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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sie nichts Besonderes auf, außer daß er sich freute, nach Göteborg kommen zu dürfen. Und was diesen Brief betrifft, den er von hier bekommen haben soll, von jemand anderem hier in Schweden, da wissen wir noch nichts. Das Mädchen hatte keine Ahnung.«
    »Daß er den Brief nicht mehr hatte, ist vielleicht nicht so merkwürdig. Als ihr ihn gefunden habt.«
    »Keine neuen Zeugen, die den Jungen gesehen haben, Per Malmström?« fragte Winter, aber mehr deshalb, weil er über etwas anderes nachgrübelte. es war etwas, was Macdonald gerade gesagt hatte.
    »Massenweise und doch gar keine. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber hier gibt es immer viele Leute, die viel gesehen haben. Zu sagen, daß die Telefone heißlaufen, ist untertrieben.«
    »Nichts Konkretes?«
    »Im Moment nicht, aber das wissen Sie ja alles, Kollege. Dagegen war es kein Problem, in diesem Fall Hilfe von der Presse zu bekommen. Ein weißer europäischer Junge in den Müllhaufen südlich des Flusses ermordet. Das ist anders als sämtliche schwarzen Crackmorde, die wir hier unten zu lösen versuchen. Probieren Sie mal, damit zu den Zeitungen zu gehen«, sagte Macdonald. »Jetzt wird viel geschrieben, und da kommen viele Anrufe von der
    Öffentlichkeit. Was gut ist, wenn man die dreitausend Holzköpfe aussortiert hat. Die Gegend hier, in der ich meine Morde untersuche, hat drei Millionen Einwohner. Croydon ist Englands zehntgrößte Stadt.«
    »Göteborg ist Schwedens zweitgrößte Stadt, und das bedeutet ungefähr eine halbe Million.«
    »Und keine Schwarzen?«
    »Ja doch.«
    »Kein nennenswertes Drogenproblem.« »Mehr und mehr.«
    »Haben Sie die Zeitungen erhalten, die ich mit der Diplomatenpost geschickt habe?«
    »Ja.«
    »Dann sehen Sie es selbst. Die Öffentlichkeit fühlt sich verpflichtet, den Fall zu lösen, wenn The Sun fordert, daß in Clapham ein Ausgehverbot eingeführt werden soll, bis der Mörder gefaßt ist.«
    Winter überlegte.
    »Was haben Sie gemeint, als Sie sagten, daß wir auf einer Bühne stehen?« fragte er.
    »Eine Bühne?«
    »Warum haben Sie das gesagt?«
    »Jaaa«, antwortete Macdonald, »es kommt einem vor, als würde uns jemand beobachten, als befände sich jemand eine Bahn über uns, außer Reichweite. In diesem Moment.«
    »Das Gefühl kenne ich auch.«
    »Vielleicht liegt es am Stativ«, sagte Macdonald, »falls es nun ein Filmstativ ist.«
    »Warum hatte er ein Stativ?«
    »Das ist eine gute Frage.«
    Winter dachte nun laut. »Vielleicht wollte er die Hände frei haben.«
    Macdonald blieb still.
    »Es geht auf jeden Fall nach einem Drehbuch«, sagte Winter.
    »Vielleicht gibt es sogar ein Manuskript?« »Wurde eines gebraucht?«
    »Alle brauchen ein Manuskript«, sagte Macdonald.
    Das Handy läutete auf dem Nachttisch auf der anderen Seite.
    »Einen Augenblick«, sagte Winter zu Macdonald, legte den Hörer hin und wälzte sich über das Bett.
    »Ja?«
    »Erik? Pia hier. Wir haben Probleme mit dem fremden Blut am Arm des Jungen.«
    »Ja?«
    »Jemand hat einen Fehler gemacht. Irgendwie ist es vermischt worden, es ist entsetzlich.«
    »Kann so was passieren?«
    »Nein.«
    »Ich verstehe«, sagte Winter, aber er wußte nicht, ob der Tonfall über den weiten Weg zum Labor rüberkam. »Ich rufe dich gleich an, ich habe gerade ein anderes Gespräch.«
    Er schaltete das Handy aus und kehrte zu Macdonald zurück.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Winter. »Selbstverständlich.«
    »Wir müssen das gründlich bereden, und es gibt Dinge, die ich selbst sehen muß.«
    »Wann kommen Sie rüber?«
    »Sobald ich grünes Licht bekomme.«
    »Für mich ist das kein Problem und für meinen Chef auch nicht. Das hier ist ein Fall für direkten Kontakt zwischen den betroffenen Polizisten.«
    »Ich lasse so bald wie möglich von mir hören«, sagte Winter und legte auf.
    Everybody needs a script, hatte Macdonald gesagt. Wir stehen auf einer Bühne, und jemand, der sich außer Reichweite befindet, beobachtet uns. Wir sind ein Teil von etwas. Wir machen ständig unsere Fehler. Auf diese Weise lernen wir.
    »Der Typ von der Ambulanz«, sagte Pia Erikson Fröberg. »Was zum Teufel sagst du da?!«
    Sie hatte den Mantel abgelegt und stand blond und kühl in ihrem länglichen Büro, in dem Papiere und Bücher nahe daran waren, aus den Regalbrettern zu quellen. Sie war dazu übergegangen, die Brille auch dann zu tragen, wenn sie mit Menschen zusammenarbeitete, die auf ihr Aussehen achteten, hatte Winter gedacht, als sie sich kurz zuvor begegnet

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