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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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mit?«
    »Was?«
    »Ich möchte, daß du mitkommst. Du stehst unter.«
    »Ich will, daß du hier verschwindest, und wir vergessen das«, sagte Bölger.
    »Ich gehe nicht«, sagte Bergenhem.
    »Dann rufe ich Erik an.«
    »Ich rufe selbst an.«
    »Tu das. Du hast sicher ein Handy«, sagte er.
    »Nein.« Bergenhem stand auf. Er sah das Telefon auf einem halbmondförmigen Schreibtisch neben dem Fenster. Er ging zwischen dem Sessel und dem Tisch durch, und Bölger stand auf, als er an ihm vorbei wollte. Sie waren gleich groß. Bergenhem sah Bölger in die Augen.
    »Ich rufe selbst an«, sagte Bölger.
    »Mach Platz«, sagte Bergenhem, schob Bölger weg und machte eine Bewegung mit der Hand nach seiner Schulter. Bölger machte eine Gegenbewegung, wie einen Schlag, dann noch einen, und Bergenhem wankte rückwärts. Beinahe hätte er das Gleichgewicht verloren, fing sich und bewegte sich wieder vorwärts.
    »Komm her«, sagte Bölger und stieß mit der Hand nach Bergenhems Schulter. Bergenhem verlor den Halt, die Beine wurden ihm weich, und er stürzte und schlug mit dem Hinterkopf auf der Glaskante des Tisches auf, mit einem Krachen wie von Eisen auf Eisen. Das dicke Glas zerbrach nicht. Bergenhem lag wie in der Luft schwebend, nur mit dem Kopf an den Tisch geklebt. Er verdrehte die Augen. Er rutschte ab und fiel auf den Boden. Er lag neben dem Tisch, es zuckte in seinem Körper, eine Bewegung vom Kopf hinunter zu den Beinen. Es zuckte wieder, wiederholte sich.
    Bölger hörte Laute aus Bergenhems Mund, aus seiner Kehle. Er beugte sich über ihn. Wieder hörte er den Laut, ein eintöniges Stöhnen, das nicht zu dem Verletzten zu gehören schien.
    Bergenhem war anscheinend nicht bei Bewußtsein. Seine Augen waren geschlossen. Dann schlug er sie auf, aber Bölger wußte nicht, ob er etwas sah. Dann schlossen sich die Augen wieder. Der Laut aus Bergenhems Mund kam wieder. Es war ein schrecklicher Laut. Bölger wollte ihn nicht hören. Er hatte nicht darum gebeten, er hatte niemanden eingeladen. Er hob Bergenhems Kopf an und legte seinen Unterarm auf diesen Kehlkopf, der den unheimlichen Laut von sich gab. Er drückte nach unten, verlagerte sein Gewicht zu dem Hals unter ihm, spürte eine seitliche Bewegung des Mannes auf dem Boden und drückte fester.
    Er blieb so liegen, und nach einer Weile kam überhaupt kein Geräusch mehr. Bergenhems Augen waren nun offen, sie rollten auf merkwürdige Weise hin und her.
    Bölger erhob sich, zog an Bergenhems Beinen. Sie zuckten unaufhörlich. Bölger hob ihn hoch.
    Er hatte sich nie für ihn interessiert. Nie. Er bedeutete nichts. Darum ging es nicht. Es ging um etwas viel Größeres. Alle können etwas werden.
    Bölger ging mit seiner Last auf die Treppe hinaus, als wäre er allein auf der Welt.

44
    Erik Winter kletterte eine überhängende Klippe hinauf und sah einen Teil des Lautsprechers, der über den Stein hinausragte. Das Stück war What's New, und Coltrane spähte über die Klippe hinab, nahm das Mundstück von den Lippen, steckte sich eine Gitanes an und fragte Winter mit gesprochenen Worten anstatt mit den Tönen: What's New, What's New, und das Handy, das auf das Tenorsaxophon montiert war, schrillte gegen die gerade Röhre. Ein Tenorsaxophon muß gebogen sein, dachte Winter, das Sopransaxophon ist gerade, und er wollte es sagen, aber nun war es Macdonald, der das Telefon festhielt und schrie: Antworte, du Snob, geh ans Telefon, ehe der Junge auflegt! Es ist der Junge, der anruft! Winter versuchte, das Telefon zu nehmen, aber es saß auf dem Instrument fest. Es läutete und läutete. Winter wachte auf, und das Telefon läutete auf dem Nachttisch. Das wird allmählich zur Gewohnheit, dachte er. Die Träume sind die Wirklichkeit.
    Es hörte auf, dann fing das Handy an zu läuten, das auf dem Schreibtisch im Schlafzimmer lag. Er sprang auf und griff danach, bekam aber keine Antwort. Das Telefon am Bett fing wieder an zu läuten. Er stürzte zurück, schlug mit dem großen Zeh hart gegen den Bettpfosten, und nach den ersten toten Sekunden schoß der Schmerz durch den Körper.
    »Ha... hallo!?«
    Der Schmerz im Zeh trieb ihm Tränen in die Augen. Er versuchte, den Zeh anzufassen, aber der stieß ihn zurück. Er begriff, daß er gebrochen war.
    »Ist dort Erik? Erik Winter?«
    Die Frau hörte sich ungefähr so an, wie er sich fühlte, ein rauher Wind aus Schmerz durch den Telefonhörer. Er hörte die Musik im anderen Ohr, Coltrane drehte sich draußen auf dem CD-Player im großen

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