere Blonde oder Aschblonde von einsneunzig, und Winter hätte selbst dastehen können oder Bölger oder Bergenhem, oder Macdonald mit Perücke.
    Oder die Jungen, dachte Winter. Sie hätten dastehen können, mit dem Daumen in der Hosentasche, schon mit ein wenig Hunger, weil es noch ein paar Stunden bis zum Lunch war. Unsterbliche.
    Kein Zeuge konnte auf Vikingsson zeigen. Vielleicht waren sie während der Vorbereitungen zu genau gewesen. Winter hatte sogar eine Testgruppe vorgeschlagen, aber das war abgelehnt worden.
    Er hatte mit Macdonald gesprochen; sie waren mit der Fotogegenüberstellung in Clapham fertig. Anderton, Macdonalds früher Zeuge, konnte Vikingsson nicht als den Mann identifizieren, den er mit Per Malmström zusammen im Park gesehen hatte. Das Haar war falsch.
    Es gab auch noch etwas anderes, aber Anderton konnte nicht sagen, was es war. Er hatte von einer Jacke gesprochen.
    Das Ganze war von Anfang an unmöglich gewesen. Sie klammerten sich an das Vorhandene, und gleichzeitig verstrich die Zeit, dachte Winter.
    McCoy Tyner spielte die Einleitung zu I Wish I Knew. Es war nach Mitternacht. Winter saß im Dunkeln und wartete, daß die Dämmerung durch die Nacht zu ihm käme. Das John Coltrane Quartet spielte die Musik der frühen Morgenstunden.
    Winter stand auf und ging im Kreis durchs Zimmer. Der Computerschirm glänzte auf dem Tisch hinter ihm, er spiegelte sich im Fenster wie ein Viereck aus fließendem Licht.
    Er hatte ein neues Szenario geschrieben und war aufgestanden, als sich der schauerliche Bericht dem Ende näherte. Coltrane spielte It's Easy To Remember. Von wegen, dachte Winter, als das kurze Musikstück frei im Zimmer schwebte. 1966. Da hatte Coltrane es aufgenommen. Winter war sechs gewesen.
    Er ließ die Platte bis zum Ende laufen und wechselte dann zu Charlie Haden und Pat Metheny, das schwebende Gefühl unverändert. Das war Musik für Erinnerungen, sogar solche, die ihn

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